Dienstag2. Dezember 2025

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MusiktippsBuckingham Nicks und Florence + The Machine sind zurück

Musiktipps / Buckingham Nicks und Florence + The Machine sind zurück

Zwei Comebacks der besonderen Art: Buckingham Nicks legt ein altes Album neu auf, Florence + The Machine kämpft sich zurück ins Leben. Beide Platten im Hörtest.

Buckingham Nicks: „Buckingham Nicks“ (Rating: 8/10)

Was wäre wohl aus Sänger und Gitarrist Lindsey Buckingham und Sängerin Stevie Nicks geworden, wenn sie sich nicht Ende 1974 Fleetwood Mac angeschlossen hätten? Eine Frage, die niemand wirklich beantworten kann. Nimmt man allerdings ihr selbstbetiteltes, einziges Album unter dem Namen Buckingham Nicks als Maßstab, lässt sich erahnen, dass sie auch zu zweit einiges erreicht hätten. Obwohl das am 5. September 1973 veröffentlichte Album „Buckingham Nicks“ seinerzeit ein kommerzieller Flop war, aus künstlerischer Sicht offenbarte es ein immenses Potenzial – siehe etwa „Crying In The Night“ oder „Long Distance Winter“.

Das Cover zu „Buckingham Nicks“
Das Cover zu „Buckingham Nicks“ Rhino

Ein Jahr später war Schlagzeuger Mick Fleetwood auf der Suche nach dem nächsten Studio für seine Band Fleetwood Mac in den Sound City Studios in Los Angeles zugegen. Dort spielte ihm Produzent Keith Olson zu Präsentationszwecken seines Könnens und des Studioklangs den wundervollen Buckingham-Nicks-Song „A Frozen Love“ vor, den er mit dem Duo aufgenommen hatte. Fleetwood war begeistert, und als Fleetwood-Mac-Gitarrist Bob Welch die Band verließ, wollte er Lindsey Buckingham engagieren. Dieser stellte die Bedingung, Stevie Nicks mitbringen zu dürfen. So wurde am Silvesterabend 1974 das damalige Musik- und Liebespaar Teil von Fleetwood Mac und sollte mit diesen bald darauf Musikgeschichte schreiben.

Das alles wäre wohl nie ohne das Album „Buckingham Nicks“ passiert, das über 50 Jahre lang nicht mehr erhältlich war. Nun wurden die zehn Songs (neun Eigenkompositionen plus das John-Lewis-Cover „Django“) neu aufgelegt und endlich auch kommerziell gewürdigt: In den USA stand das Album jüngst auf Rang elf, in Großbritannien auf Rang sechs. Verdient hatten dies die beiden schon anno 1973.


Florence + The Machine: „Everybody Scream“ (Rating: 8/10 Punkte)

Florence + The Machine sind zurück. Das ist keine gewöhnliche Nachricht aus der Marketingabteilung der Musikindustrie. Denn es wäre fast ganz anders gekommen. Niemand kann sich nur annähernd vorstellen, was Florence Welch im Sommer 2023 erleben musste. Eine Fehlgeburt entpuppte sich als sogenannte Eileiterschwangerschaft. Der Eileiter war gerissen und hatte massive innere Blutungen ausgelöst. Aber Welch überlebte und erzählte jüngst dem britischen Guardian: „So nah ich war, ein Leben zu geben, so nah kam ich meinem Tod. Ich hatte das Gefühl, durch diese Tür getreten zu sein, und sie war voller schreiender Frauen.“

Mit dem Album „Everybody Scream“ zurück: Florence + The Machine
Mit dem Album „Everybody Scream“ zurück: Florence + The Machine  Polydor

Folglich taufte sie das sechste Album ihrer Band Florence + The Machine „Everybody Scream“. Bei der Produktion zur Seite standen ihr Dave Bayley von Glass Animals, Idles-Gitarrist Mark Bowen, The National-Mitbegründer Aaron Dessner, James Ford (Simian Mobile Disco, The Last Shadow Puppets) und der englische Produzent Danny L Harle. Diese ungewöhnliche Truppe ist auch in den Songs zu hören und hat diese mit Welch komponiert.

Sie selbst sieht in „Everybody Scream“ ihr persönlichstes und dunkelstes Album. Ihre Stimme ist dominant und durchdringlich, die Songs sind intensiv und abwechslungsreich – von dem sich langsam aufbauenden, ins Dramatische kippenden Titelstück über die epische Ballade „The Old Religion“ bis hin zu dem melancholischen „Perfume And Milk“. Das Erstaunlichste ist allerdings, dass seit ihrem 2009er-Debüt „Lungs“, mit dem sie unzählige Herzen und Seelen im Sturm erobert hatte, die Qualität nie nachgelassen hat. Kein Album hat enttäuscht. Und so auch dieses nicht, in dem eine Textpassage besonders heraussticht: „Miracles are often inconvenient / And a prayer is a spell“ (aus „Perfume And Milk“).