100. GeburtstagBücher in Quarantäne: Wie die Düdelinger Bibliothek mit diesen Zeiten umgeht

100. Geburtstag / Bücher in Quarantäne: Wie die Düdelinger Bibliothek mit diesen Zeiten umgeht
Vor allem im Kinderbereich hat die Düdelinger Bibliothek vieles im Angebot Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Bücher entführen in andere Welten: Gerade in Zeiten wie diesen bieten sie eine notwendige Abwechslung zum Corona-Alltag. In der regionalen öffentlichen Bibliothek in Düdelingen haben die Nutzer weiterhin die Möglichkeit, die passenden Werke auszuleihen. Im zweiten Jahr der Pandemie steht zudem das 100-jährige Jubiläum auf dem Programm.

Eine Bibliothek ist nicht nur dafür da, dass die Menschen lesen können, sondern sie sollen auch die Möglichkeit bekommen, sich zu informieren, erklärt Friederike Migneco. Sie ist die Verantwortliche der Bibliothek und dort seit 1998 tätig. Angefangen hat sie noch bei der früheren Adresse der Bibliothek. Damals befand sie sich gegenüber dem Rathaus, in den heutigen Räumlichkeiten der Gesundheitskasse CNS. 2003 erfolgte dann der Umzug in die rue du Commerce – und eine räumliche Vergrößerung von 80 auf fast 600 Quadratmeter. Doch auch bei diesen zwei Stockwerken wird der Platz schon wieder knapp. Die Anzahl der verfügbaren Titel ist genauso angestiegen: von 10.000 auf 35.000. 

Trotz Platzknappheit sei ein weiterer Umzug in den nächsten Jahren nicht vorgesehen, sagt der zuständige Schöffe Loris Spina. Viel sei in den vergangenen Jahren darin investiert worden, die Bibliothek hell und freundlich zu gestalten – gerade auch um den Eingangsbereich so einladend wie möglich aussehen zu lassen. „Es kommen nicht nur ein oder zwei Kategorien von Menschen hierhin. Die Bibliothek ist zu einem sozialen Knotenpunkt geworden“, sagt Spina. Bei dem Platzproblem helfen die heutigen digitalen Möglichkeiten wie das E-Book.

Der zuständige Schöffe Loris Spina und die Leiterin der Bibliothek Friederike Migneco sind beide der Meinung, dass die Leser nach Corona wieder verstärkt den Weg in die rue du Commerce finden werden
Der zuständige Schöffe Loris Spina und die Leiterin der Bibliothek Friederike Migneco sind beide der Meinung, dass die Leser nach Corona wieder verstärkt den Weg in die rue du Commerce finden werden Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Gerade im Kinderbereich seien viele Anstrengungen unternommen worden, mit Autorenlesungen, Druckateliers sowie mit der Zusammenarbeit von „Maison relais“, Schulklassen und „Crèches“. Mit diesen Aktivitäten soll von klein auf die Angst vor dem Buch genommen werden. Das hat auch Friederike Migneco stets als persönliche Mission in ihrem beruflichen Leben empfunden. Die Bibliothek dient auch als Informationsquelle. Denn wenn jemand zu einem kritisch denkenden Bürger werden soll, dann müsse er auch die Gelegenheit dazu bekommen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Für Recherchen, sei es für die Schule, Weiterbildung oder Arbeit, stehen die Türen ebenfalls offen.

Das Buch als Anti-Stress-Faktor

Zu Beginn hat die Corona-Krise auch für die Bibliothek und Mitarbeiter viele Umstellungen und Unsicherheiten bedeutet. Auch dort haben Plexiglas und Absperrbänder ihren Einzug gehalten. „Und die Bücher müssen in Quarantäne gesetzt werden“, fügt Friederike Migneco hinzu. Die Einbände werden in Plastik eingewickelt, damit sie resistenter werden. Nur in Covid-Zeiten bedeutet dies, dass sich das Virus mehr als eine Woche auf der Plastikoberfläche hält. Deswegen müssen die Bücher nach der Ausleihe isoliert werden.

Dabei gehe es darum, den Nutzern Sicherheit zu vermitteln, erklärt Spina. Da ansonsten viele Beschäftigungsmöglichkeiten ausfallen, soll denjenigen, die lesen wollen, wenigstens nicht diese Freude genommen werden. Das Buch sei auch ein Anti-Stress-Faktor.

2003 ist die Bibliothek an ihre heutige Adresse gezogen
2003 ist die Bibliothek an ihre heutige Adresse gezogen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Trotz der Anstrengungen leihen sich zurzeit weniger Menschen Bücher aus als vor der Pandemie. Einige Mitarbeiter hätten die Angst geäußert, dass Leser verloren gehen könnten, so die Bibliotheksleiterin. Doch sie selbst sehe das optimistischer. Ihrer Meinung nach ist das Bedürfnis zu lesen immer noch stark präsent und sobald sich das Leben wieder normalisiert, kommen die alten Leser wieder und neue zusätzlich.

Zu den weiteren Sicherheitsmaßnahmen gehört, dass kein Besucher mehr nach hinten zu den Büchern darf. Jemand, der nicht so fit in der Online-Recherche ist, kann auf einen Papierkatalog zurückgreifen. Bei Fragen stehen die Mitarbeiter zur Verfügung und nehmen den Bücherwunsch anschließend für die Nutzer aus dem Regal. „Der freie Zugang zu den Büchern hat natürlich den Vorteil, dass die Menschen stöbern und sich für neue Sachen inspirieren können“, erklärt Migneco. Dies gestalte sich nun anders. Aufgrund der aktuellen Situation musste die Anzahl der Karten pro Familie auf zwei Stück reduziert werden.

Der „Kannerbicherdag“ fand in diesem Jahr online statt: Autoren haben per Livestream aus ihren Werken vorgetragen. Mit Erfolg. Es sei wie so vieles nicht ideal und doch eine schöne Lösung gewesen, um die Lesungen an ihr Publikum zu bringen, findet der Kulturschöffe.

Die Bibliothek möchte in Zukunft bei der Leseförderung wieder auf Präsenz setzen – sobald dies wieder möglich ist. Da das Internet und Tablet in der Gesellschaft überall dabei seien, könnten Lesungen und andere Aktivitäten im Beisein der Autoren und Künstler eine Bereicherung für das kulturelle Leben darstellen, sagt die Bibliotheksleiterin abschließend.

Ein runder Geburtstag

Das hundertjährige Bestehen der Bibliothek soll natürlich auch gefeiert werden. Das Programm dazu wird im Rahmen einer Pressekonferenz Ende März vorgestellt.
Kontakt: www.bibliodudelange.lu

glitz
19. Februar 2021 - 10.55

Die beiden Alten die jeden Tag die Zeitung gratis lesen kommen kann man noch gerade so verwalten.