Hopfen und MalzBier und zunehmend Wasser: Brasserie nationale ist wieder auf der Erfolgsspur

Hopfen und Malz / Bier und zunehmend Wasser: Brasserie nationale ist wieder auf der Erfolgsspur
Das Bierjahr 2022 war durch das Ende der sanitären Krise und einen langen warmen Sommer geprägt Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Strahlende Gesichter bei der Brasserie nationale – Produzent u.a. der Bofferding- und Battin-Biere –, die vor kurzem gemeinsam mit dem eigenen Getränkeverleger Munhowen die Bilanz 2022 vorgestellt hat. Nach den Krisenjahren 2020 und 2021 ist die Brauerei wieder auf Erfolgskurs: Der Umsatz der Brasserie nationale (ohne Munhowen) stieg auf 13,23 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern betrug 4,14 Millionen. 

Dass die Bilanzzahlen im Vergleich zu 2021 und 2020 zunahmen, mag nicht verwundern; während der beiden Krisenjahre mit zeitweise geschlossenen Gaststätten, kaum stattfindenden Festen und Feiern ging der Umsatz aller Brauereien stark zurück. Dass der Gewinn vor Steuern im Vorjahr jenen des Vorkrisenjahres 2019 um 21 Prozent übertraf und die aktuellen Aussichten ebenfalls gut sind (das Jahr 2023 begann mit einem leichten Plus), führen die Brauereiverantwortlichen auf eine gewisse Risikobereitschaft und zahlreiche Investitionen zurück. So wird in der Bascharager Produktionsstätte mittlerweile viel Energie mit Solaranlagen selbst produziert, der Wasserverbrauch konnte durch die Installation einer eigenen Kläranlage so minimiert werden, dass zur Produktion eines Liters Bier nur mehr 2,5 Liter Wasser notwendig sind, was eine Top-Leistung für Brauereien darstellt. 

Wasser spielte bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag auch bei den Umsatz- und Gewinnzahlen eine zentrale Rolle: Das erst seit drei Jahren unter dem Namen Lodyss kommerzialisierte eigene Quellwasser des Unternehmens ist bereits jetzt für ein Viertel des Gewinns verantwortlich. Da die Zahl der Brauereiverträge mit Gaststätten allein 2022 um drei Prozent zulegte und Lodyss hier exklusiv angeboten wird, der Marktanteil in den Läden ebenfalls steigt, darf das Unternehmen weiter optimistisch in die Zukunft blicken.

Mathias und Isabelle Lentz gingen im Rahmen der Bilanzpressekonferenz auf die Entwicklung der Brauerei, bzw. des Getränkeverlags Munhowen ein und konnten u.a. auf eine Zunahme der Produktion (Bier und Wasser) im Bilanzjahr um mehr als 50.000 Hektoliter auf insgesamt 210.384 hl verweisen. Allein die Lodyss-Produktion stieg um 31 Prozent auf nunmehr 55.000 hl.

0,0083 Prozent der Weltproduktion

Dass das Familienunternehmen Brasserie nationale zwar der größte nationale Bierproduzent ist, dabei auf dem Weltmarkt aber praktisch keine Rolle spielt, verdeutlicht der Anteil der Bascharager Produktion am Weltmarkt: Lediglich 0,0083 Prozent aller Biere werden dort gebraut. Die gesamte Produktion in Luxemburg nahm im Laufe der Jahre zudem stark ab. Wurden 1970 noch 730.000 hl Bier im Großherzogtum gebraut, so waren es 2022 nur mehr 278.763 hl. Von diesen wurden im Vorjahr rund 185.000 hl im Land konsumiert, dies gegenüber einer zunehmenden Menge an Importbieren (mehr als 405.000 hl). Diese Entwicklung deutet allerdings nicht auf ein absehbares Ende der gelebten Braukunst in Luxemburg hin; im Gegenteil, eine zunehmende Zahl von Mikrobrauereien, die sich zunehmend in der „Confédération des brasseries et des brasseurs du Luxembourg“ organisieren, zeugt von der Dynamik der Branche. 

Jedes vierte in Luxemburg getrunkene Bier ist ein Bofferding- oder Battin-Produkt (in bescheidenerem Maßstab Funck-Bricher-Produkte), jedes fünfte wird von der Brasserie de Luxembourg (Diekirch) vertrieben, die Wiltzer Brauerei Simon hat einen Marktanteil von 7 Prozent und 5 Prozent verteilen sich auf Mikrobrauereien. Während der Pressekonferenz am Donnerstag verwies die Brauerei ebenfalls auf den zunehmenden Erfolg ihres Besucherzentrums – inzwischen haben 5.500 Gäste das neue Angebot genutzt.    

Ausgleich der höheren Produktionskosten

Die Produktion wurde insgesamt durch höhere Glaspreise (plus 250 Prozent), teurere Etiketten (plus 35 Prozent), teurere Verpackungen (plus 25 Prozent), höhere Löhne (plus 6,4 Prozent), aber auch um 60 Prozent gestiegene Malzpreise, 20 Prozent teureren Hopfen und 55 Prozent teurere Reinigungsmittel um 2,5 Millionen Euro teurer. Einen Großteil dieser Mehrkosten kompensiert die Brasserie nationale durch gesenkte Produktionskosten, wie den bereits erwähnten gesenkten Wasserverbrauch und die teilautonome Energieproduktion sowie durch Optimierung der Brauvorgänge. 

Auch beim Verteiler Munhowen zeigen die Zahlen wieder aufwärts: Das Geschäft wurde besonders im französischsprachigen Raum Belgiens und in Frankreich (Elsass) weiter ausgebaut. Im Juni 2022 brach das Unternehmen mit ausgelieferten 7.283 Tonnen Getränken seinen bisherigen absoluten Verkaufsrekord. Bei mehreren Großveranstaltungen, wie dem Kulturjahr, der „Foire de Libramont“ usw. konnte für die Produkte geworben werden, der elektronische Handel wurde stark ausgebaut. 

Der Umsatz von Munhowen stieg auf 85 Millionen Euro und der Gewinn machte einen Großteil des Gesamtgewinns der Gruppe (Brasserie nationale und Munhowen) aus, der sich auf insgesamt 13,1 Millionen Euro (vor Steuern und Gewinnausschüttungen) belief.