GesundheitsministeriumCorona-Krise erhöht Bedarf an Arbeitskräften – Müdigkeit des Personals in Krankenhäusern „zu spüren“

Gesundheitsministerium / Corona-Krise erhöht Bedarf an Arbeitskräften – Müdigkeit des Personals in Krankenhäusern „zu spüren“
Die Zahl der Menschen, die bereit seien, die Doppelbelastung von Familie und Arbeit auf sich zu nehmen, sinke – dennoch sei der Gesundheitssektor in Luxemburg „ein attraktiver Arbeitsplatz“ Foto: dpa

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In ihrer gemeinsamen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage geben Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Romain Schneider, Minister für soziale Sicherheit, darüber Auskunft, wie viel Pflegepersonal in der sanitären Krise benötigt wird und welche beruflichen Perspektiven sich den Beschäftigten bieten. Dabei blicken sie optimistisch in die Zukunft – auch wenn das Personal derzeit durch die Strapazen der Krise „müde“ sei.

Die Pandemie erhöht den Bedarf an Pflegepersonal in Luxemburger Krankenhäusern. Doch wie viele helfende Hände mehr benötigen die medizinischen Einrichtungen, um die Herausforderungen der Corona-Krise zu meistern? Und wie ist es um die Zukunftsperspektive der neu angeworbenen Arbeitskräfte in den Krankenhäusern bestellt? Auf diese Fragen, die CSV-Politikerin Martine Hansen in einer parlamentarischen Anfrage stellte, geben Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Romain Schneider (LSAP), Minister für soziale Sicherheit, eine gemeinsame Antwort. Sie liefern dabei einen positiven Ausblick in die Zukunft – zugleich machen sie aber auf die derzeitige Erschöpfung des Pflegepersonals aufmerksam.

Die Zahl der zusätzlich geschaffenen Posten werden von den verschiedenen Phasen der Krise bestimmt. Das teilen die Minister in ihrer Antwort mit. Letztere seien im „Plan de montée en charge“ des nationalen Krisenzentrums definiert. Für die Phase 2 und 3 habe die Gesundheitskasse eine spezifische Anzahl an Pflegepersonen vorgesehen, um den praktischen Bedürfnissen der Spitäler bestmöglich gerecht zu werden. „Für die Phase 2 wurden 100,87 Vollzeitäquivalenten für das Jahr 2021 budgetiert, indem eine hundertprozentige Besetzungsquote der Betten für Covid-Patienten und Covid-Verdachtspatienten respektiert wurde, Notdienste mit einbegriffen“, schreiben die Minister.

Zur Erklärung: Das Vollzeitäquivalent ist eine Hilfsgröße, mit der errechnet wird, wie viele Vollzeitstellen sich bei einer Belegschaft mit einer oder mehreren Teilzeitstellen ergeben. Dabei wird die Gesamtzahl an Arbeitsstunden durch die übliche Arbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten geteilt. So kann man sagen, dass für die zweite Phase der Krise ein zusätzlicher Arbeitsumfang vorgesehen ist, der dem von rund 100 Vollzeitstellen gleichkommt. Für die Phase 3 würden sich die zusätzlichen Vollzeitäquivalente bis voraussichtlich Juni 2021 auf insgesamt 77,80 belaufen. Zuvor würde aber eine „Reevaluation“ der Situation stattfinden, sagen die Minister. In anderen Worten: Bis Mitte des Jahres kommt wahrscheinlich noch ein Beschäftigungsumfang hinzu, der dem von 77 Vollzeitstellen entspricht.

Personal erschöpft durch die Doppelbelastung

„Die Zahl der neu geschaffenen Posten entspricht nicht automatisch der Zahl der neu eingestellten Personen“, unterstreichen Lenert und Schneider in ihrer Antwort. Die Krankenhäuser hätten auf verschiedene „Rekrutierungsformen“ zurückgegriffen. So seien neben der Einstellung von zusätzlichem Personal auch die Arbeitszeiten von Teilzeitbeschäftigten kurzzeitig ausgeweitet und Arbeitsverträge verlängert worden. Auch seien Personen, die kurz vor der Pandemie in den Vorruhestand gingen, wieder eingestellt worden. „Die Müdigkeit des Personals ist aber zu spüren, und die Zahl der Menschen, die bereit sind, die Doppelbelastung von Familie und Arbeit auf sich zu nehmen, sinkt“, schreiben die Minister. Auch was das Personal, das aus dem Vorruhestand zurückgerufen wurde, betrifft, sinke die Verfügbarkeit.

Im Kontext der Pandemie seien verschiedene Arbeitsverträge aufgesetzt worden – abhängig von der oben genannten Rekrutierungsform. Die Krankenhäuser hätten sowohl befristete als auch unbefristete Verträge abgeschlossen. Bestehende Verträge seien teils abgeändert worden.

Auf die Frage, ob die medizinischen Einrichtungen auch Grenzgänger einstellten, antworten die Minister: „Die Zahl der Berufstätigen im Gesundheitssektor, die in Luxemburg ausgebildet werden, reicht schon in normalen Zeiten – also außerhalb einer sanitären Krise – nicht, um den Bedürfnissen der Krankenhäuser an Personal gerecht zu werden.“ Es sei schon seit Jahren bekannt, dass eine große Zahl an Grenzgängern im Luxemburger Gesundheitssektor wie auch in anderen Sektoren arbeiten würden. „So wie es zwischen der Luxemburger Regierung und den Regierungen unserer Nachbarländer ausgemacht wurde, haben die Krankenhäuser nicht aktiv Personal aus anderen Ländern angeworben“, steht in dem ministeriellen Schreiben. Die Grenzgänger, die sich trotzdem beworben hätten, seien beim Einstellungsprozess aber berücksichtigt worden. Das in der EU herrschende Prinzip der „libre circulation des travailleurs“ erlaube es nämlich nicht, einen Kandidaten aufgrund seines Wohnorts abzuweisen.

Luxemburg als „attraktiver Arbeitsplatz“

Und wie sieht es mit den Zukunftsaussichten der rekrutierten Arbeitskräfte aus? Dem Personal eine Perspektive für das Berufsleben zu bieten, sei ein integraler Bestandteil der Strategie „Ressources humaines“. Denn es müsse sichergestellt werden, dass die Krankenhäuser langfristig über die nötigen Kompetenzen für eine gute Funktionsweise verfügten. Dennoch würden die beruflichen Perspektiven, die das einzelne Spital seinen Mitarbeitern bieten könne, von vielen Faktoren abhängen – und diese könne die Einrichtung nicht unbedingt beeinflussen. Die Verlängerung von befristeten Verträgen wie auch die Umänderung von befristeten Verträgen in unbefristete Verträge seien in dem Kontext Möglichkeiten, die die Krankenhäuser nutzen würden.

„Luxemburg im Allgemeinen und der Gesundheitssektor im Speziellen sind ein attraktiver Arbeitsplatz für Nicht-Einwohner“, schreiben die Minister und nennen hierfür gleich mehrere Gründe: die Lebensqualität, die Arbeitsbedingungen und das Gehalt, das sehr beliebt sei wegen eines modernen Kollektivvertrags. „Es scheint also unwahrscheinlich, dass die Covid-19-Krise einen negativen Einfluss auf das zukünftige Anwerben von Pflegepersonal hat“, so die Minister.