Euro 2021Dänemarks emotionale EM-Reise geht weiter

Euro 2021 / Dänemarks emotionale EM-Reise geht weiter
Die dänischen Fans erlebten bislang eine Achterbahnfahrt der Gefühle Foto: AFP/Darko Voijnovic

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Die dänische Mannschaft hat ihre beeindruckende Reise bei der Fußball-EM fortgesetzt. Durch den Sieg gegen Tschechien stehen die Skandinavier im Halbfinale.

Nach dem nächsten erfolgreichen Kapitel dieser emotionalen EM-Geschichte stürmten Thomas Delaney und Co. zu den dänischen Fans. Die erschöpften, aber glücklichen Spieler feierten mit einer Welle, Trainer Kasper Hjulmand genoss den Einzug ins Halbfinale am Rand mit einem rot-weißen Anglerhut auf dem Kopf. Den Erfolg im Duell der Überraschungsteams bejubelten die Dänen fast wie einen Titel.

Durch das hart erkämpfte 2:1 (2:0) im Viertelfinale gegen Tschechien mit Überflieger Patrik Schick darf Hjulmands Team weiter von der ganz großen Sensation träumen – und von der Krönung einer beeindruckenden Reise. Angespornt von dem Drama um Christian Eriksen und den Helden von 1992, marschieren die Dänen weiter munter durch das Turnier.

„Es ist schwer in Worte zu fassen“, sagte Keeper Kasper Schmeichel, auch Delaney schwärmte: „Fantastisch. Es ist so cool.“ Und Hjulmand war einfach nur froh: „Es ist hervorragend, wie die Mannschaft arbeitet und wie sie alles gibt auf dem Platz. Ich bin stolz auf die Mannschaft und die dänischen Leute. Wir haben so viel Liebe bekommen.“

Thomas Delaney (5.) und Torjäger Kasper Dolberg (42.) brachten Dänemark mit ihren Treffern im Viertelfinale in Baku erstmals seit dem Titelgewinn vor 29 Jahren wieder unter die besten vier Teams einer EM. Es ist der nächste Höhepunkt bei diesem Turnier, das mit Eriksens Zusammenbruch so emotional begonnen hatte. Im Kampf um das Endspiel geht es am Mittwoch (21.00 Uhr) im Londoner Wembley-Stadion gegen England.

Chance genutzt

Schick (49.) verkürzte zwar noch einmal, dennoch verpassten seine Tschechen das erste EM-Halbfinale seit 2004. Der Leverkusener zog mit seinem fünften Turniertreffer mit dem bereits ausgeschiedenen Cristiano Ronaldo in der Torjägerliste gleich – und mit dem tschechischen EM-Rekordtorjäger Milan Baros. In der Schlussphase musste Schick angeschlagen ausgewechselt werden.

Hjulmand hatte die Bedeutung der Partie bereits vor dem Anpfiff deutlich gemacht. Dies sei „eine Chance“, betonte der dänische Coach, „die wir vielleicht nie wieder bekommen“. Einmal mehr kämpfte Dänemark auch für Eriksen, der im ersten Turnierspiel kollabiert war. „Er ist immer noch das Herz der Mannschaft“, sagte Hjulmand.

Ohne Eriksen und zunächst auch ohne Yussuf Poulsen startete Dänemark ins Spiel. Dolberg, Doppeltorschütze aus dem Achtelfinale, erhielt den Vorzug in der Spitze vor dem Leipziger, der zuletzt angeschlagen gefehlt hatte. Hjulmand vertraute der Elf, die gegen Wales (4:0) überzeugend aufgetreten war.

Und die Skandinavier erwischten einen perfekten Auftakt. Delaney köpfte gleich bei der ersten Offensivaktion völlig freistehend nach einer Ecke ein, die es allerdings nicht hätte geben dürfen. Die Proteste der Tschechen vor dem Eckstoß hatten aber nichts mehr an der Entscheidung von Schiedsrichter Björn Kuipers geändert. Doch die erhoffte Sicherheit gab die Führung den Dänen nicht. Wenig Tempo, kaum Ideen – den besseren Eindruck in einer dürftigen ersten Halbzeit machten die Tschechen, die durch Tomas Holes (22./35.) zweimal gefährlich vor dem dänischen Tor auftauchten.

Von den mitreißenden Auftritten von Hjulmands Elf in den vorherigen Partien war nur wenig zu sehen, selten starteten die Dänen zielstrebige Angriffe über die schnellen Martin Braithwaite und Mikkel Damsgaard. Doch sie überzeugten mit Effektivität: Dolberg schob nach einer herrlichen Flanke von Joakim Maehle eiskalt ein.

Auf der Bank blieb bei Tschechien auch nach der Pause Kapitän Vladimir Darida, der beim Überraschungscoup gegen die Niederlande (2:0) verletzt ausgefallen war. Doch das Team von Trainer Jaroslav Silhavy zeigte auch ohne den Hertha-Profi eine Reaktion und belohnte sich umgehend durch Schick. Nach dem Blitzstart der Tschechen beruhigte Dänemark die Partie etwas. Hjulmand zog Christensen als Stabilisator aus der Dreierkette vor ins Mittelfeld, dazu brachte er Poulsen als frischen Stürmer, um für Entlastung zu sorgen. Der Schwung nach der Pause von Schick und Co. verpuffte mit zunehmender Spieldauer.

Kane: „Großer Abend für den englischen Fußball“

Kapitän Harry Kane schwärmte nach dem überzeugenden 4:0 (1:0) der Three Lions gegen die Ukraine von einem „großen Abend für den englischen Fußball. Das war beeindruckend“, sagte der Kapitän der Engländer, der mit zwei Treffern selbst maßgeblichen Anteil am klaren Erfolg des Teams von Gareth Southgate hatte. Die Engländer kehren im Halbfinale am Mittwoch in ihr Wohnzimmer Wembley zurück. Dort wollen sie sich den Traum vom ersten Titel nach 55 Jahren erfüllen. „Unser Weg ist noch nicht zu Ende. Das Beste kommt noch“, sagte Abwehrchef Harry Maguire. England sei „auf dem richtigen Weg, aber noch haben wir nichts erreicht. Wir müssen Schritt für Schritt weitermachen. Auf uns wartet ein sehr starker Gegner“, ergänzte Kane nach dem höchsten EM-Sieg der Engländer.
Durch den Erfolg gegen die Ukraine stehen die Engländer zum dritten Mal nach 1968 und 1996 unter den besten vier bei einer EURO. Kane war mit einem Doppelpack (4./50.) der Matchwinner für den Weltmeister von 1966, der im Achtelfinale die deutsche Mannschaft ausgeschaltet hatte. Zudem trafen Maguire (46.) und Jordan Henderson (63.).

Im Überblick

Viertelfinale:
Am Freitag:

Schweiz – Spanien 2:4 n.E. (1:1, 0:1)
Italien – Belgien 2:1 (2:1)
Am Samstag:
Tschechien – Dänemark 1:2 (0:2)
Ukraine – England 0:4 (0:1)

Halbfinale:
Am Dienstag, 21.00:

Italien – Spanien
Am Mittwoch, 21.00: 
England – Dänemark

Finale:
Am Sonntag um 21.00 Uhr