Höhenflug der Cannabis-AktienBullen stehen auf Gras

Am 3. November 2020 haben die Amerikaner nicht nur ihren Präsidenten gewählt: In fünf Bundesstaaten stimmte die Mehrheit der Wähler zudem für die Legalisierung von Marihuana für den Freizeitgebrauch. Somit kann THC-haltiges Cannabis in 15 von 51 Bundesstaaten legal von jedem Erwachsenen gekauft werden. In insgesamt 34 Bundesstaaten wird Cannabis mittlerweile als Medizin anerkannt. Joe Biden versprach während des Wahlkampfs, Hanf zu entkriminalisieren. Der perfekte Zeitpunkt also für Anleger, um in Cannabis-Aktien zu investieren: Denn der Markt, der noch in den Kinderschuhen steckt, wächst weiter. 

Der Preis des Cannabis-ETF, der mehr als 30 Marihuana-Aktien beinhaltet, stieg Anfang November um mehr als 60 Prozent. Trotz dieser Renditen wurde das Vertrauen der Anleger durch die scheinbare Wahrscheinlichkeit einer republikanischen Mehrheit im Senat ausgebremst, da die Republikaner den Gesetzentwurf zur Entkriminalisierung oder gar Legalisierung von Marihuana nicht mitgetragen hätten. Durch die überraschende Wahl der Demokraten Warnock und Ossoff in Georgia ging die Mehrheit im Senat allerdings an die Demokraten, was die gesamten Aussichten veränderte und einige Cannabis-Aktien in die Höhe schnellen ließ. Der Aktienwert der Canopy Growth Corp – des größten Cannabisunternehmens der USA, wenn man die Marktkapitalisierung betrachtet – stieg sofort nach Bekanntwerden dieser Ergebnisse um 15%. Momentan wird diese Aktie mit mehr als 35 Dollar gehandelt. Auch andere Branchenführer wie die Cronos Group und Aurora Cannabis können vom Bullenmarkt profitieren. Der Begriff Bullenmarkt steht an der Börse für anhaltend steigende Kurse. Bei sinkenden Kursen spricht man von einem Bärenmarkt. 

Auch im Nachbarland Kanada ist der Handel und Konsum von Hanfprodukten seit Oktober 2018 legal und die Branche boomt weiterhin. Cannabisprodukte werden in manchen kanadischen Provinzen bis zu 29 Prozent besteuert, was dem Staat zusätzliche Steuereinnahmen in Millardenhöhe beschert.

Es ist jedoch verboten, in der Öffentlichkeit Gras zu rauchen. Coffeeshops gibt es keine. Im Gegensatz hierzu darf jeder Volljährige zu jeder Zeit 30 Gramm Gras bei sich tragen. Dementsprechend profitieren auch kanadische Unternehmen vom momentanen Cannabis-Boom an den Börsen. Die Aktien des kanadischen Unternehmens Tilray konnten so seit Ende Dezember um über 200 Prozent zulegen. Tilray ist eines der weltweit führenden Unternehmen bei der Erforschung, der Herstellung und dem Vertrieb von medizinischen Cannabinoiden. Auch in den kommenden Wochen dürften Tilray-Aktien noch weiter vom Bullenmarkt profitieren. So gab das Unternehmen erst gestern bekannt, die „Agence nationale de sécurité du médicament et des produits de santé“ (ANSM) aus Frankreich künftig mit medizinischem Cannabis zu beliefern. Das medizinische Hanf soll von Tilrays Anlage in Portugal nach Frankreich exportiert werden.

Doch nicht nur Cannabis-Anbauer profitieren von den neuen Möglichkeiten, sondern auch Firmen aus deren direktem Umfeld. Hier gilt zum Beispiel die Firma High Tide zu nennen, die ihr Hauptaugenmerk auf die Herstellung und den Vertrieb von Raucherzubehör gerichtet hat. High Tide ist der größte Cannabis-Einzelhändler in Kanada, wenn man nur den Umsatz berücksichtigt. Zudem hat das Unternehmen einen Antrag gestellt, um künftig im Nasdaq gehandelt zu werden, was die Aktie einem noch größeren Käuferkreis zugänglich machen würde. Mit grasscity.com besitzt die Firma eine der größten Onlineplattformen für Raucherzubehör weltweit. Momentan ist eine Aktie rund 0,6 kanadische Dollar wert – Tendenz steigend.

Langfristig verspricht der US-Markt allerdings das höchste Wachstumspotenzial. Experten gehen davon aus, dass das Volumen für medizinisches Cannabis allein dieses Jahr zwischen 24 und 40 Milliarden Dollar ausmachen wird. Weitere 75 Milliarden könnten durch den Freizeitkonsum von THC-haltigem Hanf bis in Jahr 2030 hinzukommen. Analysten der Arcview Group gehen zudem davon aus, dass allein in den USA in den kommenden Jahren rund 400.000 neue Arbeitsplätze in der Forschung, der Medizin, dem Anbau, der Verarbeitung und dem Vertrieb entstehen werden.