Vulkan-Explosion auf den Kanaren / Bis Cumbre Vieja zur Ruhe kommt, könnten noch Monate vergehen

Der Vulkan auf La Palma kommt nicht zur Ruhe
Auf La Palma reißen immer neue Krater auf. Wann der Spuk vorbei sein wird, kann niemand genau sagen. Jetzt steigt die Sorge wegen Ascheregens.
Auch eine Woche nach seinem Ausbruch kommt der Vulkan im Südwesten der spanischen Kanareninsel La Palma nicht zur Ruhe. Am Wochenende öffneten sich im Vulkangebirge Cumbre Vieja weitere Krater, aus denen Lava den Berghang hinunterfloß und mehrere Siedlungen bedrohte. Ein heftiger Ascheregen ging über der Insel nieder und legte den Flugverkehr lahm. Auch am Sonntag wurden alle Flüge von und zur Insel abgesagt. Die Behörden gehen davon aus, dass diese Eruption noch Wochen oder sogar Monate dauern kann.
Nach der neuesten Erhebung des europäischen Satellitenprogramms Copernicus wurden bisher annähernd 500 Häuser durch die Lavaflüsse begraben oder beschädigt. Wenn der Vulkan weiterhin solche Mengen an flüssiger Gesteinsmasse ausspuckt, könnten die Schäden, die bisher auf 400 Millionen Euro geschätzt werden, noch sehr viel größer werden. Menschenleben sind bisher nicht zu beklagen, aber mehr als 6.000 Personen mussten evakuiert werden – darunter auch Hunderte von Urlaubern und ausländische Residenten.
Wachsende Gefahr durch Ascheregen
Die größte von mehreren Lavawalzen kam am Wochenende wenige Meter vor der Dorfkirche San Pío im Zentrum des Ortes Todoque zum Stehen. Auf dem kilometerlangen Weg zum Tal war die Lava, die mit mehr als 1.000 Grad aus dem Vulkan brodelt, immer weiter erkaltet und dadurch zunehmend dickflüssiger geworden. Statt in der Länge wächst diese Lavazunge nun in der Breite und Höhe: Die alles verschlingende Walze ist inzwischen bis zu 800 Meter breit und 15 Meter hoch geworden.
Es fließen mindestens zwei weitere Lavazungen den westlichen Abhang des Cumbre Vieja hinunter, weswegen am Wochenende weitere Siedlungen geräumt werden mussten. Heftige Explosionen hatten in den letzten Tagen immer wieder die Fensterscheiben im kilometerweiten Umkreis des Vulkans erzittern lassen. Auf Luftbildern, die mit Drohnen aufgenommen wurden, konnte man sehen, dass der Hauptkrater eingestürzt war und sich dafür mehrere Nebenkrater geöffnet hatten.

Zu einem wachsenden Problem wird der heftige Ascheregen, der seit Tagen über der Insel niedergeht. Viele Autos, Straßen und Hausdächer sind mit einer zentimeterdicken Schicht bedeckt. Auch der Airport färbte sich schwarz. Auf den Straßen rund um den Cumbre Vieja sind Schneeräumfahrzeuge unterwegs, um die Ascheschicht beiseitezuschieben. Touristen wie Einheimische wurden aufgefordert, sich wegen möglicher Gesundheitsrisiken gegen die Asche mit Schutzbrillen, Masken und körperbedeckender Kleidung zu schützen.
Die Tausenden von Touristen, die sich auf der Insel befinden, wurden zu erhöhter Vorsicht aufgerufen: „Es ist nicht empfehlenswert, in der aktuellen Situation an den Strand oder ins Schwimmbad zu gehen“, informierten die Behörden. Der Vulkanausbruch hat die Zahl der Touristen auf der Insel steigen lassen. Viele Hotels sind ausgebucht.
Der Andrang von Touristen sorgt aber zunehmend für Unmut: Evakuierte Inselbewohner und aus ganz Spanien angereiste Helfer, darunter Polizisten, Katastrophenschützer und Vulkanexperten, haben es zunehmend schwer, Unterkünfte zu finden. Schaulustige auf den Straßen behindern die Rettungskräfte. „Dieser Vulkan ist kein Spektakel, sondern eine Tragödie“, empören sich die Menschen auf der Insel. Auch ein Sprecher der Inselhoteliers übte Kritik: „Jetzt ist nicht der Augenblick für Tourismus auf der Insel, jetzt ist die Zeit zum Helfen.“
Wissenschaftler schließen Mega-Tsunami aus
Spaniens Premier Pedro Sánchez kündigte an, dass die Insel zum Katastrophengebiet erklärt wird. Dies erleichtert die Bereitstellung von millionenschwerer staatlicher Hilfe. Die EU-Kommission kündigte ebenfalls Unterstützung an, um die Insel La Palma, einer der wichtigsten Bananenproduzenten Europas, wieder aufzubauen.

Spanische Wissenschaftler weisen unterdessen apokalyptische Warnungen zurück, dass dieser Ausbruch einen verheerenden Tsunami provozieren könne. Nach dieser durchs Internet geisternden Katastrophen-Theorie könnten heftige Eruptionen einen Teil des Vulkangebirges Cumbre Vieja ins Meer stürzen lassen. Ein dadurch möglicher Tsunami könne angeblich sogar die östliche US-Küste erreichen.
Spanische Vulkanforscher schließen dieses Szenario für diesen Ausbruch des Cumbre Vieja, der nach der wissenschaftlichen Skala als schwächere bis moderate Vulkanaktivität eingeordnet wird, jedoch völlig aus. Ein Mega-Tsunami, so heißt es, sei im aktuellen Fall „wissenschaftlich unmöglich“.
Die Vulkantouristen werden auf der Insel gefangen bleiben da der Luftraum gesperrt wird.Dann wird es ihnen Leid tun dass sie zum gaffen gekommen sind in dieses Naturkatastrophengebiet.