Tour de FranceCort-Nielsen siegt, Pogacar rettet knapp Gelb, Jungels weiter konstant

Tour de France / Cort-Nielsen siegt, Pogacar rettet knapp Gelb, Jungels weiter konstant
Sieger der 10. Etappe: Magnus Cort-Nielsen (EF Education-Easy Post) Fotos: Anouk Flesch/Tageblatt

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Magnus Cort-Nielsen (EF Education-Easy Post) heißt der Sieger der 10. Tour-de-France-Etappe, die über 148,1 Kilometer von Morzine nach Megève führte. Der Däne gewann nach einer erfolgreichen Flucht, die auch Tadej Pogacar (UAE), den Träger des Gelben Trikots, ins Wackeln brachte. Bob Jungels (Ag2r-Citroën) beendete die Etappe in der Gruppe der Favoriten.

Alles andere als schwere Beine hatte Bob Jungels am Dienstag. Nach seinem Etappensieg am Sonntag kam ihm der folgende Ruhetag gelegen. Zu Beginn der Etappe am Dienstag wollte der Luxemburger wieder in die Echappée, doch sollte die Flucht in die Ausreißergruppe nicht gelingen. Wie erwartet begann die Anfangsphase der 10. Etappe unruhig – es dauerte knappe 65 Kilometer, ehe sich Fahrer absetzten. Insgesamt 25 Radsportler befanden sich in der Spitzengruppe, die sich über neun Minuten Vorsprung auf das Peloton herausfuhr. 

Für eine Unterbrechung der Etappe sorgte 37 Kilometer vor dem Ziel eine Gruppe von Aktivisten. Während Alberto Bettiol (EF Education), der sich zwischendurch alleine abgesetzt hatte, die Gruppe sitzender Klima-Protestierer noch umkurvte, stoppten die Rennleiter das heraneilende Hauptfeld. Bei den Protestierenden handelte es sich um neun Personen einer Umweltschutzbewegung („dernière génération“), die sich unter anderem gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Etwa zehn Minuten dauerte es, bis die Strecke wieder frei war. Die Etappe wurde mit den zuvor bestehenden zeitlichen Abständen fortgesetzt.

„Leider bietet die Tour auch eine große Bühne für solche Sachen“, erklärte Bob Jungels im Ziel. „So etwas gehört fast schon dazu. Mich hat es aber nicht weiter gestört.“  Während Bettiol eingeholt wurde, begann auf den letzten Kilometern ein Kampf gegen die Zeit – zwischen Lennard Kämna, der in der Ausreißergruppe war, und Pogacar, der sich im Hauptfeld befand. Vorne hatte Kämna weiterhin über 9 Minuten Vorsprung auf das Gelbe Trikot von Pogacar – in der Gesamtwertung lag der deutsche Profi von Bora-hansgrohe bislang 8:43 Minuten hinter dem Slowenen. Während sich ganz an der Spitze des Rennens der Däne Magnus Cort (EF Education-Easy Post) vor Nick Schultz (Team BikeExchange – Jayco) bei brühender Hitze im Fotofinish durchsetzte, kämpfte Kämna um jede Sekunde. 

Pogacar rettet elf Sekunden

„Es lief halt überhaupt nicht. Ich hatte heute das Gefühl, dass jeder gegen mich fährt in der Spitzengruppe“, sagte Kämna. „Es hat echt gar keinen Spaß gemacht den letzten Berg hoch. Am Ende habe ich alles gefahren, was ich hatte.“ Kämna fuhr als Zehnter über den Zielstrich – 22 Sekunden nach dem Etappensieger. Für den 25-Jährigen hieß es dann: warten. Wo ist Pogacar? Sollte es für den großen Coup ins Gelbe Trikot reichen? 

Im Hauptfeld, das in den letzten Anstieg ging, war ganz vorne unter anderem Kevin Geniets und der Tross von Groupama-FDJ zu sehen. Die Mannschaft stellt sich weiterhin voll in den Dienst von Kapitän David Gaudu. Während sich Geniets nach getaner Arbeit zurückfallen ließ, zog UAE das Tempo noch mal an. Am Ende sprintete Pogacar ins Ziel – und rettete knappe elf Sekunden auf Kämna, der nun Zweiter im Gesamtklassement ist. 

Bob Jungels verpasste den Sprung in die Ausreißergruppe
Bob Jungels verpasste den Sprung in die Ausreißergruppe

Mit in der Gruppe der Favoriten, die 8:54 Minuten nach Cort ins Ziel fuhr, war auch Jungels als 38. „Für mich war es eine relativ langweilige Etappe“, sagte der Luxemburger. „Ich habe mich gut gefühlt, auch in den Anstiegen. Ich hatte gute Beine und nun schauen wir, wie es die nächsten Tage weitergeht.“ Im Gesamtklassement verliert Jungels zwei Plätze – die beiden Ausreißer Kämna und Luis Leon Sanchez (Bahrain-Victorious) rückten vor. Damit ist Jungels nun 18. – drei Plätze hinter Aurélien Paret-Peintre, der aktuell die beste Platzierung in der Zwischenwertung für Ag2r-Citroën belegt.

Schlüsseletappe am Mittwoch

„Im Endeffekt bin ich traurig, dass ich es nicht in die Ausreißergruppe geschafft habe, oder dass ich es nicht mehr probiert habe. Ich weiß nicht, ob sie mich hätten fahren lassen, aber Kämna hatte im Gesamtklassement vor der Etappe auch nicht viel mehr Rückstand als ich. Auf der einen Seite bin ich etwas enttäuscht, auf der anderen konnte ich mich heute auch ein bisschen erholen.“ 

Am Mittwoch steht die zweite Bergankunft in den Alpen an. Es wird eine Schlüsseletappe der Tour werden, denn das Peloton wird bereits vor dem letzten Schlussanstieg, dem Col du Granon Serre Chevalier, extrem gefordert. Zuvor müssen die Fahrer die Lacets de Montvernier (2. Kategorie) hoch, dann folgen der Col du Télégraphe (1.) und der Col du Galibier (höchste Kategorie). „Vielleicht ist das für mich die nächste Chance“, erklärte Jungels. „Wir müssen uns heute Abend aber zusammensetzen, damit wir klar besprechen, was unsere Ambitionen für das Gesamtklassement sind. Ich weiß, dass dem Team das Gesamtklassement wichtig ist. Wenn ich morgen in die Echappée fahre, ist es 50:50, ob wir durchkommen oder nicht. Wenn wir vor dem Ziel eingeholt werden, werde ich viel Zeit verlieren.“ Gespannt wird man also auf die Taktik der französischen Mannschaft sein dürfen. 

Im Überblick

10. Etappe: Morzine Les Portes du Soleil – Megève (148,1 km):
1. Magnus Cort Nielsen (Dänemark/EF Education-EasyPost) 3:18:50 Stunden, 2. Nick Schultz (Australien/Team BikeExchange-Jayco) beide gleiche Zeit, 3. Luis Leon Sanchez (Spanien/Bahrain-Victorius) 0:07 Minuten zurück, 4. Matteo Jorgenson (USA/Movistar Team) 0:08, 5. Dylan van Baarle (Niederlande/Ineos Grenadiers) 0:10, 6. Georg Zimmermann (Deutschland/Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux) 0:15, 7. Benjamin Thomas (Frankreich/Cofidis) 0:18, 8. Andreas Leknessund (Norwegen/Team DSM) 0:20, 9. Fred Wright (Großbritanien/Bahrain-Victorius) 0:22, 10. Lennard Kämna (Deutschland/Bora-hansgrohe) beide gleiche Zeit, … 38. Bob Jungels (Luxemburg/Ag2r-Citroën) 8:54, … 66. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 10:31

Gesamtwertung nach 10 von 21 Etappen:
1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 37:11:28 Stunden, 2. Kämna 0:11 Minuten zurück, 3. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:39, 4. Geraint Thomas (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 1:17, 5. Adam Yates (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 1:25, 6. David Gaudu (Groupama-FDJ) 1:38, 7. Romain Bardet (beide Frankreich/Team DSM) 1:39, 8. Thomas Pidcock (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 1:46, 9. Enric Mas (Spanien/Movistar Team) 1:50, 10. Sanchez, beide gleiche Zeit, … 18. Jungels 5:53, … 46. Geniets 34:14