Vor JapanChinesisches Kriegsschiff verletzt australische Marinetaucher

Vor Japan / Chinesisches Kriegsschiff verletzt australische Marinetaucher
Chinas Premier Li Qiang (l.) und Australiens Premierminister Anthony Albanese in Schanghai: Eigentlich sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder dabei sich zu verbessern Foto: AFP/Hector Retamal

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In Australien herrscht Aufregung, nachdem Marinetaucher von einem chinesischen Kriegsschiff verletzt wurden. Der Vorfall ereignete sich in internationalen Gewässern vor Japan. Der Vorfall trübt das australisch-chinesische Verhältnis, das eigentlich gerade wieder am Aufblühen ist.

In Australien ist man konsterniert: Gerade hatten es die Bilder von Premierminister Anthony Albanese und Chinas Staatschef Xi Jinping auf die Titelblätter der australischen Presse geschafft. Die über lange Zeit hinweg eingefrorene Beziehung der Länder schien nach einem Besuch Albaneses in Peking wieder aufzutauen.

Doch nur wenige Tage nach dem Besuch summieren sich die chinesischen Fehltritte: So kam am Samstag ans Tageslicht, dass australische Marinetaucher durch – wie Australiens Verteidigungsminister Richard Marles es nannte – das „unsichere und unprofessionelle Verhalten“ eines chinesischen Schiffs verletzt wurden.

Laut Marles, der derzeit auch amtierender Premierminister ist, nachdem Albanese beim APEC-Gipfel in San Francisco war, hat die australische Regierung ihre „ernsthaften Bedenken“ gegenüber chinesischen Beamten zum Ausdruck gebracht.

Fischernetze im Propeller verfangen

Vorgefallen war – laut australischen Angaben – das Folgende: Die australische HMAS Toowoomba war am Dienstag auf einen chinesischen Zerstörer gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Australier in internationalen Gewässern in der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans. Sie waren auf dem Weg zu einem geplanten Hafenbesuch.

Das Schiff musste seine Fahrt jedoch unterbrechen, nachdem sich Fischernetze in den Propellern verfangen hatten. Marinetaucher wurden ins Wasser geschickt, um die Schiffsschrauben von den Netzen zu befreien. Wie üblich in der Kommunikation auf See, teilte die Besatzung dies über die Standard-Kanäle mit.

Sonar am Rumpf montiert

Doch noch während die Taucher im Wasser arbeiteten, soll sich das chinesische Kriegsschiff DDG-139 der Toowoomba genähert haben. Deren Besatzung wiederholte deswegen erneut, dass ein Tauchgang im Gange sei, und bat das Kriegsschiff, sich fernzuhalten. Das chinesische Schiff nahm die Nachricht laut der Australier zur Kenntnis, näherte sich aber trotzdem weiter an und das, obwohl nach australischen Angaben an seinem Rumpf ein Sonar montiert war.

Die Unterwassergeräusche, die von einem solchen Gerät ausgehen, können bei Tauchern je nach Frequenz und Intensität des Geräuschs Schwindel und Hörschäden verursachen und im schlimmsten Fall sogar zur Verletzung anderer Organe führen. Die Taucher wurden glücklicherweise nur leicht verletzt. „Australien erwartet von allen Ländern, einschließlich China, dass sie ihre Streitkräfte professionell und sicher einsetzen“, kritisierte Marles.

Viele Cyberattacken aus China

Dies ist nicht der erste „Zusammenstoß“ zwischen den australischen und chinesischen Streitkräften. So peilte ein chinesisches Kriegsschiff ein australisches Aufklärungsflugzeug im Februar 2022 mit einem Laser an. Außerdem wurden chinesische Marineschiffe in den letzten Jahren immer wieder vor Australiens Nord- und Ostküste gesichtet. Der aktuelle Vorfall ereignete sich nun aber, während sich die Beziehungen zwischen Australien und China nach dem jüngsten Treffen zwischen Albanese und Xi wieder zu stabilisieren schienen und China Handelssanktionen gegen australische Exporte gelockert hat.

Gleichzeitig ist der Vorfall nicht die einzige Sorge, die China den Australiern bereitet. Auch bei der Veröffentlichung des sogenannten Cyber-Threat-Reports, der sich mit der Art und Anzahl der Cyberattacken im vergangenen Jahr beschäftigt, wurde die Volksrepublik vergangene Woche als Rädelsführer hinter den meisten Attacken genannt. Ähnlich direkte Worte hatte auch Australiens Geheimdienstchef Mike Burgess beim Geheimdienstgipfel der „Five Eyes“ in Kalifornien im Oktober gesprochen. China sei der weltweit schlimmste Dieb geistigen Eigentums, sagte der Australier damals. Zu den Partnern der „Fünf Augen“ gehören die Nachrichtendienste Australiens, der USA, Großbritanniens, Kanadas und Neuseelands.

Dass Australien die neu aufkeimende Beziehung zu Peking nach den Vorfällen wieder erkalten lässt, ist nicht zu erwarten. Wie Verteidigungsminister Marles bereits anlässlich des Cyber-Threat-Reports gegenüber dem staatlichen Sender ABC sagte, legt Australien weiterhin „Wert auf eine produktive Beziehung zu China“. „China ist unser größter Handelspartner, daher ist es richtig, in diese Beziehung zu investieren“, betonte er.