Slang (Teil 10)CEO of Clickbaiting: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang (Teil 10) / CEO of Clickbaiting: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Auch wenn #hotgirlsummer vor allem junge Frauen anspricht, ist der Trend zum Symbol für Selbstliebe und Individualität geworden, unabhängig von Geschlecht oder Aussehen Foto: Freepik.com

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Ob Troll, Simp, Meme oder Prank: Aufmerksame Leser dürften nun auf dem letzten Stand sein, was die neuen Schlagworte aus Netz und Medien angeht. Das Tageblatt hat mehr als 60 Begriffe aus der Umgangssprache aufgegriffen, Abkürzungen entschlüsselt und englische Ausdrücke vorgestellt, die sich auch in unserem Sprachgebrauch durchgesetzt haben. Im zehnten und vorerst letzten Teil dieser losen Slang-Serie erfahren Sie mehr über zwei politische Konzepte und eine unsägliche Netzplage. Außerdem erklären wir, was es mit „Hot Girl Summer“ und „Social Justice Warriors“ auf sich hat, und wir klären, ob CEO ein Kompliment oder eine Beleidigung ist.

Hot Girl Summer

„Hot Girl Summer“ ist ein noch junger Social-Media-Trend, bei dem sich Frauen UND Männer dazu verpflichten, „kompromisslos sie selbst zu sein, die eigene Wahrheit zu leben und Spaß dabei zu haben, ohne sich zu kümmern, was andere Leute dazu sagen“. So beschreibt es zumindest die Urheberin des Phänomens, US-Rapperin Megan Thee Stallion, die den Begriff im April 2018 in einem Tweet geprägt hat. Die in sozialen Netzwerken allgegenwärtige Phrase #hotgirlsummer ist ein Aufruf, ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne sich dafür entschuldigen zu müssen. Der Hashtag ist somit zum Symbol für Selbstliebe und Individualität geworden – und das unabhängig vom Geschlecht, Aussehen oder Beziehungsstatus.


Clickbait

„Clickbait“ ist ein Begriff aus dem Netzjargon und besteht aus den Wörtern „click“ (anklicken) und „(to) bait“ (ködern/Köder). Wortwörtlich übersetzt bedeutet „Clickbait“ in etwa so viel wie „Klick-Köder“. Mit reißerischen Überschriften und irreführenden Phrasen sollen Nutzer dazu bewegt werden, einen bestimmten Inhalt im Netz anzuklicken. In der Regel handelt es sich dabei um Artikel, Videos oder Gewinnspiele, die unerwartete News, sensationelle Inhalte oder unglaubliche Preise versprechen. Ziel ist es, die Zugriffszahlen einer bestimmten Internetseite zu erhöhen, um damit unter anderem die Werbeeinnahmen zu steigern. Diese Praxis wird zunehmend von Onlinemagazinen und News-Seiten genutzt, um die Klickzahlen einzelner Artikel zu erhöhen und Leser anzulocken. Dadurch wird die Glaubwürdigkeit mancher Medien in Mitleidenschaft gezogen.


CEO of …

„CEO“ steht für „Chief Executive Officer“, die englische Bezeichnung für Geschäftsführer, Generaldirektor oder Vorstandsvorsitzenden. Mit Unternehmen hat der Ausdruck im Netzjargon aber nichts mehr am Hut: Umgangssprachlich wird der Begriff vielmehr genutzt, um den oder die Beste(n) einer Sache oder Eigenschaft zu umschreiben. Dabei handelt es sich in der Regel um eine scherzhafte Übertreibung, die
keineswegs als Beleidigung gemeint ist. Der Begriff hat sich inzwischen in den sozialen Netzwerken als Synonym von „Boss“ oder „Experte“ etabliert. Ein „CEO of tasteless jokes“ wäre beispielsweise eine Person, die
dauernd durch geschmacklose Witze auffällt.

Mit Unternehmen hat die umgangssprachliche Bedeutung des Wortes CEO kaum noch etwas zu tun
Mit Unternehmen hat die umgangssprachliche Bedeutung des Wortes CEO kaum noch etwas zu tun Foto: Freepik.com

Gerrymandering

„Gerrymandering“ ist ein politikwissenschaftlicher Begriff, der das Zuschneiden von Wahlbezirken zugunsten einer bestimmten Partei beschreibt. Diese Praxis ist nur in Staaten mit einem Mehrheitswahlsystem möglich und vor allem in den USA weit verbreitet. Dort werden die Wahlbezirksgrenzen nicht von unabhängigen Behörden gezogen, sondern von der jeweils führenden Partei. Der Begriff geht auf US-Gouverneur Elbridge Gerry zurück, der 1812 die Grenzen der Wahlbezirke von Massachusetts neu gezogen hatte, um die gegnerische Partei zu schwächen. Sein eigener Wahlkreis erinnerte von der Form her an einen Salamander, woraus das Kofferwort „Gerrymander“ entstand. Ziel der Praxis ist es, Wähler der gegnerischen Partei auf mehrere Bezirke zu verteilen (die Wirkung derer Stimmen wird verwässert) oder Unterstützer der eigenen Partei auf einen bestimmten Wahlkreis zu konzentrieren (die Wirkung derer Stimmen wird maximiert). Durch regelmäßige Volkszählungen ist nämlich bekannt, welche Bevölkerungsgruppen in welchen Stadtteilen leben.


SJW

SJW ist eine Abkürzung aus dem Netzjargon, die für „Social Justice Warrior“ steht. Übersetzt bedeutet der englische Begriff „Kämpfer für soziale Gerechtigkeit“. Damit sind Menschen gemeint, die vorrangig liberale Ideologien unterstützen und Feminismus, Diversität, Chancengleichheit, Nachhaltigkeit und politische Korrektheit befürworten. Doch: Was auf den ersten Blick positiv anmutet, ist im Sprachgebrauch der Onlinewelt eher negativ behaftet. So werden etwa Personen als SJW bezeichnet, die auf oberflächliche Art und Weise argumentieren, um sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Konservative Kreise nutzen den Begriff auch als Beleidigung von Menschen, die liberale Weltansichten vertreten.

Sogenannte „Social Justice Warriors“ werden nicht unbedingt ernst genommen. Sie haben vielmehr den Ruf, sich mit den Ideen anderer Menschen zu schmücken und auf eine eher oberflächliche Art und Weise zu argumentieren, um sich ins Rampenlicht zu spielen.
Sogenannte „Social Justice Warriors“ werden nicht unbedingt ernst genommen. Sie haben vielmehr den Ruf, sich mit den Ideen anderer Menschen zu schmücken und auf eine eher oberflächliche Art und Weise zu argumentieren, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Illustration: Freepik.com

Filibuster

Als „Filibustero“ wurden im 19. Jahrhundert südamerikanische Freibeuter bezeichnet. Heute wird der Begriff in Rhetorik und Politik verwendet. „Filibusterei“ ist die Praxis, Redezeit zu kapern und politische Entscheidungen durch Vorträge hinauszuzögern. Auch wenn der Filibuster ein Kuriosum der US-Politik geworden ist, geht das Phänomen auf die römische Tradition der Ermüdungsrede zurück. In den USA ist ein Senator dazu berechtigt, das Wort zu ergreifen und ohne jede Zeitbegrenzung zu reden. Einzige Voraussetzung: Der Betroffene muss am Pult stehen bleiben. Auf diese Weise wurden bereits viele Abstimmungen hinausgezögert oder ganz verhindert. Die längste Einzelrede (24 Stunden und 18 Minuten) hielt Senator Strom Thurmond im August 1957, um den „Civil Rights Act“ zu verhindern, der Afroamerikanern die Wahrnehmung des Wahlrechts erleichtern sollte. Dabei las er u.a. Kochrezepte seiner Großmutter vor.