Blaualgen: Wie uns Bakterien den Badespaß vermiesen

Blaualgen: Wie uns Bakterien den Badespaß vermiesen

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Nachdem das Baden im Obersauer Stausee bereits vergangene Woche wegen gefährlicher Blaualgenbelastung verboten wurde, folgte am Montag das gleiche Verbot in Weiswampach. Das Umweltministerium klärte am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz darüber auf.

Während der Badesaison werden die drei offiziellen Badegewässer des Landes – der Stausee, der See in Weiswampach und die Baggerweiher in Remerschen – regelmäßig auf ihre Qualität geprüft. Hierbei wurde ein vermehrtes Wachstum von sogenannten Cyanobakterien in Weiswampach sowie im Stausee festgestellt. Daraufhin wurde ein sofortiges Badeverbot verhängt, denn die sogenannten Blaualgen sind gefährlich für Mensch und Tier.

 


Wie schaden die Bakterien?

Cyanobakterien sind nicht nur schädlich für Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen. Die produzierten Toxine können auch gefährlich für Haustiere und sogar für die Wasserbewohner werden.

Kommen Menschen durch Schwimmen, Fischen oder sonstige Aktivitäten mit dem infizierten Wasser in Kontakt, können Symptome wie Hautausschlag, Rötungen und Jucken entstehen. Besonders die Schleimhäute an den Augen und im Mund sind empfindlich für die Bakterien. Wird mehr Wasser verschluckt, greifen die Bakterien die Leber an. Zusätzlich kann es zu einer Gastritis kommen.

Deshalb sollen Menschen nicht in den belasteten Gewässern baden und besonders darauf achten, dass ihre Haustiere nicht daraus trinken. Auch Fische aus dem Stausee dürfen nicht gegessen werden.


 

Dabei sind die algenähnlichen Bakterien eigentlich sehr wichtig für das Sauerstoffgleichgewicht auf der Erde, wie Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) während der Pressekonferenz verriet.

Klima als Hauptursache

Dass sich die Blaualgen in diesem Jahr so intensiv und auch schon so früh ausbreiten, liegt nicht zuletzt am Klima. Die warmen Temperaturen und der fehlende Niederschlag macht aus dem Stausee, sowie dem Weiswampacher See einen perfekten Nährboden für Blaualgen.

 


Was ist mit dem Trinkwasser?

70 Prozent der Luxemburger Bevölkerung erhalten ihr Wasser zumindest teilweise aus dem Stausee. Verständlich also, dass die Luxemburger sich bei einer toxischen Belastung des Gewässers Sorgen um ihr Trinkwasser machen.

Das Umweltministerium gibt Entwarnung. Die Blaualgen bilden sich nur an der Wasseroberfläche. Das Wasser, das über das „Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“, kurz Sebes, verteilt wird, wird allerdings in 25 m Tiefe erschlossen. Darüber hinaus wird es behandelt. Derzeit bestehe keinerlei Gefahr für eine Belastung.


 

Dass deren Verbreitung allerdings nicht nur mit dem heißen Wetter zu tun hat, beweist der bisher nicht belastete Baggerweiher Remerschen. „Die Hydrodynamik der Baggerweiher ist eine andere. Zudem wachsen dort andere Algen und Gräser und das Wasser hat einen anderen pH-Wert, was dazu beiträgt, dass dort die Gefahr einer gefährlichen Blaualgenentwicklung nicht im gleichen Maße gegeben ist“, erklärt Christian Penny, Mikrobiologe des „Luxembourg Institute of Science and Technology“, kurz LIST. Das Institut wurde mit der Ursachenforschung der Blaualgenplage in Luxemburgs Gewässern beauftragt.

Dadurch erhofft sich die Regierung, in Zukunft besser Präventionsmaßnahmen vornehmen zu können, um die Blaualgen in den nächsten Jahren unter Kontrolle zu bekommen.
Auch für den Badespaß, aber in erster Linie für ein gesundes Ökosystem der Gewässer.

 


Was sind Blaualgen?

Blaualgen sind eigentlich gar keine Algen. Sie besitzen keinen echten Zellkern und sind somit Bakterien, betreiben aber genau wie Algen Fotosynthese. Ihr genauer Name lautet Cyanobakterien. Im Volksmund werden die Bakterien aufgrund ihrer blaugrünen Farbe und ihres algenartigen Aussehens „Blaualgen“ genannt. Cyanobakterien gehören zu den ältesten Lebewesen überhaupt und besiedeln die Erde seit geschätzten 2,5 Milliarden Jahren.


 

Grober J-P.
1. August 2018 - 13.29

Wie kommt das? Hoher Phosphat- und Nährstoffgehalt im Wasser, beispielsweise durch ungeklärte Abwässer mit Waschmittelrückständen, begünstigen in Verbindung mit höheren Wassertemperaturen die Entwicklung der Bakterien. Man könnte mal in effizientere Kläranlagen investieren. Wie viele gibt’s eigentlich entlang der Obersauer, Martelingen und wo noch?