Mittwoch12. November 2025

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Bericht eines US-ThinktanksChina verstärkt seine Präsenz in der Antarktis

Bericht eines US-Thinktanks / China verstärkt seine Präsenz in der Antarktis
Symbolfoto Foto: Alexandra Mazur/University of Gothenburg/dpa

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Satellitenbilder zeigen, dass China eine neue Station in der Antarktis baut. Auch bereits etablierte Einrichtungen werden erweitert. Dies berichtet ein Thinktank in Washington, der meint, dass Peking bei den neuen Plänen strategisch vorgeht. Selbst Spionage könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es.

Schon heute ist bekannt, dass China Interesse an der Arktis hat. Das schmelzende Eis könnte Peking neue Handelswege sowie Zugang zu Rohstoffen liefern. Doch laut des Center for Strategic and International Studies (CSIS) baut China nun auch seine Präsenz in der Antarktis aus. Was sich aktuell auf dem Kontinent aus Eis tut, sei „die größte Erweiterung seit zehn Jahren“, heißt es in einem Bericht des in Washington ansässigen Thinktanks, der sich auf Satellitenaufnahmen bezieht, die im Januar aufgenommen wurden.

Wie viele andere Länder hat China dank mehrerer Forschungsstationen einen Fuß in der Antarktis. Peking betreibt derzeit zwei permanente Stationen an den Küsten der Antarktis, die beide von den zwei chinesischen Eisbrechern angesteuert werden können. Auf dem abgelegenen antarktischen Plateau – dem kältesten Gebiet der Erde – befinden sich zudem eine zusätzliche Station sowie ein Basislager.

Streben nach dem Status einer globalen Großmacht

Nun wird – wie der Thinktank berichtet – mit Hochtouren an einer fünften Anlage gearbeitet. Die Position der neuen Station, die sich in einer Region namens Inexpressible Island in der Nähe des Rossmeeres befindet, bildet positionsmäßig ein Dreieck mit Chinas anderen Küstenstationen. Sie schließt damit eine Lücke in Chinas Abdeckung der weitläufigen Küsten der Antarktis. Der Bau startete bereits 2018, doch danach herrschte mehrere Jahre Stillstand. Satellitenbilder, die im Januar aufgenommen wurden, zeigen nun aber erhebliche Fortschritte auf dem Gelände.

„Chinas wachsende Präsenz sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis ist Teil seines umfassenderen Strebens nach dem Status einer globalen Großmacht“, schreiben die Autoren des Berichts. Chinas Beiträge zur Polarwissenschaft hätten dem Land eine Stimme verliehen. Gleichzeitig hätten sie Peking aber auch die Tür geöffnet, um militärische und strategische Ziele voranzutreiben.

Doppelter Verwendungszweck nicht ausgeschlossen

Bekannt ist laut des US-amerikanischen Thinktanks, dass die 5.000 Quadratmeter umfassende Station einen wissenschaftlichen Forschungsbereich, eine Energieanlage, ein Hauptgebäude, einen Hubschrauberlandeplatz und einen Anleger für die chinesischen Eisbrecher umfassen soll. Ein Team aus US-amerikanischen Beamten des Außenministeriums und anderer Behörden, das den Standort im Februar 2020 inspizierte, soll keine spezifische militärische Ausrüstung oder Personal vorgefunden haben.

Letzteres ist im Einklang mit dem Antarktis-Vertrag aus dem Jahr 1959, der festlegt, dass die Antarktis rein für friedliche und in erster Linie für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden darf. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Anlagen in der Region – genau wie in der Arktis – einen doppelten Verwendungszweck haben könnten. Laut eines Berichts des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2022 könnten Chinas antarktische Einrichtungen „zumindest teilweise dazu bestimmt“ sein, die Fähigkeiten der Kommunistischen Partei Chinas zu verbessern. Beispielsweise könnten die Einrichtungen als Referenzstationen für Chinas BeiDou-Satellitennavigationsnetz dienen, Pekings Alternative zum globalen Positionierungssystem, das die USA betreiben, wie es vonseiten des CSIS heißt. Vor allem eine Satellitenbodenstation könnte auch der Sammlung von Informationen dienen, beispielsweise könnte sie Geheimdienstsignale der US-amerikanischen Verbündeten Australien und Neuseeland sammeln oder auch Daten über die Raketen, die von den neu eingerichteten Weltraumbahnhöfen beider Länder gestartet werden.

Neue Antennen geplant

Die Position der neuen Station könnte Peking ähnlich wertvolle Vorteile verleihen wie die der ersten chinesischen Forschungseinrichtung in der Antarktis, der sogenannten Great Wall Station. Diese befindet sich entlang der Drake-Passage, einer wichtigen Seeverbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Aufgrund von Antennen und anderen Überwachungsgeräten hat diese Station die Fähigkeit, Handels- und Marineschiffe in der Region im Auge zu behalten.

Laut CSIS plant Peking zudem, seine Zhongshan-Station mit zusätzlichen Antennen zu erweitern. Die Antennen sollen von der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) gebaut werden, einem wichtigen Akteur im chinesischen Raumfahrtsektor. Zhongshan könnte – so meinen die Experten des Thinktanks – genutzt werden, um Informationen über ausländische Militärs im Indischen Ozean zu sammeln. Möglich wäre es, dass Peking den britisch-amerikanischen Militärstützpunkt Diego Garcia aushorchen oder die indischen Seestreitkräfte überwachen will.