Coque: In Zukunft wird auf einem anderen Niveau trainiert

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Vor knapp einem Jahr wurde in der Coque das neue „High Performance Training and Recovery Center“ vorgestellt. Mittlerweile hat die erste Phase der Umbauarbeiten, die rund 4,5 Millionen Euro kosten soll, begonnen. Das Tageblatt hat sich die Baustelle angeschaut und sich versichern lassen, dass momentan alles nach Plan läuft.

Im Sommer scheint sich die Welt – jedenfalls in Luxemburg – etwas langsamer zu drehen. Den Eindruck erhält man auch, wenn man die Coque betritt: Keine Schulklassen, die sich zum Sport- oder Schwimmunterricht tummeln. Doch ein wirklich ruhiger Sommer ist es dann doch nicht in dem Sportkomplex.

Das wird spätestens dann klar, wenn man sich ins Untergeschoss begibt. Dort sind Christian Jung (Operationeller Direktor der Coque), Frédérique Margue (Sportwissenschaftler der Coque) und Christian Thiel („Chargé de mission“ im Service technique) gerade dabei, sich den Kraftraum anzusehen. Wobei hier nicht wirklich viel an einen Kraftraum erinnert. Denn so wie einige andere Räume im Untergeschoss gehört auch der Kraftraum zur Phase 1 der Umbauarbeiten für das „High Performance Training and Recovery Center“. Das HPTRC, so die Abkürzung, ist ein wesentlicher Pfeiler des „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“, der neuen Einrichtung zur Förderung des Hochleistungssports in Luxemburg.

Bereits im September 2017 hatte die Coque das HPTRC-Projekt vorgestellt. Im Juli hat nun die erste Phase der Umbauarbeiten begonnen. Bislang wurde vor allem demoliert, nun gilt es, wieder aufzubauen. „Eigentlich ist alles nach Plan gelaufen, die Arbeiter konnten sogar eine Pause einlegen während des ‚congé collectif‘, obwohl das nicht von vornherein vorgesehen war“, sagt Christian Jung, der mit dem Voranschreiten der Arbeiten ganz zufrieden ist. „Wir liegen gut im Zeitplan und können am Termin für die Fertigstellung der Phase 1 festhalten.“ Somit könnten die Sportler ab Ende März von einem gut ausgerüsteten Kraftraum, einer Höhen- und Klimakammer sowie modernster Trainingsdiagnostik profitieren. Momentan fällt es allerdings noch schwer, sich das Ganze vorzustellen. Kahle Betonwände und von der Decke herabhängende Kabel prägen das Bild im ersten Untergeschoss.

„Einige Athleten verbringen viele Stunden in unseren Räumlichkeiten, deshalb versuchen wir ein angenehmeres Klima zu erzeugen. Man soll sich nicht wie in einem Keller fühlen“, erklärt Christian Thiel. Aus diesem Grund wird viel Wert auf die Beleuchtung sowie auf die Raumtemperatur gelegt.

Äußerst aufwendig ist auch die Gestaltung des Freihantelbereichs im neuen Kraftraum. Dort wurde ein spezieller Untergrund aus Beton gegossen. Der Boden besteht aus zwei Betonplatten von 177 Quadratmetern. Die Platten sind durch 75 Betonblöcke voneinander getrennt. In jedem Betonblock befindet sich zudem ein Federelement, bestehend aus vier Spiralfedern, die später den Aufprall der Gewichte absorbieren sollen, damit die Sportler nicht durch Erschütterungen oder einen lauten Knall im Training gestört werden.

Vor dem Kraftraum entsteht eine Tartanbahn mit in die Mauern integrierten Kameras, die später für Videoanalysen genutzt werden soll. Da die Sportwissenschaften und Trainingsdiagnostik in Luxemburg noch in den Kinderschuhen stecken, haben sich die Verantwortlichen der Coque im Ausland umgesehen. Mit der Planung wurde bereits vor zwei Jahren begonnen. Stellt sich die Frage, ob die Installationen bei der Inbetriebnahme nicht bereits veraltet sind. Immerhin entwickeln sich die Sportwissenschaften ständig weiter. „So schnell geht es dann aber doch nicht“, beruhigt Margue. „Neue Erkenntnisse gibt es eher in der Auswertung. Nehmen wir das Beispiel der Videoanalyse auf der Tartanbahn oder im Trainingsschwimmbecken. Die Kameras werden immer gebraucht. Lediglich was man aus den Aufnahmen macht, kann sich im Laufe der Zeit ändern.“

Etwas anders sieht es bei den Geräten für den Fitnessraum aus. Aus diesem Grund hat die Coque auch noch keine Bestellung aufgegeben. „Die Fitnessgeräte entwickeln sich recht schnell weiter. Was würde es uns bringen, wenn wir gleich zu Beginn des Projektes eine Bestellung aufgegeben hätten und in der Zwischenzeit neue Geräte mit neuen praktischen Funktionen auf den Markt gekommen wären?“, so Jung. Was die Lieferfrist der Geräte betrifft, muss man drei Monate einrechnen. „Von da aus rechnen wir zurück und werden die Bestellung wohl im Januar aufgeben.“

Dann sollte der Kraftraum samt neuen Geräten Ende März voll funktionsfähig sein. Der gesamte Umbau der Phase 1 kostet die Coque rund 4,5 Millionen Euro. Der zweite Teil wird erst im Anschluss in Angriff genommen und betrifft neben dem Eingangsbereich vor allem den Saunabereich, damit das HPTRC sein „R“ für „recovery“ auch verdient hat.
Da in Luxemburg die kritische Masse an Hochleistungsportlern fehlt, damit eine solche Struktur rentabel arbeiten kann, sollen auch Athleten aus dem Ausland sowie Hobbysportler auf die Installationen zurückgreifen können. Doch bis es so weit ist, müssen die Sportler weiterhin in den provisorisch eingerichteten Räumlichkeiten trainieren.