Mallorca schockiertCorona-Party am Ballermann

Mallorca schockiert / Corona-Party am Ballermann
In der „Bierstraße“ auf Mallorca wird wieder Party gemacht, so wie vor Corona – sehr zum Ärger der Mallorquiner Foto: Michael Wrobel/Birdy Media/dpa

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„Wir sind wieder da“, sangen lautstark die deutschen Touristen, die sich am Wochenende an der Ballermann-Partymeile an Mallorcas Playa de Palma versammelt hatten. Und: „Wir wollen feiern.“ Sie tanzten abends ausgelassen und stundenlang zwischen den Tischen der Barterrassen und auf der Straße. Arm in Arm. Und auf Körperfühlung.

„So gut wie niemand trug eine Maske, die Getränke wurden herumgereicht und oft geteilt“, berichtete das Mallorca Magazin. Auch von sozialer Distanz sei nichts zu sehen gewesen. Dafür floss das Bier in Strömen. Und auch die Sangria, die hier gemeinsam und per Strohhalm aus großen Krügen gesüffelt wird.

Die Bilder von dem ausgelassenen Partytreiben, bei dem alle Hygiene-Regeln ignoriert wurden, sorgten für Empörung auf Mallorca. „Als gäbe es kein Corona“, schrieb die Mallorca Zeitung entsetzt. „Es schien ganz so, als ob hier niemand jemals etwas von der Pandemie gehört hätte.“ Und: „Wir haben hier nicht wochenlang den Shutdown ertragen, um das Erreichte leichtfertig aufs Spiel zu setzen.“

Die Insel hat die Covid-19-Epidemie bisher sehr viel besser als andere spanische Regionen kontrollieren können. Es gab zuletzt nur noch wenige neue Krankheitsfälle. Deswegen konnte Mallorca schon Mitte Juni, früher als andere europäische Urlaubsziele, den Tourismus wieder hochfahren. Inzwischen landen die Passagierjets wieder im Minutentakt auf Palmas Airport.

Doch mit dem Neustart des Urlaubsgeschäfts kehrt der Sauftourismus auf das Eiland zurück. Inzwischen ist auch das berühmte „Balneario 6“ an der Meerespromenade der Playa de Palma wieder geöffnet. Dies ist jene berühmte Schankterrasse, deren Name auf Deutsch eigentlich „Heilbad“ heißt und dann von der Trinkgemeinde in „Ballermann“ umgetauft wurde.

Zwar sind die größten Tanzschuppen des überwiegend von Deutschen frequentierten Partyviertels, wie etwa der „Megapark“ und der „Bierkönig“, aus Sicherheitsgründen weiterhin geschlossen. Doch etliche kleinere Feierlokale an der „Bierstraße“, wie ein Abschnitt der Partymeile auch genannt wird, sind inzwischen wieder auf. Und rappelvoll. Von „Geisterinsel“ oder „toter Hose am Ballermann“ kann keine Rede mehr sein, wie die feuchtfröhliche Urlauberparty am Wochenende belegte.

„Bitte funktioniert die sonst so gepflegte und gesittete Bierstraße nicht in ein asoziales und rücksichtsloses Saufgelage um“, appellierte am Wochenende die Kult-Kneipe „Et Dömsche“ per Facebook an ihre Gäste. „Leider sind viele Gäste immer noch der Meinung, den Anweisungen des Personals nicht Folge leisten zu müssen.“ Künftig werde man jeden, der sich nicht an die geltenden Regeln halte, aus dem Lokal verweisen.

Zu den Corona-Regeln gehört ein Sicherheitsabstand von 1,50 Metern zwischen Gästen, die nicht zur selben Gruppe gehören. Von heute an zudem auch eine Maskenpflicht innerhalb der Lokale, solange nicht gegessen oder getrunken wird. Und ein Tanzverbot, um zu viel Körpernähe zu vermeiden.

Hohe Strafen für illegale Partys

Die Gastronomen wissen, dass sie am eigenen Ast sägen, wenn sie die Hygienenormen nicht durchsetzen. Denn bei einem neuen Virusausbruch droht das Ende der Saison. „Das wäre dramatisch“, sagt Iago Negueruela, Tourismusminister Mallorcas und der anderen Balearischen Inseln. Die dreimonatige Inselschließung im Frühjahr hat der Branche bereits Millionenverluste beschert.

„Wir werden nicht all das riskieren, was wir mit persönlichen und wirtschaftlichen Opfern erreicht haben“, warnt Francina Armengol, Regierungschefin der Balearen-Inseln. Sie droht nun mit harten Strafen. Wer die neue totale Maskenpflicht nicht befolge, werde mit 100 Euro zur Kasse gebeten. Von dieser Woche an muss die Maske beim Verlassen des Hotels oder Ferienappartements immer getragen werden ­– nur am Strand nicht.

Richtig teuer wird es aber für jene, die illegale Corona-Partys organisieren oder daran teilnehmen. Dann werden zwischen 3.000 und 60.000 Euro fällig.

J.Scholer
13. Juli 2020 - 13.38

Wir feiern bis zum Tode, auch wenn es eine andere Person trifft. Was stört es mich , wen ich anstecke.Die Generation „ fridaysforfuture und blacklivesmatter“ nimmt es wohl nicht so genau mit der Solidarität gegenüber den Alten und Verletzlichen.