„CAS spielt fundamentale Rolle“

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Seit Montag klagen die wegen Dopings lebenslänglich gesperrten russische Athleten vor dem CAS. Der ehemalige COSL-Präsident Marc Theisen und Rechtsanwältin Lynn Frank betonen die wichtige Rolle des Internationalen Sportgerichtshofes. Theisen hofft zudem auf ein  wegweisendes Urteil für die Zukunft.

Nachdem das IOC 43 russische Athleten lebenslang für Olympia gesperrt hat, klagen nun 42 von ihnen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Die Verhandlungen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, wurden am Montag begonnen und sollen noch bis Samstag andauern. Mit einem Urteil ist nicht vor dem 30. oder 31. Januar zu rechnen, also eine gute Woche vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang.

 

Marc Theisen

Dass die russischen Athleten gegen die lebenslange Sperre des IOC vor Gericht ziehen, überrascht den ehemaligen COSL-Präsidenten und Rechtsanwalt Marc Theisen nicht. „Es geht heutzutage einfach um viel zu viel im Sport, als dass ein Athlet eine solche Entscheidung auf sich beruhen ließe. Der Gang der russischen Athleten vor den CAS liegt auf der Linie der Vorgehensweise der vergangenen Jahre. Da sind Sportler in ähnlichen Fällen auch vor den Internationalen Sportgerichtshof gezogen“, so Theisen gegenüber dem Tageblatt.

 

„Nachvollziehbar und vertretbar“

Was die Sanktionen des IOC in der Affäre um staatlich gestütztes Doping in Russland angeht, hält der ehemalige COSL-Präsident diese für „juristisch nachvollziehbar und vertretbar“. Das IOC hatte das Russische Olympische Komitee gesperrt, den sauberen Athleten allerdings die Möglichkeit gelassen, als unabhängige Athleten anzutreten. Allerdings betont Theisen zugleich, dass eine Institution eine solche Entscheidung nicht allein vom rechtlichen Standpunkt her treffe. „Es geht immer auch um sportpolitische Interessen und das macht das ganze Dossier auch so komplex.“

Das IOC habe es sich in der Vergangenheit vielleicht etwas zu leicht gemacht in kritischen Dossiers, wie zum Beispiel der Olympiavergabe oder eben bei der Dopingproblematik. Umso wichtiger sei deswegen der Umgang mit der Russland-Affäre. „Der CAS spielt hier eine fundamentale Rolle. Ich hoffe, dass das Urteil im Fall der russischen Athleten erst einmal die Sanktionen des IOC stützt und zugleich eine Jurisprudenz für die kommenden Jahre schafft. Damit man in diesen Fällen eine einheitliche Linie verfolgen kann“, so Theisen.

„Nicht gerade das gerechteste System“

Lynn Frank

Auch Lynn Frank, ebenfalls Rechtsanwältin, die ebenfalls schon vor dem CAS plädiert hat, sieht die Rolle des Internationalen Sportgerichtshofs als eminent wichtig an, allerdings sieht sie noch großes Verbesserungspotenzial. „Für die Glaubwürdigkeit des Sports ist der CAS enorm wichtig. Es wäre sicherlich nicht von Vorteil, wenn die Affäre um die russischen Athleten vor einem zivilen russischen Gericht verhandelt werden würde“, sagt Frank, die den CS Grevenmacher in einem Prozess um Ausbildungsentschädigungen von Fußballspielern vor dem CAS vertreten und recht bekommen hatte. „Was ich bemängele, ist, dass man vor dem CAS bezahlen muss, wenn man sich verteidigen möchte. Das ist nicht gerade das gerechteste System, da es reiche Athleten oder Klubs klar bevorteilt.“ Ohne CAS wäre es allerdings unmöglich, für eine weltweite, möglichst einheitliche Linie in der Auslegung der Sportregeln zu sorgen, sind sich Frank und Theisen einig.

Das IOC hat sich bei seiner Urteilsbegründung sehr stark auf die Aussagen des ehemaligen Direktors des Moskauer Dopinglabors, Grigori Rodtschenkow, gestützt. Wie die CAS-Richter entscheiden werden, ist schwer vorhersehbar. Der Internationale Bob- und Schlittenverband hat die Sperre des IOC zum Beispiel nicht übernommen und lässt die russischen Sportler bei Weltcup-Rennen starten. Ihrer Begründung zufolge hätten die Beweise der Oswald-Kommission nicht für eine Sperre ausgereicht. Theisen betont in dem Zusammenhang jedoch, dass das IOC sowohl über eine gute interne Rechtsabteilung verfügt als auch über gute externe Berater.

Möglichkeit für Abschwächung der Strafe

Ähnlich sieht es auch Frank. Allerdings sieht sie eine – wenn auch, wie sie selbst sagt, nicht unbedingt sehr wahrscheinliche – Möglichkeit, wie der CAS die lebenslangen Sperren abschwächen könnte. „Theoretisch könnten einige Athleten ja Dopingmissbrauch zugeben und behaupten, dass sie von den russischen Funktionären dazu gezwungen wurden. So könnten die CAS-Richter die Strafe vielleicht etwas abmildern.“

Theisen hofft, dass die führenden Sportfunktionäre ihre Lektion nun gelernt haben. „Im Fall Russland hätte es nie so weit kommen dürfen. Der Sport muss unbedingt selbstkritischer werden, damit sich ein solcher Skandal nicht mehr wiederholt.“ Damit positive Lehren gezogen werden können, muss der CAS allerdings erst einmal die Sanktionen des IOC bestätigen.