Der Pokal für die Romantiker

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Überraschungssieger, Verlängerungen und Elfmeterhelden: Wenn es Landesmeister auf Bolzplätzen mit harter Gegenwehr zu tun bekommen und das ganze Dorf seine Helden entlang der Handläufe anfeuert, dann setzt der Pokal wieder alle Gesetze außer Kraft. An Samstag und am Sonntag müssen die ersten
28 Fußballmannschaften des Landes in der zweiten Runde der Coupe de Luxembourg ran. Fest steht bereits jetzt, dass es mindestens zwei Teams aus der zweiten Division in die Runde der letzten 32 schaffen.

Der Charme der Coupe de Luxembourg kommt in diesem Jahr voll zur Geltung: Der Titelverteidiger und Landesmeister F91 reist zum Drittdivisionär Wilwerwiltz – und muss nicht nur mit einer Busfahrt zwischen Umkleideräumen und Spielfeld vorliebnehmen, sondern auch mit einem Rasen, der seine besten Tage schon etwas länger hinter sich hat. Auch die Jeunesse hat eine lange Fahrt nach Ulflingen vor sich. Die Mannschaft aus dem Dorf der drei Jungfrauen ist nach dem Abstieg umso motivierter gegen den Rekordmeister.

Heimspiel für Gérard Mersch

Die Escher Fola, Vorjahresfinalist, gastiert heute in Wintger. Für Gérard Mersch eigentlich ein Heimspiel: Der Spieler der „Doyenne“ begann seine ersten fußballerischen Schritte in Luxemburg damals unter dem Belgier Richard Wirard, dem er eigenen Aussagen zufolge auch einen großen Anteil an seiner Karriere zu verdanken hat (siehe www.tageblatt.lu).

Neben den Duellen der großen Gegensätze gibt es diesmal auch zwei direkte Vergleiche zwischen Zweitdivisionären. Heute Abend bekommt es Pratzerthal/Redingen nach der 1:3-Liganiederlage erneut mit Useldingen zu tun. Fluch oder Segen, auch Trainer Ivo Martins da Silva war sich am Tag vor der Begegnung noch nicht so ganz sicher, in welche Richtung es gehen wird. Das Gleiche gilt für Berdorf/Consdorf gegen Schieren.

Derbyfans kommen auf ihre Kosten

Derbyfans dürften nicht nur bei der Partie Remich/Bous gegen Mondorf bedient werden: Sporting Steinfort gegen RM Hamm Benfica ist zwar kein Nachbarduell, doch der kleine Bruder des Lissabonner Derbys wird sicherlich ein richtiges stimmungsvolles Fest werden.

Die Fußballromantiker dürften an diesem Wochenende voll auf ihre Kosten kommen, bevor am nächsten Wochenende der letzte BGL-Ligue-Spieltag vor der Länderspielpause angesetzt ist. In den unteren Divisionen müssen dagegen einige schon am Mittwoch wieder ran. Gegen eine lange Partynacht hätten sie trotzdem bestimmt nichts einzuwenden.

Dan Santos weiß, wie es geht

Coach des BGL-Ligue-Vertreters ist bekanntlich Dan Santos – der in seiner Zeit als Beggen-Trainer u.a. Ende 2013 die Escher Fola aus dem Wettbewerb geschmissen hat. Er weiß demnach, wie es geht. „Das Rezept werde ich allerdings nicht verraten.“ Dass der Kampf einen großen Anteil daran hat, verneinte er jedoch nicht. „Ich habe mein Team gewarnt. Wir müssen dieses Spiel sehr ernst nehmen, als wäre es ein BGL-Ligue-Duell.“

Er erklärte: „Die Jungs neigen dazu, diese Begegnungen zu unterschätzen. Wenn aber jeder zehn Prozent weniger gibt, während beim Gegner alle über sich hinauswachsen und zehn Prozent mehr geben … Dann spielt man plötzlich auf dem gleichen Level.“

Vorzeitiges Fest

Der Trainer wird deshalb auch keine Experimente vornehmen, sondern bis auf den verletzten Mokrani mit dem kompletten Kader anreisen. Lediglich im Tor darf die eigentliche Nummer zwei, Dany Rodrigues, ran. Auch beim Gegner dürfte es für den 36-Jährigen keine Überraschungen geben. „Ich habe mich informiert. Wir wissen, was auf uns zukommt. Steinfort hat zum Auftakt alle drei Spiele gewonnen. Wir kennen ihre Stärken. Ich habe mich wie auf ein BGL-Ligue-Spiel vorbereitet.“ Der Santos-Klub hat ohnehin ausreichend erfahrene Spieler in den Reihen, die mit dem Druck umgehen können. „Trotzdem bin ich froh, wenn wir die Partie hinter uns haben“, fuhr der Trainer fort.

In Portugals Liga NOS werden sich die Lissabonner Fans noch drei Monate gedulden müssen, bevor pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen das Derby programmiert ist. In Luxemburg werden die „Benficistas“ morgen allerdings keine Geschenke verteilen wollen. Zumal es im Duell der kleinen Brüder auch darum geht, die Ehre der Klub-Verwandtschaft würdig zu vertreten: „Seit ich in Hamm Trainer bin, interessiere ich mich auch wieder mehr für den portugiesischen Fußball.

Von der Rivalität her ist es wie Schalke gegen Dortmund. Der passendere Vergleich ist allerdings Lazio gegen AS Rom, da es ein Stadtderby ist. In den letzten Jahren hatte Benfica immer die Nase vorn.“ Ob dieser Trend in Luxemburg fortgesetzt wird? „Ich habe ja selbst ausreichend Erfahrung mit diesen Situationen und weiß, wie schwer es manchmal ist, kleine Teams zu schlagen.“ Tausende Zuschauer wie bei den Weltstars wird man am Sonntag (16.00 Uhr) wohl nicht anziehen können, allerdings dürfte es dennoch ein würdiges Fußballfest werden.