FR.A.RT (31)Danielle Grosbusch, 1956, Ettelbrück

FR.A.RT (31) / Danielle Grosbusch, 1956, Ettelbrück
 Foto: Anouk Flesch

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Danielle Grosbusch ist Druckgrafikerin, Malerin und Zeichnerin. Nach Kunststudien in Brüssel und Amsterdam war sie Mitgründerin des „Articulum“-Geschäfts in Luxemburg-Stadt sowie der Ösling-Sektion von „Jeunes et environnement“. Seit ihre drei Kinder erwachsen sind, widmet sie sich hauptsächlich der Kupferradierung, in der sie als Mitglied vom Atelier „Empreinte“ auch Kurse gibt. Sie hat schon mehrmals am „Salon du CAL“ teilgenommen und wird im November im „Sixthfloor“ in Koerich ausstellen. Grosbusch lebt und arbeitet in Ettelbrück.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Danielle Grosbusch: Ich bin chaotisch, innerlich oft zerrissen und wahnsinnig ausdauernd.

Wann sind Sie am kreativsten?

Beim Spazieren stelle ich mir Bilder vor. Ideen kommen auch, wenn ich aufräume oder mir alte Arbeiten anschaue. Es bringt nichts, auf die Inspiration zu warten.

Machen Sie Ihre Kunst hauptsächlich für sich selbst?

Ja, ich denke, dass ich vor allem therapeutisch arbeite. Die meisten Künstler*innen spüren einen gewissen Schmerz, der nach draußen drängt. Ich bin froh, seit einigen Jahren meinen roten Faden als Künstlerin gefunden zu haben und zu wissen, wo es hingeht. Bei mir machen die Momente, in denen alles stimmt, ungefähr 20% aus – doch die sind es wert.

Umwelt und Botanik sind die Hauptthemen Ihrer Werke. Warum?

Mit meinen Werken will ich zeigen, wohin uns unser Umgang mit der Umwelt bringt. Vor 40 Jahren wurden wir umweltbewussten Menschen noch ausgelacht. Jetzt ist alles eingetreten, wovor man gewarnt hatte. Die Umweltauswirkungen der Säure und Lösungsmittel, die ich für den Kupferdruck verwende, stören mich allerdings zunehmend. Ich habe schon andere Farben sowie Holzschnitt versucht, doch das Filigrane am Kupfer passt am besten zu mir.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

In der luxemburgischen Kunstszene gibt es heutzutage eine enorme Vielfalt. Wäre ich jünger, würde ich sicherlich an meiner Fähigkeit zweifeln, mich zu behaupten. Am schwierigsten fand ich immer, zu wissen, welche Werke gut genug sind, um sie zu zeigen. Mein Gravurlehrer Roger Bertemes meinte daraufhin, dass das wirklich Gute bleiben wird. Ich liebe die Drucktechnik, da es Kunst zum sozialen Preis ist und weil die Kupferplatten mich überleben werden.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Meine Karriere hat recht spät angefangen, weil ich drei Kinder habe. Auf manche Sachen muss man verzichten, um sich auf andere zu fokussieren. Ich wollte eine Familie und ein Haus, Geld war zweitrangig. Die Rente bleibt dabei jedoch auf der Strecke. Ich denke, wir Frauen belügen uns, wenn wir glauben, alles unter einen Hut zu kriegen, uns dann aber totarbeiten. Wir verstehen die Emanzipation falsch, wenn wir alles wollen – das geht in meinen Augen nicht. Die Männer müssen mitziehen.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Ich wünschte mir, dem Lebenswerk älterer Künstler*innen würde mehr Bedeutung zugemessen werden, anstatt nur den aktuellen Werken. Zudem langweilt mich die Erwartung, dass man als Künstler*in immer im selben Genre bleiben und einen Wiedererkennungswert haben soll. Manchmal arbeite ich gerne farbig, mache Linoldruck oder Zeichnungen.

Was bedeutet es, am CAL teilzunehmen?

Sich der Jury vom CAL zu stellen bleibt jedes Jahr eine Herausforderung, denn auch als Mitglied bleibt man von Absagen nicht verschont. Da man viel in die Werke hineinsteckt, bedeutet einem das etwas. Insofern hat der CAL vielleicht ein Monopol in der luxemburgischen Kunstwelt.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich will dann immer noch hier sein und arbeiten. Vor 30 Jahren träumte ich von einem Atelier in einem Garten, wie ich jetzt eines habe.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Isabelle Lutz, die ich damals am „Beaux-Arts“ kennengelernt habe.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die „FR.A.RT“-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.