Betze-Michel vs. Alm-Jenny

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FCK vs. Bielefeld, Strasser gegen Saibene - zwei Tageblatt-Journalisten kommen als Fans der Vereine zu Wort.

1. FC Kaiserslautern vs. Arminia Bielefeld – Jeff Strasser vs. Jeff Saibene: Am Sonntag blickt Fußball-Luxemburg in Richtung Betzenberg. Das Tageblatt setzt den Countdown fort. An dieser Stelle kommen zwei „T“-Journalisten als Fans ihrer Vereine zu Wort: Sportredakteurin Jenny Zeyen und Philip Michel, Chef vom Dienst.

 

Philip Michel

1984 war es, als ich zum ersten Mal auf dem Betzenberg war. Die Westkurve war noch eine Kurve und das Spiel gegen den HSV ging mit 0:2 verloren. Trotzdem beeindruckte mich die Atmosphäre derart, dass ich seither ein Anhänger des 1. FC Kaiserslautern bin.

Als solcher erlebte ich zunächst einmal viele Höhen mit. Da ist zuallererst der 15. Juni 1991. Ich war Student in Köln und hatte Monate zuvor fünf Karten für das letzte Saisonspiel des FCK im Müngersdorfer Stadion gekauft. Nicht ahnend, dass Lautern tatsächlich bis zum Schluss um die Meisterschaft spielen würde. An diesem Tag fuhr (gefühlt) die gesamte Pfalz nach Köln. Ich hatte zwei Karten zu viel und verkaufte sie zu einem Spottpreis. Man hätte mir das Zwanzigfache bezahlt, wie ich später erfuhr. Damals als armer Student biss ich mir deswegen in den A…, heute aber bin ich irgendwie stolz, keinen Lauterer abgezockt zu haben. Vom Gewinn kaufte ich mir einen neuen FCK-Schal, den ich heute noch zu den Spielen trage. Er wurde im Übrigen nie gewaschen, denn das Spiel war unglaublich, der entfesselte FCK holte sich mit 6:2 die Meisterschaft. Es war der absolute Wahnsinn!

Auch 1998 war ich im Hamburger Volksparkstadion dabei, als Lautern Historisches vollbrachte und als bisher einziger Aufsteiger den Meistertitel holte. Allerdings stand der Titelgewinn bereits vor dem Spiel fest, die Party war zwar ebenso gigantisch wie die sieben Jahre zuvor in Köln, jedoch weitaus weniger emotional. Ein Jahr später wechselte Jeff Strasser in die Pfalz, und als Sportjournalist verfolgte ich die Spiele plötzlich von der Pressetribüne aus. Der Niedergang begann wenige Jahre später. Man hatte sich finanziell überhoben und der Klub stand vor dem Bankrott. René C. Jäggi sanierte den Verein, verkaufte aber das Tafelsilber. Und prägte den Satz: „If you pay peanuts, you get monkeys.“ Der passt noch heute zum FCK. Denn teure Spieler kann man sich nach den unter Präsident Stefan Kuntz zum Teil fahrlässig verspielten Bundesliga-Aufstiegen 2013, 2014, 2015 nicht mehr leisten. Im Gegenteil, sobald ein halbwegs begabter Nachwuchsmann es in die erste Mannschaft schafft, wird er von Bundesligisten für relativ wenig Geld weggekauft. Inzwischen ziehen es Profis sogar vor, nach Ingolstadt oder Heidenheim zu wechseln …

Dabei müsste sich doch jeder Fußballer zerreißen, um auf dem Betzenberg zu spielen und von der Westkurve gefeiert zu werden. Im Profifußball des 21. Jahrhunderts zählt das aber nicht mehr, zudem schrecken die Turbulenzen auf Vorstands-, Manager- oder Trainerebene der jüngsten Vergangenheit wohl viele Profis ab. Das Umfeld ist eben alles andere als unaufgeregt und für die Fans gehört Lautern eh in die Bundesliga. Dementsprechend hart können sie im trostlosen Zweitliga-Alltag mit der Mannschaft ins Gericht gehen. Wobei das Team sich das in den letzten Jahren mit haufenweise blutleeren Auftritten auch verdient hat.

Mit Jeff Strasser auf der Trainerbank jedenfalls wird es besser gehen. Er verkörpert perfekt die Eigenschaften, die den Betzenberg einst zum gefürchtetsten Stadion Deutschlands machten: Kampf, Wille und Herzblut. Genau das will ich auch am Sonntag gegen Bielefeld sehen. Schönen Fußball gibt’s woanders. Und so leid es mir für meinen Freund Jeff Saibene tut: Spätestens seit dem Sieg in Dresden heißt es: „Olé olé, olé ola, der FCK ist wieder da!“

 

Jenny Zeyen

Warum Arminia Bielefeld? Eine Frage, die ich bereits öfters zu hören bekam. Verständlich, denn eine Nähe zu Luxemburg besteht nicht gerade und durch große Erfolge machte die Arminia in den letzten Jahren auch nicht von sich reden. Aus privaten Gründen zog es mich 2012 in die 300.000-Einwohner-Stadt. Das gibt es doch gar nicht? Gibt es schon. Dass da dann auch ein Besuch auf der Alm Pflicht ist, war von Anfang an klar.

Zu diesem Zeitpunkt spielte die Arminia in der dritten Liga, hatte mit Stefan Krämer den bisher letzten Kulttrainer – dem Jeff Saibene in Sachen Beliebtheit und vor allem Frisur in nichts nachsteht – und ich wurde sofort vom Arminia-Fieber gepackt. Auch in der dritten Liga war das Stadion voll, und wo erlebt man im Profifußball sonst eine ähnlich familiäre Atmosphäre? Anwohner, die am Spieltag in ihrer eigenen Einfahrt Getränke verkaufen, genau das gibt es bei Peterchen.
Aber auch eine ähnliche Berg-und-Tal-Fahrt hatte ich bisher noch nicht miterlebt. Denn was ich inzwischen festgestellt habe: Die Ostwestfalen sind leidensfähig. Eine normale Saison scheint es bei der Arminia nicht zu geben. In den letzten fünf Jahren schlitterte man zwischen unglaublichen Erfolgserlebnissen und absoluten Katastrophen hin und her. Unvergessen bleibt für mich die Saison 13/14 und der dramatische Abstieg in der Relegation gegen Darmstadt, wo man in der Nachspielzeit der Verlängerung das entscheidende Tor kassierte. Von vorheriger Euphorie fiel die gesamte Stadt in eine regelrechte Schockstarre, auch die Drittligalizenz stand auf dem Spiel. Doch schnell rappelte man sich auf, die Region legte zusammen, Arminia erhielt die Lizenz und spielte folglich eine Saison, wie man sie sich im Traum nicht erwartet hatte: Drittligameister und Pokalhalbfinale.

Dass zwei Jahre später gerade ein Luxemburger Bielefeld vor dem drohenden Abstieg retten würde, damit hatte wohl keiner gerechnet. Nach zwei Trainerwechseln innerhalb kürzester Zeit machte sich auf der Alm große Ernüchterung breit. Viele Fans standen am Anfang auch „Jeff le Chef“ skeptisch gegenüber – ein Trainer mit null Erfahrung in der deutschen Liga, ob das gutgehen könnte? Spätestens das 6:0 zuhause gegen Braunschweig stimmte die Fans um. Dank Saibene ging ein Ruck durch die Mannschaft, auch gerade wegen mehrerer mutiger Entscheidungen. Vor ihm hatte sich noch niemand getraut, Publikumsliebling Fabian „Miro“ Klos auf die Bank zu setzten. Florian „Magic“ Dick, der wie zuvor bereits in Kaiserslautern von Rehm und Kramny ausgemustert worden war, brachte Saibene in den Kader zurück. Eine Entscheidung, die sich auszahlen sollte. Arminia schaffte den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Hast du den hierher gebracht? Dies wurde ich im Freundeskreis nun öfters gefragt, auf einmal stand Luxemburg auch in Ostwestfalen im Fokus.

Wer wird denn jetzt das Duell für sich entscheiden? Natürlich die Gäste aus Bielefeld. Seit Krämer schaffte es niemand mehr, die Arminia-Spieler so zu motivieren wie Jeff Saibene. In dieser Saison entwickelten sie sich zu regelrechten Kilometerfressern. Und trotz der grandiosen Stimmung im eigenen Stadion zeigte man sich auswärts stärker. Demnach ein Grund, endlich wieder drei Punkte einzufahren. Denn wer hatte schließlich zuerst einen Jeff S. aus Luxemburg in seinen Reihen?

Steven Hansen
26. November 2017 - 6.57

Ech fueren haut als neutralen Fan op de Betzenberg virwëtzen, obwuel meng Sympathien eendeiteg beim Jeff Saibene leien, well ech deem anere Jeff säin „7 Tage brennt der Kölner Dom“-Gesang ni verzeie wäert (Voilà! Da wësst der lo och wien meng léifsten BuLi-Equipe ass)!