Esch: Feier am Samstag„Biergleit fréi op, ruffe Gléck op“: 100+1 Jahre „Biergaarbechtermusek“ 

Esch: Feier am Samstag / „Biergleit fréi op, ruffe Gléck op“: 100+1 Jahre „Biergaarbechtermusek“ 
100+1 Jahre „Biergaarbechtermusek“ werden am Samstag in Belval gefeiert Foto: Harmonie des mineurs Esch/Alzette

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

40 Jahre nachdem die letzte Grube Luxemburgs geschlossen wurde, feiert die letzte „Biergaarbechtermusek“ des Landes ihren 100. Geburtstag. Dabei ist die „Harmonie des Mineurs Esch/Alzette“ genau genommen bereits 101 Jahre alt, doch die Feierlichkeiten mussten wegen der Pandemie verschoben werden und finden nun am Samstag statt. 

Das Datum ist nicht zufällig gewählt. Am Samstag ist „Bäerbelendag“, dann wird vor allem im Süden Luxemburgs der heiligen Barbara gedacht, der Schutzpatronin der Grubenarbeiter. Trotzdem war der hundertste Geburtstag der „Escher Biergaarbechtermusek“ ursprünglich ganz anders geplant. Er sollte über ein ganzes Wochenende Ende März 2020 stattfinden, doch Corona machte dem Organisationskomitee rund um Präsidentin Diane Ascani einen Strich durch die Rechnung: Die Regierung beschloss den Lockdown. Also wartete man bis Dezember ab und entschied dann, die Feierlichkeiten auf  „Bäerbelendag“ 2021 zu legen. Bis dahin werde sich die Situation schon beruhigt haben, so der allgemeine Tenor. Hat sie aber nicht, sodass am Samstag im kleineren, dafür aber gediegenen Rahmen gefeiert wird.

Der Weg dorthin war ebenfalls nicht einfach. Denn für das kommende Wochenende waren bereits im Dezember 2020 die wenigen sich eignenden Säle in Esch ausgebucht. Also schaute man sich in Belval um und kam in der „Maison des arts et étudiants“ unter, was allerdings für den kleinen Verein mit beträchtlichen Kosten verbunden ist. Jedenfalls beginnen am Samstag die Festlichkeiten um 18.00 Uhr. Dabei darf man v.a. auf das Referat von Damien Sagrillo gespannt sein. Der Professor für Musikwissenschaft und Musikpädagogik aus Luxemburg forscht an der Universität in Belval zum Bereich Blasmusik und ist gleichzeitig Präsident des internationalen Verbands für Blasmusik. Der Luxemburger wird seine Forschungsarbeit der letzten beiden Jahre vorstellen.

Skulptur und „Mineurswaasser“

Nach einer Pause ist es dann Zeit für Musik. Die „Biergaarbechtermusek“ tritt dabei nicht selbst auf, sondern überlasst die Bühne der Escher „Harmonie municipale“. „Der Samstag soll ein Fest für unsere Musiker sein“, erklärt Präsidentin Christiane Wagner, „da müssen sie nicht selber auftreten.“ Es sollen diejenigen geehrt werden, die das Überleben der „Biergaarbechtermusek“ gesichert haben, obwohl seit 40 Jahren kein Bergbau mehr im Land betrieben wird und auch die Stahlindustrie seit Jahrzehnten auf dem Rückzug ist. Ihren Auftritt haben die 21 Musiker, darunter vier Kinder und Jugendliche, außerdem bereits am Samstagmorgen während der offiziellen Feierlichkeiten zum „Bäerbelendag“ in Esch. 

Die 1920 als Werksmusik gegründete „Biergaarbechtermusek“ ist ein Symbol der industriellen Vergangenheit der Stadt Esch. Wagners Vorgänger, Jean Hansen, hatte die Entstehung in einem Artikel im Tageblatt 2018 wie folgt beschrieben: „Die Bergarbeitermusik wurde 1920 von zwölf Idealisten gegründet. Diese hatten erkannt, dass harte Arbeit allein den Menschen nicht erfüllt. Mit der Gründung des Musikvereins wollten sie den Schwerstschaffenden eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anbieten, ihnen die Möglichkeit geben, Kameradschaften zu pflegen sowie am sozialen und kulturellen Leben der Minettemetropole teilzunehmen. Dieser Ausrichtung fühlen wir uns heute noch verpflichtet.“ 

Und weil das so ist, wird am Samstag gefeiert. Dabei werden auch zwei interessante Souvenirs von der „Biergaarbechtermusek“ angeboten: Für 10 Euro gibt es eine kleine Flasche „Mineurswaasser“, für 100 Euro eine in limitierter Auflage hergestellte Skulptur.

Weitere Informationen gibt es unter centenaire.bame@outlook.com