„Bildung ist eine der Prioritäten“ – Schifflingens Bürgermeister Paul Weimerskirch über seine Gemeinde

„Bildung ist eine der Prioritäten“ – Schifflingens Bürgermeister Paul Weimerskirch über seine Gemeinde

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Umgestaltung des Schifflinger Stadtkerns und damit einhergehend die neue Verkehrsführung haben das Bild der etwas mehr als 11.000 Einwohner zählenden Südgemeinde wesentlich verändert. Darüber hinaus spricht Paul Weimerskirch (CSV) auch über die Herausforderungen, die Esch 2022 mit sich bringt.

Tageblatt: Es ist eine Menge passiert in Schifflingen in den letzten zwölf Monaten. Welche Projekte stehen 2019 ins Haus?

Paul Weimerskirch: Wir haben ein Investitionsvolumen von 23 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist eine Menge Geld. Es gibt noch Ausstände, sodass sich dieses Volumen auf 26 Millionen Euro ausweiten könnte. Finanziell sieht es gut aus. Was nun die Projekte betrifft, werden im Haus „A Kassen“ neue Geschäftsräume und Wohnungen geschaffen werden. Im nächsten Gemeinderat werden die dazu vorgesehenen Kostenvoranschläge vorliegen, damit wir vorankommen. Beim neuen Boulodrom und dem Tierasyl mussten wir dem Umstand Rechnung tragen, dass die Erde mit Asbest verseucht ist. Das dritte größere Projekt betrifft die Umgestaltung des Stadtzentrums, die ja noch nicht abgeschlossen ist.

Wie ist der Stand der Dinge in der Hinsicht?

Es gibt ein paar Problemsituationen, die wir unbedingt lösen müssen. Speziell was die Fußgänger betrifft. Im Klartext: Es muss noch reichlich Feintuning gemacht werden. Ich habe auch nie gesagt, dass alles gleich einwandfrei läuft. Aber die drei Bahnübergänge gehören endlich der Vergangenheit an. Zu den Stoßzeiten macht die Ampelanlage Schwierigkeiten. Wenn das Verkehrsauskommen hoch ist, sollten die Autos Priorität haben. Ansonsten sind es die Fußgänger.

Schifflingen hat jetzt seit kurzem etwas mehr als 11.000 Einwohner und wird weiter wachsen. Welche Herausforderungen bringt dies mit sich?

Wir stoßen in der Tat an Grenzen. Die wachsende Einwohnerzahl bedingt, dass wir uns Gedanken über unsere Schulinfrastruktur machen müssen. Aus diesem Grund ist im 2019er Budget auch diesbezüglich eine Million Euro für Studien vorgesehen. Wir können uns einen Neubau „op Hudelen“ vorstellen sowie eine Renovierung der bestehenden Lydie-Schmit-Schule. Ins Auge gefasst haben wir ebenfalls die Dezentralisierung der „Maison relais“. Da tut sich also was in naher Zukunft. Wir müssen dem Umstand Rechnung tragen, dass wir 1.100 Schüler haben, die ebenfalls betreut werden müssen. Die Bildung ist demnach eine der Prioritäten bei uns. Ein Blick auf die landesweiten Statistiken zeigt nämlich , dass zu viele Schüler im „Modulaire“ landen. Das wollen wir ändern. Gemeinsam mit dem Lehrpersonal, das hochmotiviert ist. Und gute Infrastrukturen sind zwar nicht alles, aber einen gute Voraussetzung.

Welche weitere Projekte stehen sonst noch an?

Die „Mairie“ platzt bekanntlich aus allen Nähten. Wir werden eine Annexe bauen, für die es bereits ein „avant projet sommaire“ gibt. Die Wärmekraft-Kopplungsanlage muss ebenfalls erneuert werden und steht mit 3,7 Millionen Euro zu Buche.

Wie sieht es mit den sozialen Problemen aus?

Das ist ein heikles Thema. Wir haben viele RMG-Empfänger. Zudem leben in unserer Gemeinde zahlreiche Alleinerziehende. Der soziale Wohnungsbau ist in dem Zusammenhang ebenfalls eine unserer Prioritäten.

Warum?

Wir haben rund 100 Wohnungen zur Verfügung, sind aber in der Hinsicht schlecht aufgestellt, da wir in erster Linie Wohnraum benötigen für Familien. Mir blutet stets das Herz, wenn ich mit Fällen konfrontiert bin, wo ich aufgrund des fehlenden Wohnraumes nicht helfen kann. Wichtig ist im Übrigen auch, dass die soziale „Mixität“ stimmt. In einer Gemeinde wie Schifflingen ist dies allein historisch bedingt kein einfaches Unterfangen. Aber auch daran arbeiten wir. Zusammen mit den Verantwortlichen des Sozialamts.

Esch 2022: Wie sieht es damit aus?

Wir bekennen uns dazu und werden das Projekt voll und ganz unterstützen. Da gibt es kein Wenn und kein Aber. Ich hatte einen kurzen Austausch mit Nancy Braun, der Generaldirektorin. Ich gehe fest davon aus, dass ernsthaft an dem Projekt gearbeitet wird und es endlich ins Rollen kommt. Was ich aber bislang gänzlich vermisse, ist die Rolle, die wir als Gemeinde spielen sollen. Hinzu kommt, dass die Kommunikation bislang alles andere als optimal ist. Aber vielleicht bin ich auch zu ungeduldig.

Können Sie das erläutern?

Esch 2022 betrifft den ganzen Süden des Landes. Was mir bislang fehlt, sind Antworten auf die Fragen, wie wir als Gemeinde eingebunden werden. Wir haben eine Menge Ideen parat wie beispielsweise die Ausrichtung des „Eurofestivals“, an dem Teams aus 15 Ländern teilnehmen werden. Wir denken, dass dies gut passen würde, wissen aber nicht, ob die Verantwortlichen dies auch so sehen. Wir wissen nicht, wie der Stand der Dinge ist, und auch nicht, wo es langgeht. Die Interviews, die Nancy Braun und Christian Mosar gegeben haben, waren einerseits allesamt hochinteressant, andererseits habe ich die Arbeit von Janina Strötgen und Andreas Wagner ebenfalls geschätzt. Man sollte nicht vergessen, dass sie letztlich dazu beigetragen haben, dass Esch den Zuschlag bekam.

Was bereitet Ihnen Sorgen?

Das viele Akteure am Tisch sitzen und dass das Projekt grenzüberschreitend sein soll. Es muss endlich „Bewegung in dieses Dossier kommen“, wie man so schön zu sagen pflegt. Die Schifflinger Kulturszene ist zwar eine bescheidende, hat aber auch Namen zu bieten wie Yvette Gastauer. Auch wenn ich mich wiederhole: Wir haben reichlich Ideen und die wollen wir einbringen, da wir verstanden haben, dass Esch 2022 auch für uns eine einzigartige Chance ist. Kultur kann wie Sport Brücken schlagen. Auch im Sinne einer Nachhaltigkeit.