Unsere Tipps und Tricks„Code de la route“ für (Halb-)Marathonläufer

Unsere Tipps und Tricks / „Code de la route“ für (Halb-)Marathonläufer
Besonders für Erststarter kann ein Halbmarathon mit viel Aufregung verbunden sein: Mit unseren Tipps kommen Sie hoffentlich gut durch das Rennen Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Der Genießer-Marathon steht vor der Tür: Nach zwei Corona-Absagen werden am Samstag wieder über 12.000 Läufer auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs sein. Die Tageblatt-Sportredaktion hat im Vorfeld ein paar Tipps und Tricks für Erstläufer und Routiniers aufgestellt. Von der Verpflegung über die richtige Kleidung bis hin zu den schwierigsten Momenten auf der Strecke – mit diesen Empfehlungen sind Sie bestens gerüstet für das Rennen in Luxemburg.

Die goldenen Regeln

Einen Platz im Schatten: Den Luxemburg-Marathon verbindet man traditionell mit viel Sonne und hohen Temperaturen. Da die meisten Läufe in den Morgenstunden stattfinden, mag es ungewohnt sein, bei schwülem Wetter erst um 19.00 Uhr loszulaufen. Besonders wichtig ist es deshalb, den Körper tagsüber in kühleren Räumen zu schonen und sich zu entspannen.

Nudeln gehen immer: Pasta zu Mittag ist vor dem Lauf eine optimale Kohlenhydratquelle. Sie versorgt den Körper mit der Energie, die man abends brauchen wird. Allerdings sollte man die Finger von schweren Soßen lassen.

Nichts Neues: Es mag verlockend sein, doch die neue Laufhose, neue Socken oder neuen Schuhe gehören am Marathon-Tag besser in den Schrank. Setzen Sie lieber auf Bewährtes: ausreichend eingelaufene Laufschuhe und Ihre erprobten Lieblingsshorts, die nicht kneifen oder rutschen. Das vermeidet nicht nur böse Blasen an den Füßen, sondern auch nerviges Zurechtziehen während des Laufs. 

Die Kamel-Speicher: Zwar schickt man Sie am Samstag nicht in die Wüste, dennoch sollten die Wasserspeicher tagsüber gut aufgefüllt werden. Um den Magen nicht zu überfordern, empfehlen Wissenschaftler, etwa eine Stunde vor dem Start statt größerer lieber kleinere Mengen Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Genau wie beim Essen ist auch bei den Getränken von Ungewohntem abzuraten.

Der richtige Startblock: Die Einteilung der Startblöcke erfolgt auf Basis der angegebenen Zielzeit. Steht man zu weit hinten, muss man sich durch die Menschenmasse nach vorne kämpfen – umgekehrt riskiert man, schnellere Läufer zu behindern. Da nur die Netto-Zeit beim Passieren der Startlinie gewertet wird, ist es ohnehin egal, wie früh man auf dem Kirchberg losläuft.

Die Netiquette unterwegs: Auf dem Parcours gibt es ein paar ungeschriebene Gesetze zu beachten. Wer eine Gehpause einlegen will, sollte nicht ohne Warnung mitten auf der Strecke stehen bleiben. Indem man sich also nach außen orientiert und einen kurzen Blick nach hinten wirft, erspart man sich den Ärger anderer Läufer. Als Gruppe in einer Reihe nebeneinander zu laufen und damit einen Großteil der Strecke für sich einzunehmen, kann auf engeren Abschnitten eine Behinderung für schnellere Teilnehmer sein. Wer nicht auf seine Kopfhörer verzichten will, sollte sichergehen, dass er stets mitbekommt, was um ihn herum geschieht.

Auf die Becher: Sie sind heißbegehrt: die allerersten Becher am „Ravi-Tisch“. Genau dort tummeln sich dann auch die meisten Läufer. Wer sich das Gedränge ersparen will, schnappt sich sein Getränk ein paar Meter weiter. Unser Tipp: Lieber nicht gleich zum isotonischen Power-Mittel greifen, wenn Sie sich nicht damit auskennen. In diesem Fall ist es besser, beim Wasser als Durstlöscher zu bleiben. Wer schon das Ziel vor Augen hat, kann mit einem Schluck Cola noch ein wenig Energie für den Schluss rausholen.

Gel-Essen muss trainiert sein: Wer noch nie mit einem Gel in den Taschen losgelaufen ist, sollte den Verzehr auf keinen Fall während des Marathons ausprobieren. Selbst eine Banane kann bei einigen zum Problem werden. Dann doch besser auf das Bier und das Stück Belohungskuchen in der Luxexpo warten.

Lächeln: Bei der Zielankunft sollten besonders Erststarter daran denken, die Strapazen abzuschütteln und mit einem großen Strahlen in der Luxexpo erscheinen … Aber vor allem: Die letzten Meter genießen. Denn an das Erinnerungsfoto soll man mit Freude zurückdenken können.


Die Strecke: Höhen und Tiefen

Die erste Falle: Es ist so weit, die Startlinie ist überquert. Anders als in den Jahren zuvor, wo auf den Höhen des Kirchbergs ein paar Kilometer gesammelt wurden, geht es diesmal nach einer Runde entlang des „Turbo-Rond-point“ schnurstracks in Richtung Glacis. Doch Turbo ist fehl am Platz … Die Verlockung, auf den ersten sechs Kilometern (den Boulevard Kennedy herunter) zu viel Gas zu geben, ist groß. Der Versuchung, sich von Atmosphäre und Läufern mitreißen zu lassen, muss man widerstehen – und seinen eigenen Rhythmus im Gewühl finden.

Glacis: Endlich Marathon-Stimmung! Auf einem der Hotspots der Hauptstadt wird es auf der Strecke erstmals sehr laut. Doch vorher gilt es, die Straßenunterführung des Rond-Point Schuman zu bewältigen.

Limpertsberg – Falle Nummer zwei: Statt der üblichen vier warten 2022 gleich sechs Kilometer auf dem Limpertsberg – und die haben es aufgrund der Steigungen und ständigen Richtungswechsel in sich. Das geht an die Substanz. Ambitionierte Läufer müssen bei dieser Passage immer wieder Schwung holen.

Victor-Hugo-Halle: Ab diesem Bereich kann man es dann wieder für einen Kilometer „rollen“ lassen, denn für die Halbmarathonläufer ist es die letzte Möglichkeit, noch mal Kraft zu tanken. 

Park-Blick: schmale Wege, viele Kurven. Der städtische Park hat es in sich, da das Teilnehmerfeld noch eng beieinander liegt. Alles in allem gehört dieser Abschnitt mit seinen kleineren Steigungen zu den kniffligeren.

Groussgaass: Hier heißt es unbedingt: Kopfhörer ab und Augen auf. Kilometer 14,5 ist der belebteste und möglicherweise auch beliebteste Teil beider Strecken. In den engen Gassen wird der Geräuschpegel sehr hoch sein – man wird quasi bis zur place d’Armes getragen. Auf dem „Knuedler“ werden die Strecken geteilt. Aufpassen: Man sollte sich nicht zu sehr von der Kulisse tragen lassen, denn das Schwerste kommt erst. 

Alles gleich: Die 2.000 Marathonläufer werden nun nach Merl-Belair geschickt. Nach der großartigen Stimmung im Stadtkern wird es definitiv ruhiger. Die Straßen ähneln sich. Hier gilt es, fokussiert zu bleiben.

Letztes Mal runter: Einmal unten in der „Péitruss“ (km 30) angekommen, geht es nur noch bergauf. Da es für viele Marathonis einer der kompliziertesten Momente des Rennens ist, sollen Lampions und Begleiter den Weg hinauf vereinfachen. In Bahnhof-Nähe angekommen, wird es rundherum wieder lauter. Die Schleife rund um die „Gëlle Fra“ (km 35) ist ein absolutes Highlight, was die Partystimmung angeht. 

Rout Bréck: Sieht aus, als wäre das Ziel fast erreicht – ist aber eigentlich Falle Nummer drei. Auf den letzten vier Kilometern hinauf zur Luxexpo muss der innere Schweinehund besiegt werden – und gleichzeitig ist keine Menschenseele mehr entlang der Strecke zu sehen. Die Marathonläufer machen noch einen Abstecher zum Mudam, die Halbdistanzler nehmen direkt das steilste Teilstück entlang der Philharmonie in Angriff. Kräfte aufteilen, noch mal durchatmen. Ist die Coque an diesem Tag zum zweiten Mal passiert, sind es noch zwei Kilometer bis zum Glück.

Das Tageblatt-Team

Pierrot Feltgen:
Basketball-Experte und begeisterter Marathonläufer
Läuft seit: 2007, damals ein erster voller Kilometer
ING-Marathon-Erfahrung: Fünfmal Halbmarathon, fünfmal Staffellauf sowie einen Marathon-Versuch
Ziel 2022: Mit der Mannschaft von Special Olympics gesund und glücklich ankommen

Pol Daix:
Der pfeilschnelle Lehrer und Leichtathlet 
Läuft seit: etwa zehn Jahren
ING-Marathon-Erfahrung: zweimal Marathon, fünfmal Halbmarathon
Ziel 2022: So schnell es geht 

Olivier Jeitz
Ultraläufer und Schweizer-Taschenmesser-Korrespondent – von Basketball bis Schach
Läuft seit: 2013, als die zweite Laufkarriere startete
ING-Marathon-Erfahrung: fünfmal Halbmarathon
Ziel 2022: Stimmung genießen in weniger als 100 Minuten

Christelle Diederich
Zu Hause in Fußballstadien oder Kampfsporthallen
Läuft seit: 2012 – mal mehr, mal weniger
ING-Marathon-Erfahrung: zweimal Staffel, einmal Halbmarathon
Ziel 2022: Zielfoto mit Medaille und Mettwurst

Das Tageblatt-Team um Pierrot Feltgen, Pol Daix, Christelle Diederich und Olivier Jeitz (v.l.) hat die neue Strecke unter die Lupe genommen. Alle vier werden am 28. Mai über 21,1 Kilometer an den Start gehen.
Das Tageblatt-Team um Pierrot Feltgen, Pol Daix, Christelle Diederich und Olivier Jeitz (v.l.) hat die neue Strecke unter die Lupe genommen. Alle vier werden am 28. Mai über 21,1 Kilometer an den Start gehen. Foto: Editpress/Julien Garroy