Corona-KriseCHEM-Arzt: „Wir werden dieses Jahr nicht mehr auf das normale Level zurückfahren“

Corona-Krise / CHEM-Arzt: „Wir werden dieses Jahr nicht mehr auf das normale Level zurückfahren“
Am vergangenen Samstag wurde ein neuer CT-Scanner im CHEM angeliefert Foto: Editpress/Feller Tania

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62 Covid-19-Patienten werden im Escher Krankenhaus CHEM behandelt. Die Ärzte dort stellen sich darauf ein, dass die Erkrankung sie noch eine Weile begleiten wird. Dennoch will man so bald wie möglich auch wieder den normalen Behandlungsalltag ermöglichen. 

Serge Meyer ist Arzt am Escher „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) und leitet dort den Corona-Krisenstab. Meyer rechnet nicht damit, dass das CHEM vor dem Hintergrund der Corona-Krise noch in diesem Jahr wieder komplett auf „Normalbetrieb“ umschalten wird. „Es ist in meinen Augen klar, dass wir im Laufe dieses Jahres nicht auf ein ganz normales Level zurückfahren werden“, sagte er am Donnerstagmorgen gegenüber dem Radiosender 100,7.

„Wenn wir keine zweite Welle kriegen und die Beschränkungen gelockert werden, werden wir ein kontinuierliches Reintropfen von Patienten haben“, sagt Meyer. Das würde sich über eine längere Zeit hinausstrecken – „vielleicht auch ins nächste Jahr hinein“. Das Escher Krankenhaus werde sich aber auch dann wieder verstärkt den Bedürfnissen der „normalen“ Patienten zuwenden. „Da passen wir uns dann umgekehrt an, wie wir uns jetzt angepasst haben“, sagt Meyer.

Zwölf auf der Intensivstation

Insgesamt werden im Escher Krankenhaus 62 Covid-19-Patienten behandelt, zwölf davon auf der Intensivstation. Bei Intensivpatienten würde damit ein Drittel derzeitigen Ressourcen ausgeschöpft, bei der normalen Covid-19-Pflege die Hälfte der Betten. Bei der Bettenbelegung bewege sich das CHEM in der vergangenen Woche in einem „Status quo“, erklärt Meyer. Die Patienten würden zwischen sechs und zwölf Tage stationär behandelt, bis sie keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr benötigten. Dann würden sie entlassen – nach Hause oder ins Genesungszentrum nach Colpach. Insgesamt habe das Escher Spital fünf Patienten aus Frankreich ausgenommen. Der neue CT-Scanner, der extra für die Diagnose von Covid-19-Patienten angeschafft wurde, geht sehr wahrscheinlich am kommenden Montag in Betrieb.

Meyer erwartet, dass die Corona-Krise das Gesundheitssystem nachhaltig verändern wird. „Wir müssen befürchten, dass Covid-19 nicht das einzige Covid ist, das die Welt gesehen hat“, sagt er. Es könne auch sein, dass sich der Erreger wie ein Grippevirus verhält und immer wieder in einer neuen Variante auftauche.