JustizBianka bleibt verschwunden – Zeuge spricht vor Gericht von mutmaßlichem Geständnis-Video

Justiz / Bianka bleibt verschwunden – Zeuge spricht vor Gericht von mutmaßlichem Geständnis-Video
Weiher in Linger-Bomicht: Hier wurde Baby Bianka am 15. Juni 2015 offenbar ein letztes Mal mit ihrer Mutter S.B. gesehen Foto: Polizei

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Bianka wäre heute sieben Jahre alt. Der Prozess um ihr Verschwinden 2015 zieht sich hin. Vom Mädchen fehlt bislang jede Spur. Hat ihre Mutter sie umgebracht, wie ein Zeuge behauptet? Es gibt Fragen über Fragen, aber kaum Antworten.

Am 6. Juni 2015 geboren, ist Bianka wenige Tage später verschwunden – spurlos. Am 15. Juni desselben Jahres wurde sie offenbar ein letztes Mal gesehen, nahe Petingen. In der Obhut ihrer Mutter. Doch die schweigt seit sieben Jahren oder weicht konkreten Fragen aus.

Eine Zeugenaussage während des Prozesses hat deshalb etwas überrascht. Ein enger Bekannter von S.B., der Mutter, hat ausgesagt, dass die Frau ihm gegenüber die Tötung des Kindes zugegeben habe. Er habe diese Aussage sogar mit seinem Tablet gefilmt. Was diese Aufnahme, die offensichtlich noch existiert, letztendlich wirklich bedeutet, will das Gericht nächste Woche näher unter die Lupe nehmen. Klar ist, dass es ein Novum wäre. Es wäre nämlich das erste Mal, dass S.B. eine konkrete Aussage zum Verschwinden ihrer Tochter gemacht hätte. Bisher, so berichten die Ermittler, habe die Mutter stets ausweichend geantwortet oder erzählt, dass es Bianka gutgehe, dass sie mal bei dieser Tante, mal bei jener oder bei der Großmutter sei. Nichts davon, so die Ermittler, habe einer Überprüfung standgehalten, ergo der Wahrheit entsprochen.

Merkwürdiges Verhalten

Weitere Zeugenaussagen diese Woche im Prozess haben dieses Verhalten der Mutter eigentlich stets bestätigt. Jene Personen, die S.B. am 15. Juni 2015 beim Weiher in Linger nahe Petingen gesehen haben, scheinen wichtig. Ihre Aussagen bringen allerdings kaum Aufklärung. Ja, so sagten die Zeugen, sie hätten die Frau an dem Tag gesehen. Ja, sie habe unter einer Decke etwas unter dem Arm getragen, was man durchaus als Baby hätte wahrnehmen können. Das Kind selbst hätten sie aber nicht gesehen. Sie seien lediglich davon ausgegangen, dass es sich um ein Kind handle.

Die Frau, so die Zeugen, sei ihnen mehrmals begegnet. Ein letztes Mal ohne Kind. Auf die Frage, wo das Kind sei, habe S.B. geantwortet, eine Tante habe es mit dem Fahrrad abgeholt. Ein Zeuge, Arbeiter bei der Gemeinde Petingen, sagte, dass er S.B. damals in einem Gebäude nahe dem Weiher gesehen und sich gefragt habe, was eine Mutter mit Säugling dort verloren habe. Er habe nachgeschaut, aber nichts gefunden, trotzdem aber seinen Chef verständigt. „Ich hatte ein schlechtes Bauchgefühl“, sagte er vor Gericht. Die Frau sei ihm ob ihres Benehmens irgendwie suspekt vorgekommen.

Realitätsverweigerung der Mutter

Auch den Ermittlern zufolge sei S.B. eine eigenartige Person. Sie lebe im Süden des Landes in einer nicht mal 40 Quadratmeter großen Wohnung eines Bekannten, ohne Fernseher, und schlafe auf dem Sofa. Sie lebe in ihrer Welt.

Ermittler wie Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass das Kind tot ist. Andere Optionen seien eher wenig wahrscheinliche Spekulation. Trotzdem wurde während längerer Zeit auch im Ausland nach dem Kind gesucht. Ob es nicht vielleicht irgendwo anonym abgegeben wurde?

Den Ermittlern zufolge muss S.B. ihre Tochter Bianka gar nicht mal umgebracht haben. Das Kind könne eines „natürlichen Todes“ gestorben sein, was die Mutter in einer Art Realitätsverweigerung nicht wahrnehmen wolle. Wäre das der Fall und hätte S.B. das zugegeben, dann müsste dieser Prozess nicht geführt werden, heißt es. Nächste Woche geht es weiter. S.B. wird wahrscheinlich auch da nicht auftreten und sich äußern. Bianka ist bis heute nicht für tot erklärt worden.

Schlimme Zustände in Kinderkrippe

Im Prozess um die „Crèche Léiwen Léiw“ in Bous, deren Direktorin die Mitarbeiterinnen und vor allem die ihr anvertrauten Kinder systematisch misshandelt habe, wird das Urteil am 26. Januar nächsten Jahres gesprochen. Die Staatsanwaltschaft fordert aufgrund der Schwere der Vorwürfe vier Jahre Haft und eine angemessene Geldstrafe.

Leila
9. Dezember 2022 - 21.55

Unterm Arm getragen? Ich stelle mir das bildlich vor: in so einer unbequemen Lage, gegen den Körper gepresst, damit es nicht runterfällt, da hätte das Baby doch geschrien. Dass es das Baby (und nicht nur eine gerollte Decke) war, hat sie ja dem Zeugen bestätigt - ein sehr stilles Baby...