Kinderärzte schlagen AlarmBronchiolits-Epidemie in Luxemburg

Kinderärzte schlagen Alarm / Bronchiolits-Epidemie in Luxemburg
Für Dr. Julien Darmian, Dr. Serge Allard und Dr. Isabel De La Fuente ist die Lage ernst Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Luxemburg wird zurzeit, genau wie seine Nachbarländer Frankreich und Belgien, von einer Bronchiolitis-Epidemie heimgesucht. Sie ist dieses Jahr besonders verbreitet, viele Kinder sind gleichzeitig krank. Laut der Vereinigung der Kinderärzte liegt die Bettenbelegung momentan sogar über der, die man am Höhepunkt der Corona-Epidemie kannte.

Die Kinderärzte seien angesichts der Lage komplett überlastet, sagte der Präsident der „Société luxembourgeoise de pédiatrie“, Dr. Serge Allard, am Freitag vor der Presse. Die Bettenbelegung im Kinderkrankenhaus sei gegenwärtig wesentlich höher als der Belegungsgrad der Betten für Erwachsene am Höhepunkt der Corona-Epidemie im Jahre 2020. 56 Kinder befänden sich momentan wegen akuter Bronchiolitis in der „Kannerklinik“ in Behandlung, damit sei das Krankenhaus ziemlich ausgelastet. 

Aufgrund der kritischen Lage werden viele schon programmierte, aber nicht lebenswichtige Eingriffe abgesagt oder verschoben. In den vergangenen Wochen sei die Zahl der Erkrankten erheblich angestiegen, sagte Dr. Isabel De La Fuente, Pädiaterin in der „Kannerklinik“ des CHL. Wie Gesundheitsministerin Paulette Lenert bereits vor einigen Tagen erklärte (siehe Tageblatt vom 15.11.2022), ist im CHL ein Krisenstab eingerichtet worden, um die Entwicklung des starken Anstiegs der Bronchiolitis-Fälle zu überwachen. Auf Basis der Erfahrungen aus der Covid-Pandemie wurde ein Plan aufgestellt, um kurzfristig die Anzahl der zur Verfügung stehenden Betten zu steigern. 

Mit Barrieregesten Kinder schützen

Die Vereinigung der Kinderärzte ruft alle Eltern auf, die Barrieregesten, die sie während der Corona-Epidemie befolgten, auch nun gegenüber ihren Kleinkindern zu beachten. Besuche zu Familien mit Kleinkindern sollten so weit wie möglich vermieden werden. Falls doch, sollte man eine Maske tragen. Auch rate man den Eltern, zu versuchen, Kontakte zwischen Kleinkindern zu vermeiden; falls es ihnen möglich sei, sollten sie ebenso darauf verzichten, die Kinder in eine Kindertagesstätte zu bringen. 

Ebenso wenig sollte man nicht, falls es nicht unbedingt nötig sei, eine Kinderarztpraxis aufsuchen. Hohes Fieber allein sei kein Hinweis auf eine Bronchiolitis. Wenn das Kind noch normal trinken kann und sich benimmt und spielt wie sonst auch, gebe es keinen Grund, einen Arzt aufzusuchen. Um Kontakte zwischen Patienten im Wartezimmer zu minimieren, gebe es in seiner Praxis z.B. nur jede Viertelstunde einen Termin, sagte Dr. Serge Allard. Im Zweifelsfalle sollen Eltern zuerst bei ihrem Arzt telefonisch nachfragen, ob ein Besuch in der Praxis nötig ist oder nicht. In den pädiatrischen Notfallaufnahmen gebe es zurzeit lange Wartezeiten, deshalb sollten Eltern nur die Notfallaufnahme aufsuchen, wenn ihr Kind Schwierigkeiten hat, zu atmen, zu essen oder zu trinken.

Medikamente, die die Krankheit bekämpfen und sie im Frühstadium stoppen, gibt es bis dato noch keine. Solche werden voraussichtlich erst das nächste Jahr auf den Markt kommen. Deshalb sind Vorsorgemaßnahmen umso wichtiger. Die Ärzte rechnen damit, dass die Epidemie wohl noch zwei bis drei Monate andauert.

Dr. Allard wies wiederholt darauf hin, dass besonders Kleinkinder gefährdet seien, bei älteren Kindern verlaufe die Krankheit normalerweise glimpflich. Erwachsene und größere Kinder seien übrigens regelmäßig mit dem Virus infiziert, ohne es zu wissen. Bei ihnen äußere sich die Krankheit oft nur durch einen einfachen Schnupfen, Husten oder leichtes Fieber. 

Um die Risiken zu minimieren, raten die Kinderärzte zu den gleichen Maßnahmen wie für Covid-19: Räume genügend lüften, nicht zu stark heizen, sich regelmäßig die Hände waschen, im Kontakt mit Kleinkindern eine Maske tragen. 

Bronchiolitis in Kürze 

– Bronchiolitis ist eine Virusinfektion, die die unteren Atemwege von Säuglingen und Kleinkindern befällt.
– Sie kann besonders schwerwiegend bei Neugeborenen und Kleinkindern unter zwei Monaten verlaufen, bei größeren Kindern und Erwachsenen verläuft die Krankheit in der Regel harmlos.
– Solange das Kind normal trinken kann und wie immer spielt, gibt es keinen Grund, einen Arzt aufzusuchen.
– Hohes Fieber allein ist kein Symptom für Bronchiolitis.
– Nur im Fall, wo das Kind Schwierigkeiten hat, zu atmen, zu trinken oder zu essen, empfiehlt die Vereinigung der Kinderärzte, die Notaufnahme aufzusuchen.