USA„Beschützender Glanz“: Trump will „immun“ zurück in den Wahlkampf

USA / „Beschützender Glanz“: Trump will „immun“ zurück in den Wahlkampf
Trump-Fans, wie sie sich am Wochenende in Beverly Hills über vorbeifahrende Biden-Anhänger lustig machen Foto: AFP/Kyle Grillot

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Vor einer Woche lag US-Präsident Trump noch im Krankenhaus. Jetzt zieht es ihn zurück in den Wahlkampf. Sein Arzt gibt grünes Licht dafür. In Denver stirbt ein Mann bei Protesten.

Rund anderthalb Wochen nach seinem positiven Corona-Test hat Donald Trump seinen Wahlkampf wieder aufgenommen. Vom US-Präsidenten gehe nach Angaben seines Leibarztes „kein Übertragungsrisiko für andere“ mehr aus. Das hätte ein Corona-Test gezeigt, dem sich Trump am Samstag unterzogen habe, erklärte Sean Conley. Es gebe keine Hinweise mehr darauf, dass sich das Virus aktiv vermehre. Trumps Coronatest dürfte demnach weiter positiv ausgefallen sein, von einem negativen Testergebnis war ausdrücklich zumindest nicht die Rede.

Laut den Corona-Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDCP dürfen Covid-19-Patienten mit mildem oder mittelschwerem Verlauf ihre Isolation zehn Tage nach Auftreten der ersten Symptome beenden, sofern sie mindestens 24 Stunden lang fieberfrei sind. Wie schwer Trump tatsächlich an Covid-19 erkrankt war, blieb bis zuletzt unklar.

Dessen ungeachtet trat Trump erstmals seit seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus am Samstag vor dem Weißen Haus vor Anhängern auf. Eine Atemschutzmaske trug er dabei nicht. Auch unter den dicht gedrängt stehenden, rund 500 mehrheitlich jungen Präsidenten-Fans trugen nicht alle eine Maske.

„Ich fühle mich großartig!“, rief Trump vom Balkon des Weißen Hauses hinunter. „Ich will, dass ihr wisst, dass unsere Nation dieses furchtbare China-Virus besiegen wird“, wiederholte der US-Präsident seine rassistische Bezeichnung für das Coronavirus. Das Virus, an dem in den USA bereits mehr als 213.000 Menschen starben, werde „verschwinden, es verschwindet“.

Republikaner machen sich Sorgen

Die Corona-Diagnose hatte Trumps Wahlkampf nur wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl jäh unterbrochen. Während der Amtsinhaber sich auskurieren musste, absolvierte sein demokratischer Herausforderer Biden mehrere Wahlkampfveranstaltungen in wichtigen Bundesstaaten. Der ehemalige Vizepräsident liegt in landesweiten Umfragen zehn Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber. Auch in mehreren möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten konnte Biden seinen Vorsprung ausbauen.

Nach der Zwangspause will Trump in den kommenden Tagen den Wahlkampf in wichtigen sogenannten Swing States fortsetzen. Nach einer Wahlkampfveranstaltung in Florida am Montag werde er am Dienstag in Johnstown im Schlüsselstaat Pennsylvania und am Mittwoch in Des Moines in Iowa auftreten, kündigte sein Wahlkampfteam an. „Der Präsident will vor Ort sein“, sagte der Sprecher von Trumps Wahlkampfteam, Hogan Gidley, dem Sender Fox News. Trump wolle sich „direkt an die Amerikaner wenden, ohne den Filter durch die Medien“.

Ich fühle mich fantastisch. Ich fühle mich wirklich gut. Und ich fühle mich sogar gut, weil das Wort Immunität eine Bedeutung hat. Es bedeutet, wirklich einen beschützenden Glanz zu haben.

Donald Trump, US-Präsident

Die oppositionellen Demokraten haben Trump wiederholt vorgeworfen, inmitten der Corona-Pandemie Auftritte vor hunderten Anhängern zu absolvieren. Sein Umgang mit der Corona-Krise gilt im Wahlkampf als Trumps größte Schwäche. Anders als geplant treffen Biden und Trump wegen dessen Corona-Infektion am kommenden Donnerstag nicht in einem erneuten Fernsehduell aufeinander. Die zuständige Kommission sagte das zweite TV-Duell ab. Zuvor hatte Trump eine Änderung des Formats in eine virtuelle Debatte abgelehnt. Ein letztes TV-Duell zwischen Trump und Biden soll am 22. Oktober in Nashville stattfinden.

Im Lager von Trumps Republikanern wächst derweil die Sorge um die Entwicklung des Wahlkampfs. „Wenn die Menschen am Wahltag wütend sind, könnten wir das Weiße Haus verlieren und die beiden Kongresskammern“, sagte der republikanische Senator Ted Cruz. „Das könnte ein Blutbad werden.“ Trump selbst gab sich bei seinem Auftritt am Samstag siegessicher – „überall“ sähen die Umfragen „großartig“ aus.

Wieder ein Toter bei Protesten

Bei Protesten einer rechten Gruppe und linker Gegendemonstranten in der US-Stadt Denver ist unterdessen wieder ein Mann erschossen worden. Ein Verdächtiger, der als privater Sicherheitsmann für einen Fernsehsender arbeite, sei festgenommen worden, teilte die Polizei am Samstag mit. Auf Fotos des Tathergangs war zu sehen, wie ein Trump-Anhänger und der Sicherheitsmann aneinandergeraten. Der Sicherheitsmann schoss den Trump-Anhänger demnach nieder, nachdem dieser ihm ins Gesicht geschlagen und mit Pfefferspray eingesprüht hatte.

In den USA kommt es in vielen Städten seit Monaten zu Protesten, oft richten sie sich gegen Rassismus und Polizeigewalt. Verstärkt gehen aber auch rechte Gruppen auf die Straßen. Immer wieder werden Ausschreitungen gemeldet. Präsident Donald Trump hat dies zum Anlass genommen, im laufenden Wahlkampf verstärkt das Thema „Recht und Ordnung“ in den Fokus zu rücken. Kritiker werfen ihm vor, mit seiner Rhetorik die angespannte Stimmung zusätzlich anzuheizen. (A.B., AFP, Reuters)

Roberto
11. Oktober 2020 - 22.36

Das ist bloss der Selbstbräuner.