PersonenChinas früherer Staats- und Parteichef Jiang Zemin ist tot

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Dieses Archivbild vom 27. Februar 2003 zeigt den chinesischen Präsidenten Jiang Zemin (rechts) mit dem kubanischen Präsidenten Fidel Castro während einer Unterzeichnungszeremonie in der Großen Halle des Volkes in Peking Foto: AFP

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Auch lange nach seinem Rückzug aus politischen Ämtern übte Jiang Zemin viel Macht aus. Mit Xi Jinping soll er sich nicht verstanden haben. Staatsmedien würdigen ihn dennoch jetzt als großen Führer.

Der frühere chinesische Staats- und Parteichef Jiang Zemin ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, starb der frühere Präsident am Mittwochmittag (Ortszeit) infolge einer Leukämie-Erkrankung und nach mehrfachem Organversagen. Alle Rettungsversuche seien fehlgeschlagen, hieß es weiter.

In den vergangenen Wochen hatte es bereits Gerüchte gegeben, dass es ihm schlecht gehe oder er gestorben sein könnte. „Genosse Jiang Zemin“ wurde in der Todesnachricht der Staatsagentur als „herausragender Führer mit hohem Prestige“ gewürdigt. Er sei ein „großer Marxist und großer proletarischer Revolutionär“ gewesen.

Der am 17. August 1926 geborene Jiang Zemin war von 1989 bis 2002 Generalsekretär der Kommunistischen Partei und von 1993 bis 2003 auch Präsident. Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 und dem Sturz des reformerischen Parteichefs Zhao Ziyang war der damalige Bürgermeister von Shanghai zum neuen Parteiführer erhoben worden.

Das Foto vom 24. Oktober 2017 zeigt Chinas ehemaligen Präsidenten Jiang Zemin. Er liest einen Bericht während der Schlusssitzung des 19. Parteitags der Kommunistischen Partei in der Großen Halle des Volkes in Peking
Das Foto vom 24. Oktober 2017 zeigt Chinas ehemaligen Präsidenten Jiang Zemin. Er liest einen Bericht während der Schlusssitzung des 19. Parteitags der Kommunistischen Partei in der Großen Halle des Volkes in Peking Foto: AFP

In der offiziellen Würdigung war vage von dem damaligen „ernsten politischen Aufruhr“ Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre in China und in der Welt die Rede. Es wurde indirekt auch auf den Zusammenbruch der Sowjetunion hingewiesen. An diesem „historischen Scheideweg“ habe Jiang Zemin die Partei, das Militär und das Volk angeführt, um den Sozialismus chinesischer Prägung voranzubringen.

Auch nach seinem Rückzug aus öffentlichen Ämtern übte der Senior noch lange beträchtlichen Einfluss hinter den Kulissen aus, etwa ab 2002 auf die Führungsgeneration mit Hu Jintao. Er zog als „starker Mann“ im Hintergrund oft die Fäden. Allerdings gehörte der neue Staats- und Parteichef Xi Jinping nicht zu seiner politischen Seilschaft. Viele seiner Gefolgsleute fielen der Anti-Korruptions-Kampagne von Xi Jinping zum Opfer. Kritiker warfen dem heutigen Staats- und Parteichef vor, sich damit seiner Gegner entledigt zu haben.

24.10.2017: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (l) hebt bei der Abschlusssitzung des 19. Parteikongresses der Kommunistischen Partei in der Großen Halle des Volkes seine Hand, um seine Zustimmung zu einem Bericht zu signalisieren. Rechts sitzt der ehemalige Staatspräsident Jiang Zemin.
24.10.2017: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (l) hebt bei der Abschlusssitzung des 19. Parteikongresses der Kommunistischen Partei in der Großen Halle des Volkes seine Hand, um seine Zustimmung zu einem Bericht zu signalisieren. Rechts sitzt der ehemalige Staatspräsident Jiang Zemin. Foto: Ng Han Guan/ap/dpa