LuxemburgCorona-Todesstatistik wird nachträglich angepasst: Was wir wissen und was nicht

Luxemburg / Corona-Todesstatistik wird nachträglich angepasst: Was wir wissen und was nicht
Bislang haben sich zahlreiche Mitarbeiter des luxemburgischen Gesundheitspersonals mit dem Coronavirus infiziert, daran gestorben ist aber noch keiner Foto: Editpress/Julien Garroy

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Wie viele Menschen des Luxemburger Gesundheitspersonals haben sich mit dem Coronavirus infiziert – und wie viele sind daran gestorben? Eigentlich sollte die Regierung Buch darüber führen, doch sie hat ihre Hausaufgaben nur zum Teil erledigt. Auch rechnet die „Santé“ damit, dass die Zahl der Toten nach dem Abflauen der Pandemie korrigiert werden muss.

Mindestens 1.500 Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter des Pflegepersonals sind während der Covid-19-Pandemie weltweit ums Leben gekommen. Das schätzt der „International Council of Nurses“ (ICN). Er fordert zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass alle Regierungen Statistiken darüber führen, wie sich die Corona-Pandemie auf das Gesundheitspersonal auswirkt. Auf Anfrage des Tageblatt legt das Gesundheitsministerium erste Statistiken vor – die jedoch nicht ganz komplett sind.

Der Beamtenapparat unter Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) kann nicht genau beantworten, ob und wie viele Personen des Gesundheitssektors dem Virus zum Opfer gefallen sind. „Weil eine solche Statistik sehr zeit- und ressourcenaufwendig ist, konzentrieren sich die Teams des Contact Tracing und der Gesundheitsinspektion momentan auf ihre Hauptaufgaben. Die Erstellung einer solchen Statistik ist aber durchaus angedacht“, lautet die Antwort aus dem Gesundheitsministerium.

Statistiken werden angepasst

Zahlen der Gesundheitsinspektion zufolge – deren Vollständigkeit das Ministerium nicht garantieren kann – sollen 111 freie Ärzte, 43 Krankenhausärzte, 557 Krankenschwestern und 418 „Aide-soignants“ sich inzwischen mit dem Coronavirus infiziert haben – von diesen soll jedoch noch keiner an einer Covid-Erkrankung gestorben sein. Nur zwei der insgesamt 1.129 infizierten Personen sollen über 75 Jahre alt gewesen sein.

Die Statistik der Covid-Toten wird aber voraussichtlich nach Abklingen der Pandemie noch einmal angepasst werden, sagt Monique Pütz, Sprecherin des Gesundheitsministeriums: „Zurzeit werden alle Menschen, die mit oder an einer Covid-19-Infektion sterben, als Covid-Tote vermerkt, wie es auch den internationalen Vorgaben entspricht.“ Nachdem das Geschehen rund um die Pandemie abgeklungen sei, könne es sehr wohl sein, dass diese Zahl noch etwas nach unten korrigiert wird. Es könne vorkommen, dass Menschen wegen einer anderen Krankheit oder anderer Traumata gestorben seien, jedoch eine Covid-Infektion aufwiesen – diese würden zurzeit ebenfalls als Covid-Tote aufgeführt. „Unser ‚Service épidémiologie et statistique‘ wird in der Folge noch einmal genau überprüfen, was genau die Todesursache gewesen war und die Statistiken entsprechend anpassen.“

Die Regierung versprach, das Gesundheitspersonal während der Pandemie durchgehend auf das Coronavirus testen zu lassen. Zwischen dem 14. September und dem 10. Dezember wurden die Ärzte, die in Luxemburg arbeiten, insgesamt 6.250 Tests unterzogen – davon wurden 3.150 im Rahmen des Large Scale Testing (LST) durchgeführt. Alle anderen „Professionnels de santé“ (PDS) wurden insgesamt 34.600-mal auf das Coronavirus getestet. 20.200 dieser Tests fanden im Rahmen des LST statt. Die Tests, die nicht im Rahmen des LST durchgeführt wurden, sind auf Verdachtsfälle auf diagnostischer Basis zurückzuführen. 

„Das Gesundheitspersonal erhält jede zweite Woche eine Einladung fürs LST. Inwiefern diese wahrgenommen werden, obliegt dann jedem Einzelnen – deshalb führt das Ministerium nur die Anzahl an durchgeführten Tests und nicht die der getesteten Personen auf. Es könne theoretisch sein, dass sich jemand mehrmals testen lässt, ein anderer jedoch gar nicht“, sagt Monique Pütz.

Vorschläge der WHO

Die WHO hat in ihrem Bericht „Health workforce policy and management in the context of the Covid-19 pandemic response“ Empfehlungen für das Gesundheitspersonal im Rahmen der Corona-Pandemie ausgesprochen. Neben Vorgaben für Infektionsprävention und -kontrolle sind auch Vorschläge in dem Bericht enthalten, wie sich die Arbeitsbedingungen trotz – oder gerade wegen einer – Pandemie verbessern lassen.

Die Krankenhäuser sollen das Personal demnach nicht im speziellen Umgang schulen, sondern auch deren ausdrückliche Erlaubnis einholen, ob diese bereit sind, im Rahmen der Covid-Pandemie mitzuwirken. Sollte sich die Belegschaft mit dem Coronavirus anstecken, obliegt es zudem den Verantwortlichen, die Mitarbeiter vor Stigmatisierung oder sonstigen Angriffen zu schützen. 

Dass sich der gesamte Gesundheitssektor in einer Stresssituation befindet, steht außer Frage. Den „professionnels de santé“ soll deshalb der Zugang zu psychologischer Hilfe gewährleistet werden – unter anderem sollen somit auch Suizide durch eine frühzeitige Erkennung verhindert werden. Als weitere Maßnahme schlägt die WHO auch verschiedene finanzielle Entschädigungen vor, die dem Gesundheitspersonal im Rahmen der Covid-Pandemie zugutekommen sollen. 

B.G.
17. Dezember 2020 - 22.20

In dieser kommenden korrigierten Corona-Todesstatistik werden also , wenn ich richtig verstehe, nur die Abgestorbenen figurieren , die in einem post-mortem Test einige oder mehrer Corona Viren aufwiesen , aber sonstens gesund waren. Von den normal Kranken , die wegen nicht,oder nicht rechtzeitiger Behandlung in der Pandemie Zeit das Zeitliche segnen mussten wird also in dieser verbesserten Statistik keine Rede sein , oder ?

de Koschter
17. Dezember 2020 - 19.41

Hut ab vor dem Pflegepersonal, die seit 10 Monaten täglich ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen um die Corona-Kranken zu betreuen. Ihr unermüdlicher Einsatz und ihre Hilfsbereitschaft verlangt unser aller höchster Respekt und Dankbarkeit.