/ Betzdorfer Überfall wird neu verhandelt
Sie kamen vermummt und mit Eisenstange und Messer: Es war ein brutaler Raubüberfall samt Geiselnahme, der sich in der Nacht vom 21. auf den 22. April 2014 in einem abgelegenen Bauernhof in Berg bei Betzdorf abspielte. Dafür mussten sich schon Ende letzten Jahres Mihail M. und Florin S. vor der Kriminalkammer des Luxemburger Gerichts verantworten. Ihnen konnte anhand von DNA-Spuren nachgewiesen werden, dass sie Guy M. überfallen und mit einem Messer zur Herausgabe seiner Wertsachen gezwungen hatten. Neben Bargeld in Euro wurden philippinische Pesos, Schweizer Franken und polnische Zloty, zwei Markenuhren, zwei Armbänder und ein Damencollier mit Diamanten gestohlen.
Nur der flüchtige Zoltan G. saß als Hauptbeschuldigter damals nicht mit auf der Anklagebank. Er soll die beiden Angeklagten überzeugt haben, ihm dabei zu helfen, alte Schulden beim Opfer einzutreiben. Mitten im Prozess überraschte die öffentliche Anklägerin mit der Nachricht, dass Zoltan G. inzwischen gefasst wurde und ausgeliefert werde. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft schlug vor, die beiden Fälle zusammen zu verhandeln. Ein Vorschlag, der trotz Gegenwehr der Verteidigung vom Gericht angenommen wurde. Gestern wurde der Prozess mit dem Hauptbeschuldigten neu aufgerollt. Einzig Mihail M. leugnete weiterhin die Fakten.
DNA-Spuren eindeutig
Die Forensikerin versicherte auch gestern im Zeugenstand, dass bei der ersten Expertise im Dezember 2014 genug genetisches Material von guter Qualität gefunden wurde, um die Beschuldigten mit der Tat in Verbindung zu bringen. Sie hielt auch diesmal den hartnäckigen Befragungen der Verteidigung stand. Ein zweiter Experte aus Deutschland, der die DNA-Proben aus Luxemburg gegenprüfen sollte, fand nicht mehr genug genetisch relevante Spuren an den Objekten aus der Asservatenkammer, was aber keinesfalls gegen die Resultate der wissenschaftlich standardisierten Arbeit der einheimischen Gutachterin spreche.
Der Polizist, der als Erster vor Ort war, bestätigte gestern den Tathergang im Zeugenstand. Das Opfer habe ihn ziemlich aufgeregt mit einer Wunde am rechten Auge und Klebeband um den Hals empfangen.
Die für Homejacking zuständige Kriminalkommissarin erzählte dem Gericht dann die Version des Opfers.
Eisenstange und Messer
Einzig Florin S. zeigte sich nach seiner Ausweisung aus Bukarest kooperativ und gab zu, die Tat mit den Mitangeklagten ausgeführt zu haben. Es konnte keine Verbindung zu zwei ähnlichen Überfällen in der Gegend gefunden werden.
Auch das Opfer blieb bei seiner ersten Version. Sein Hund habe angeschlagen, gleich danach wurde es von drei vermummten Männern mit einer Eisenstange malträtiert. „Ech hunn d’Schlappe verluer!“, meinte der Mann tragisch wahrheitsgetreu, wurden doch seine Pantoffeln von den Ermittlern später im Hof sichergestellt.
Gestern drehte das Opfer den mutmaßlichen Tätern im Zeugenstand den Rücken zu, mit der Begründung, Angst vor einem erneuten Überfall zu haben. Es verstehe ja, dass jemand irgendwo einbricht, doch dass man die Bewohner dabei halb tot schlägt, gehe ihm nicht in den Kopf. Doch auch gestern konnte der Mann die Täter nicht genau identifizieren.
Nochmal durch alle Details
Trotzdem unterzog die Vorsitzende ihn einer Anhörung mit allen Details, die im ersten Prozess ans Licht gebracht wurden. Auf eine eventuelle Nebenklage angesprochen, forderte das erneut ohne rechtlichen Beistand erschienene Opfer 5.000 Euro moralischen Schadenersatz. Nota bene: Beim ersten Anlauf waren es nur 4.000 Euro.
Neben den festgestellten Misshandlungsspuren am Opfer und den genetischen Fingerabdrücken muss man die Tatsache zurückbehalten, dass die Beschuldigten ihre Präsenz am Tatort grundsätzlich nicht leugnen. So gab Florin S. gestern noch einmal zu, mit den beiden anderen Angeklagten den Überfall begangen zu haben. Hierbei soll er jedoch nicht vermummt gewesen sein. Der Prozess wird heute fortgesetzt.
Von Carlo Kass
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