CIGLDas „Centre John Castegnaro“ verhilft sozial Schwächeren zu sinnvoller Arbeit

CIGL / Das „Centre John Castegnaro“ verhilft sozial Schwächeren zu sinnvoller Arbeit
Ein Schulgarten wird regelmäßig von 50 Schulklassen besucht Fotos: Lucien Montebrusco

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Das „Centre d’initiative et de gestion local“ von Rümelingen und Kayl will Menschen nicht einfach nur beschäftigen, sondern ihnen Arbeit geben. Bei einem Besuch erfährt das Tageblatt, wie dies erfolgreich vonstattengeht.

Es riecht nach Lackfarbe. Frisch gestrichene Holzdielen reihen sich aneinander. Parkbänke werden für den kommenden Frühling fit gemacht. Die kleine Werkstatt liegt im hinteren Teil des weitläufigen Gebäudes in der Rümelinger Großstraße 36. Seit 2004 befindet sich hier der Sitz der „Centre d’initiative et de gestion local“ (CIGL) von Rümelingen und Kayl-Tetingen, 2017 nach dem Initiator und langjährigen OGBL-Vorsitzenden in „Centre John Castegnaro“ umbenannt.

Die Räumlichkeiten in der Rümelinger Großstraße beherbergen neben dem Atelier, in dem Arbeitsinstrumente repariert und Ausbildungskurse veranstaltet werden, auch das Verwaltungs- und Entscheidungszentrum der beiden CIGL. Eine große Halle auf „Hutbierg“ dient den Rümelinger CIGL-Mitarbeitern zur Lagerung von Material und Unterkunft für Lkws und Kleintransporter. Technischer Standort der Kayl-Tetinger ist „Eweschbourg“.

Ein Betreuer für fünfeinhalb „bénéficiaires“

Was in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre als bescheidene und eigentlich zeitlich begrenzte Initiative zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen und schwer vermittelbaren Jobsuchenden entstand, ist zu einem regelrechten Betrieb geworden mit 50 bis 55 Beschäftigten in Rümelingen und 55 bis 60 Angestellten in der Gemeinde Kayl. Den Großteil stellen Berechtigte oder Nutznießer („bénéficiaires“), so die offizielle Sprachregelung.

Ihnen zur Seite stehen die Betreuer, wobei der Schlüssel derzeit bei einem Betreuer auf fünfeinhalb Nutznießer liegt. Eine Neuregelung, die in Folge der OPE-Affäre eingeführt worden war und den bis dato gültigen Schlüssel von 1:2,5 ersetzte. Die CIGL waren bis 2013 dem Netzwerk „Objectif plein emploi“ (OPE) unterstellt, der den Initiativen logistisch und verwaltungstechnisch zur Seite stand.

Der Kinderspielplatz am Minen-Museum
Der Kinderspielplatz am Minen-Museum

„Wir können natürlich mehr Personal einstellen“, sagt Henri Gerson, seit 2003 Direktionsbeauftragter der beiden CIGL. „Nur müssten wir sie dann selbst bezahlen.“ Tatsächlich finanzieren Staat und Gemeinden Gehälter und Betriebskosten nur bis zum genannten Schlüsselwert, wobei das Arbeitsministerium zwei Drittel übernimmt und die jeweiligen Gemeinden ein Drittel der Kosten übernehmen. Während die Nutznießer den Mindestlohn verdienen, werden die Betreuer gemäß dem Kollektivvertrag für Mitarbeiter des Pflege- und Sozialsektors (SAS) bezahlt. Zusätzliche Mittel erwirtschaften sich die CIGL vor allem durch ihre Nachbarschaftsdienste.

Keine Beschäftigungsinitiative, sondern ein Betrieb

Die Bezeichnung Betrieb mag Einzelne befremden. Doch genau das sind die CIGL. Ihre Beschäftigten leisten älteren Personen nützliche Dienste, verwirklichen kleine Bauarbeiten, pflegen Gartenanlagen, renovieren und gestalten Spielplätze, realisieren anspruchsvolle Projekte wie etwa das Bremshäuschen am ehemaligen Tetinger Tagebau Langenacker.

Als Beschäftigungsinitiative betitelt zu werden, schmeckt Henri Gerson nicht. „Wir beschäftigen die Menschen nicht, wir geben ihnen Arbeit“, sagt er. Beschäftigen würde man etwa Kinder, indem man ihnen ein Handy oder ein Tablet in die Hand drücke, meint er.

Stolze Zahlen

Gerson und sein Stellvertreter Gilles Parasch untermauern dies mit Zahlen und Fotos konkreter Projekte. Allein in Kayl erbrachte das dortige CIGL im vergangenen Jahr 14.535 Stunden an Nachbarschaftshilfe. 5.877 davon entfielen auf Haushaltsarbeiten. 4.510 Stunden wendeten die CIGL-Mitarbeiter beim Rasenmähen, Heckenschneiden und der Pflege von Gemüsegärten auf.

In Rümelingen wurden insgesamt 4.490 Stunden in Form von Nachbarschaftshilfe geleistet. Darunter fallen neben den bereits erwähnten Diensten kleine Maler- und Maurerarbeiten, Sanitär- und Elektroarbeiten.

Nur für Menschen ab 60

CIGL-Hilfe dürfen nur Menschen ab 60 Jahre in Anspruch nehmen. Auch ein Bürgermeister, wenn er die Altersbedingung erfüllt, betont Gerson. Welches Arbeitsvolumen dürfe denn im Privathaushalt zum doch recht günstigen CIGL-Tarif ausgeführt werden? Da müsse man ein gesundes Augenmaß walten lassen, meint Gerson. So pflege man beispielsweise lediglich kleinere Rasenflächen, auch weil Gärtnereibetriebe an größeren Projekten interessiert seien.

„Wir gehen da mal schnell zur Oma, wenn das kleine Stück Rasen gemäht werden muss“, sagt Gerson. Da müsse niemand drei Wochen warten, bis jemand vorbeikomme, um den Rasen zu mähen oder einen Heckenschnitt zu machen, eine Fliese zu ersetzen oder einen tropfenden Wasserhahn zu reparieren.

Putzhilfe sei auf vier Stunden die Wochen begrenzt. Und die Beschäftigten würden angehalten, darauf zu achten, dass der Dienst auch tatsächlich den Senioren zugutekommt und nicht etwa die Wäsche der Kinder oder Enkel unters Bügeleisen gerät. In der Regel verrichte man Arbeiten, die wegen des geringen Umfangs für andere Betriebe wenig interessant seien.

Auf zwei Jahre begrenzt

Gegenleistung für die staatliche Finanzierung ist die Anstellung von Personen, die den CIGL von der ADEM vermittelt werden. Mit ihnen schließt das CIGL einen ersten, auf fünf Monate begrenzten Vertrag ab. Nur fünf Monate, weil ab dem sechsten Monat bereits Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht.

Es habe in der Vergangenheit wohl Fälle gegeben, in denen sich Personen oft krankschreiben ließen, sodass sie nach Vertragsablauf gleich Arbeitslosengeld beziehen konnten. Nach der ersten fünfmonatigen Phase kann der Vertrag zweimal verlängert werden. Die Verweildauer im CIGL ist auf zwei Jahre begrenzt.

Positive Erfahrungen mit Flüchtlingen

Von der ADEM an das CIGL werden Personen ohne Schulabschluss vermittelt, Langzeitarbeitssuchende, Menschen, die wegen ihres Alters, gesundheitlicher Probleme, körperlicher Gebrechen oder einer Haftstrafe nur schwer wieder Fuß fassen können. „Wir sind oft erstaunt über die Fähigkeiten einzelner Personen, die aber aus irgendwelchen Gründen keine zweite Chance auf den Arbeitsmarkt bekommen.“

Seit einigen Jahren stoßen auch Flüchtlinge zum CIGL. „Wir bekommen viele gute“, sagt Gerson. Bisher hat das CIGL nur positive Erfahrungen mit diesem Personenkreis gemacht. „Die Leute wollen arbeiten. Das einzige Problem ist die Sprache und viele wollen sie auch erlernen.“

Auch Ausbildungskurse werden angeboten

Zum CIGL kommt nicht nur, wer arbeiten möchte. „Bei uns bekommen sie eine Ausbildung“, sagt Gilles Parasch. Einige Ausbildungskurse würden von der ADEM vorgeschrieben. Die Neuen lernen, einen Lebenslauf aufzustellen und wie sie sich bei Vorstellungsgesprächen zu verhalten haben. Und dann werden Ausbildungskurse nach Wunsch erteilt: eine Sprache erlernen, den Führerschein für Arbeitsgeräte erwerben. Zwei Landschaftsgärtner bereiten die Neuzugänge auf ihre Arbeit vor. Nicht alles kann hausintern erlernt werden. Wer etwa Anstreicher- oder Schweißerkurse belegen will, geht in das Escher CNFP. Die Kosten übernimmt das CIGL.

„Wichtig ist, dass die Leute wieder in einen Arbeitsrhythmus kommen, etwa was die Arbeitszeiten anbelangt“, erklärt Gerson. „Wir sind da ein bisschen streng“, ergänzt Parasch. Es gebe da einige Grundregeln, zum Beispiel dass man überhaupt mal zur Arbeit erscheinen muss.

Zu Beginn als „Club des chômeurs“ verlacht

Die Ergebnisse dieser Wiedereingliederungsbemühungen lassen sich sehen. 25 Prozent der „bénéficiaires“ haben in den vergangenen 20 Jahren innerhalb von zwei Jahren eine Arbeitsstelle auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden. Wer möchte, kann sich während seiner CIGL-Zeit nach einer anderen Stelle umsehen. Er wird für das Vorstellungsgespräch freigestellt.

Seit der Gründung der zwei CIGL, 1997 Rümelingen, 1998 Kayl/Tetingen, arbeiteten rund tausend Personen in beiden Einrichtungen. „Alles Menschen, denen geholfen wurde, wieder auf die Beine zu kommen“, sagt Gerson. Dabei sei man am Anfang noch als „Club des chômeurs“ verlacht worden, erinnert er sich. „Jetzt spüren wir eine gewisse Anerkennung.“

Tour in die Industrie-Vergangenheit

Letzteres ist wohl auch den etlichen Projekten zu verdanken, die in den vergangenen Jahren in den beiden Gemeinden realisiert wurden und die heute zum öffentlichen Inventar gehören. So etwa der Spielplatz vor dem „Musée des mines“ in Rümelingen, das städtische Mobiliar wie Parkbänke oder Holzchalets, die den lokalen Vereinen zur Verfügung stehen, der Gemeinschaftsgarten auf „Hierzesprong“. Derzeit wird das Arboretum hinter dem Rümelinger Fussballfeld instandgesetzt. Infotafeln liefern interessante Details zu den hier angepflanzten Bäumen.

Der restaurierte Bremsberg des Tagebaus Langenacker
Der restaurierte Bremsberg des Tagebaus Langenacker Foto: CIGL

Spielplätze und Stadtmobiliar gestalteten die CIGL-Mitarbeiter auch in Kayl und Tetingen. Auf „Hesselsbierg“ richteten sie einen pädagogischen Garten ein, der von rund 50 Schulklassen besucht wird. Glanzstück ist wohl der September 2018 feierlich übergebene Bremsberg des Tetinger Tagebaus Langenacker. Die in Vergessenheit geratene Technik diente dazu, die Minette aus den höher gelegenen Erzgruben mit Buggys ins Tal zu befördern.

Das Projekt erforderte extrem viel Know-how, erinnert sich Gerson. Das „Bremshäuschen“ ist Teil des „Minettswee“, ebenfalls vom CIGL eingerichtet. Einmal fertiggestellt, führt die Tour den Spaziergänger zu Zeugnissen der industriellen Vergangenheit des Kayltals. Beteiligt ist das CIGL Kayl auch an der rezent vom Gemeinderat beschlossenen Neugestaltung des Ouerbetts.

Die Liste der umgesetzten oder noch geplanten Projekte ist damit längst nicht erschöpft. Die mehr als hundert CIGL-Mitarbeiter werden sich noch lange Jahre auf nützliche Arbeit im Interesse der Einwohner beider Ortschaften freuen dürfen.

GERGES JANG
30. Januar 2020 - 18.36

Hallo Nello: Net alles Kaabes,wann kee Patron do as, den engem Arbecht get?Net all Patron hellt e Sozial Schwachen an séin Betrieb eran!

Nello
29. Januar 2020 - 17.35

Lauter Kabbes, Sie sollen bei déi normal Patron'en schaffen goen.