Der Boulevard Royal als Marktplatz
Die Ursprünge des Boulevard Royal führen aufs Ende der Festungszeit zurück. Bereits im Juni 1867 war eine Kommission ins Leben gerufen worden, um die Stadterweiterung über den ehemaligen Festunganlagen zu planen. Dieses Unternehmen war schwierig, denn vorerst musste geklärt werden, wie sich Luxemburg als offene Stadt entwickeln sollte. Der nahende Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges beschleunigte die Wahl zur Berufung als Hauptstadt eines neutralen, unabhängigen Landes. 1868 lag der „Plan d’agrandissement de la ville de Luxembourg“ vor.

Die Handschrift der Ingenieure Louis Fuchs aus Brüssel und des in Luxemburg lebenden französischen Ingenieurs und Architekten Oscar Bélanger ist klar zu erkennen. Nach dem Vorbild der Eisenbahnlinien, welche zum zentralen Punkt des Bahnhofs führen, werden 20 m breite Landstraßen die Oberstadt mit Longwy, Arlon, Lüttich und Metz verbinden. Erst später werden sich diese Straßen in die Avenues Marie-Thérèse, Monterey, Arsenal (Emile Reuter) und Porte Neuve umwandeln. Diese Radialstraßen sollten in einen 75 m breiten, von Bäumen umringten Platz einmünden, der die Oberstadt umgeben sollte. Er sollte als Marktplatz dienen und den aufzuschüttenden Zentralgraben der Festung Luxemburg überdecken.
Die Avenue de la Porte Neuve sollte, wie zu Festungszeiten, den Hauptzugang zur Oberstadt darstellen. Das ehemalige Neutor sollte als perspektivische Sichtachse dieser 32 m breiten Avenue dienen. Die 1867 eingesetzte Kommission hatte beschlossen, aus Stabilitätsgründen die geplante Häuserfront zur Stadtseite auf den Mauern des Hauptwalls zu errichten. Auf der gegenüber liegenden Seite sollte eine offene Bebauung stattfinden. Die hier geplanten Villen sollten auf den Überresten von Festungswerken errichtet werden, ihre Gärten sollten auf den wenig bebaubaren und aufgeschütteten Teilen der Parzellen angelegt werden. Diese Entscheidung wurde umgesetzt, auch wenn die Pläne zum Anlegen des Boulevards noch wiederholt stark geändert wurden.
Stadtpromenade mit Panoramablick

Die Idee zum Anlegen eines riesigen Marktplatzes fand nur wenig Gegenliebe. Geschäfts- und Marktleute erkannten diesem zukünftigen Platz keinen Mehrwert an, da er für sie „außerhalb“ der Stadt lag. Die Diskussionen führten nun dazu, den Platz als Stadtpromenade mit großen Blumenparterres anzulegen. Die Einfahrt zum Boulevard Royal an der neu angelegten Côte d’Eich wurde grandios ausgeführt: Rechts, dort, wo sich heute die Zentralbank befindet, wurde der „Jardin Creux“ mit einem kleinen Teich angelegt. Auf der gegenüber liegenden Bastion Berlaimont wurde neben dem Wasserreservoir ein Belvedere mit Panoramablick aufs Alzettetal eingerichtet. An der Mündung des Boulevards in die Place de Bruxelles wurde an der ehemaligen Bastion Jost eine Panoramaterrasse angelegt. Hier sollte später die Adolphe-Brücke einmünden. Die Nähe zum Stadtpark mit seinen Promenaden ließ schließlich das Projekt der Stadtpromenade als überflüssig erscheinen. Im Mai 1870 wurde die Idee aufgegeben, und das Neutor zum Abbruch freigegeben.
Ringstraße
Inzwischen, im Mai 1871, war Edouard André, ein junger französischer Landschaftsingenieur und Schüler Alphands, nach Luxemburg berufen worden, um die Pläne von 1868 zu überarbeiten. Damals entstand die Idee zum Bau einer ersten zehn bis zwölf Meter breiten „Voie de ceinture“ entlang der heutigen rue Willy Goergen, rue des Bains, rue Aldringen, rue Notre-Dame, rue du Fossé und Côte d’Eich. Andrés Projekt zielte auf eine innere Verdichtung. Sein Projekt, einen Baublock zwischen diese „Voie de ceinture“ und den zukünftigen Boulevard Royal einzuschieben, wurde zurückbehalten. Das Hotel Brasseur und die Wohnung des zukünftigen Staatsministers Félix de Blochausen bildeten zur rue Aldringen und rue des Bains die ersten Bauten eines neuen Viertels mit Wohnungen, Amtsstuben und Unternehmen. In seinen mehrfach überarbeiteten Plänen von 1871 bis 1873 sah André die Verlängerung der rue de la Poste („Piquet“) bis zum Boulevard Royal vor, in einer weiteren Version sogar bis zum Stadtpark. An der Ecke rue Aldringen – rue des Bains plante er einen Brunnen. Die Bebauung zur Seite des Boulevard Royal sollte geschlossen sein. Das Projekt zum Anlegen der Avenue Amélie tauchte erstmals im Zusammenhang mit der Anlage eines Haupteingangs zu den Parkanlagen auf.
Der Vorschlag, die Kreuzung der heutigen Grand-Rue bis zum Boulevard Royal enger zu gestalten als die Avenue de l’Arsenal (Emile Reuter) wurde berücksichtigt. Diese Straßenverengung sollte den Blick auf die ehemaligen Artilleriekasernen in der Grand-Rue versperren. Am Standort des Neutors hatte André einen birnenförmigen Platz mit Brunnen vorgesehen. Er sollte an eine breite Allee grenzen, die für den Straßenabschnitt Avenue Amélie bis Avenue de la Porte Neuve vorgesehen war.

Edouard André plante den zukünftigen Boulevard Royal als zweite „voie de ceinture“ von nur zehn bis zwölf Metern Tiefe mit geschlossener Bebauung. Der Boulevard du Prince Henri sollte in die Place de Bruxelles münden. Weitere Pläne sahen das Anlegen eines Verkehrskreisels an der Kreuzung Avenue de l’Arsenal (Emile Reuter) und Grand-Rue vor. Ein rechteckiger Platz sollte am Neutor entstehen. Die Kreuzung Avenue Amélie – Boulevard Royal wird schließlich rechtwinklig ausgeführt, um dem Knickpunkt zwischen Plateau und Hanglage gerecht zu werden.
Nach zum Teil heftigen Diskussionen wird durch das Gesetz vom 24. Juli 1871 der Bau des Boulevard Royal in seiner heutigen Form festgelegt. Mit 36 Metern Breite wurde er die breiteste Straße Luxemburgs. Zu jeder Straßenseite waren drei Meter den Bürgersteigen vorbehalten, zehn Meter waren für die Fahrbahn reserviert. Jeder Bau musste einen zehn Meter tiefen Vorgarten aufweisen. Lindenbäume säumten den Straßenrand.
Ab 1874 lieferten die Badeanstalt und ab 1881 die Aldringen-Schule wichtige urbane Leistungen, welche den neuen Vierteln im Westen der Stadt Aufschwung und Lebensqualität boten. Ab 1875 verkehrte hier die Straßenbahn zwischen Glacis und Bahnhof. Die Haltestelle befand sich in unmittelbarer Nähe zum Neutor.
Zentralachse
1887 verlangte der Gemeinderat die Verlängerung der Eisenbahnstrecke Remich-Luxemburg bis zur Bastion Berlaimont am Boulevard Royal. Die Oberstadt sollte so ihren eigenen Bahnhof gegenüber der heutigen Zentralbank erhalten. 1889 legte die Stadt Luxemburg die ersten Pläne zur Bebauung des Areals der ehemaligen Bastion vor. Dabei verschwand das Belvedere.

Die Eröffnung der Neuen Brücke (Pont Adolphe) im Jahre 1903 läutete eine neue Epoche ein. Ab jetzt dient der Boulevard nicht mehr allein als Verbindung zwischen den Radialstraßen, die zur Oberstadt führen. Als Zentralachse führt er von der Côte d’Eich bis zum Zentralbahnhof. Der westliche Teil der Oberstadt erfährt mit der Eröffnung der Neuen Brücke und der Avenue de la Liberté eine wesentliche Aufwertung. Geschäftsleute verlangten daher eine Verlängerung der rue Louvigny bis zum Boulevard Royal. Die Grundstücke waren jedoch in privater Hand und bereits bebaut. Ab 1904 verkehrte die Bahn Luxemburg-Echternach (Charly) über den Boulevard Royal in Richtung Place de l’Etoile. Diesem Teilabschnitt folgt nun die neu eröffnete Tramstrecke. Ab 1908 fuhr die elektrische Straßenbahn auf den unteren Abschnitten des Boulevard Royal. 1926 mündete die Linie Merl-Gare über die Avenue Monterey in den Boulevard Royal. Diese urbane Aufwertung führte zur Umnutzung von Wohnungen und Villen in Botschaften und Gesellschaftssitze. Darüber beklagte sich bereits die Presse im Jahr 1922!
In den 1950er Jahren eroberte das Auto die Hauptstadt. Noch vor der Abschaffung der Straßenbahn (1961 am Boulevard Royal) wurde ab 1954 etappenweise eine Fahrspur für Pkws hinzugefügt. Dies ging auf Kosten der Vorgärten, welche durch diese Maßnahme schmaler wurden. Die Sichtachse auf die dahinter liegenden Gebäude war ab nun gestört.

Secteur central – Luxembourg Wall Street
Durch den 1967 vom Gemeinderat angenommenen Bebauungsplan des französischen Urbanisten und Architekten Pierre Vago werden der untere Teil des Limpertsbergs, die Oberstadt und das Bahnhofsviertel bis zur rue de Hollerich zum „secteur central“ der Hauptstadt erklärt. Die zentrale Lage des Boulevard Royal inmitten dieses Sektors erlaubte die Umwandlung des bis dahin beschaulich-schicken Villenviertels in einen Großstadtboulevard. Ein weiterer Schritt erfolgte 1975 mit dem Bau des Forum Royal. Ein neues Geschäftsviertel mit Esplanade hob die bis dahin gelebte Trennung der Innenstadt zu den Außenvierteln auf. Mit dem Projekt „Royal-Hamilius“ erfolgte erst 2010 ein weiterer Schritt in die gleiche Richtung. Zehn weitere Jahre vergingen, bis die Place Emile Hamilius den Boulevard in die Oberstadt eingliedert.

De Maart
De Boulevard Royal, an dee net eleng, ass vestümmelt gin vun den DP Buergemeeschter. Merci Monsieur-Dame.
Dieses Facelifting bringt dem Boulevard Royal seinen ehemaligen Glanz nicht wieder. Man stelle sich vor, die Prachthäuser an der berühmten " Champs Elysée " würden abgerissen und durch funktionelle , sterile Bauten ersetzt. Ein Aufschrei des Entsetzens nicht nur in Paris, nicht nur in Frankreich. Bei uns wurde diese Transformation schleichend vorgenommen und kein Hahn hat danch gekräht. Für Geld lassen wir uns ja bekanntlich die Butter vom Brot nehmen.
Boulevard Royal : von der Prachtstrasse mit den architektonisch eindrucksvollen Herrschaftshäusern zur Wallstreet ,gesäumt von den Glaskästen der Banken und Versicherungen oder wie man einen historisch wertvollen Stadtteil auf ewige Zeiten verunstaltet hat. Nicht wieder gutzumachen.
.den ganzen Quartier total ver......!Eng Glanzleeschtung!
Wat d'Bautepolitk vun der DP an de leschten Joerzengten an der Stadt Lëtzebuerg kapott gemat huet ass definitiv nett méi gutt ze machen.
De Boulevard Royal ass a bleift versch....., do ass nët méi vill gutt ze maachen. Ët ass eng Schan!