Das nationale Museum für Geschichte und Kunst (MNHA) ist seit seiner Erneuerung und der Erweiterung auf Nebengebäude noch attraktiver geworden. Neben der eigenen Sammlung in mannigfaltigen Feldern, u.a. das einzigartige römische Mosaik, stellt es immer wieder Gastausstellungen in den Vordergrund und innoviert mit aktueller Kunst, derzeit etwa der Brandy-Retrospektive. Alles in allem Grund genug, diesem ehrwürdigen Haus einen Besuch abzustatten. Als das Viertel um die ehemalige Klinik vor vielen Jahren einer neuen Bestimmung übergeben wurde, nisteten sich zwei Galerien dem MNHA gegenüber in alten Gemäuern ein. An der Ecke zur „rue de la loge“ gab es bereits das vom Ministerium verwaltete Kulturhaus mit Sitz von Vereinigungen, aber auch einen auf zwei Etagen ausgelegten Ausstellungsraum, der je nachdem von Luxemburger Künstlern oder für Gastexpos genutzt wurde.
Nach einigem Hin und Her wurde dort zielgerecht ein Zyklus mit junger Kunst diverser Ausrichtung aus Luxemburg durchgeführt, doch dann war plötzlich Ende der Vorstellung. Die amtierende Kulturministerin machte daraus einen Ableger des „Casino Luxembourg – forum d’art contemporain“. Es finden hier nun Residenz-Performances unter Casino-Regie statt. Das Ganze wurde „Casino Display“ getauft. Ob das nun eine Aufwertung besagten Hauses am Fuße des Türmchens mit der Aufschrift „Mir wölle bleiwe wat mer sin“ ist, sei dahingestellt. Fest steht, auch dieser Ausstellungsraum ist Bestandteil einer doch konzentrierten Kapazität, der bildenden Kunst zur Sichtbarkeit im Herzen der Stadt zu verhelfen.
Privatgalerien und öffentliche Häuser
Mittlerweile wurden die oben angesprochenen Galerien teils neu bestückt. Doppelraum für Nosbaum Reding und Eigengalerie für Fellner Contemporary, wobei beide sicherlich ein arrangiertes Nebeneinander zu führen beabsichtigen, was so viel bedeutet wie, Galerieprogramme sollen sich nicht überschneiden, sondern ergänzen. Galerist Reding, der auch für „Luxembourg ART WEEK“ verantwortlich zeichnet und sich mit einer Filiale in Brüssel ein zweites Standbein gesichert hat, peilt dabei Präsentationen international bewährter Künstler wie auch vielversprechender Talente (N R Projects) an, derweil sich Fellner auf Künstler aus Luxemburg konzentrieren möchte.
Die vergangene Woche gestarteten Ausstellungen illustrieren diese „Arbeitsteilung“. Während Fellner Contemporary nach der jungen Stephanie Uhres nun die Bilder der Maralde Faber-Mirus unter dem Titel „Terreno“ einen Monat lang zeigen wird, feiert die Löwengewinnerin von Venedig und museal mehrfach ausgestellte Künstlerin Su-Mei Tse ihr Comeback in der Galerie Nosbaum Reding Luxembourg. „Enough or alive“ heißt das Motto dieser multimedialen Schau einer Künstlerin, die sich zwar immer wieder erneuert, jedoch meist ein nicht so leicht lesbares Werk und manchmal gar einen sonderbaren Eindruck hinterlässt. Sie folgt auf eine Doppelschau international bekannter Artisten, Ocampo & Damag, mit politischem Hintergrund und/oder unbequemen Werken. Man wird diese Künstler wohl auch auf der Anfang November geplanten „Luxembourg ART WEEK“ sehen können, doch die Galerie-Atmosphäre bietet die Möglichkeit, sich eingehender mit dem Œuvre eines Künstlers auseinander zu setzen.
Kunstnacht am Fischmarkt im Sommer
Schade, dass die angesprochenen Galerien im Gegensatz zum Museum sonntags nicht geöffnet sind, ein Abstecher ins „Bermuda-Dreieck“ der bildenden Kunst im Herzen der Stadt könnte gar sinnvoll als Familienbesuch geplant werden. Schade auch, dass – wie bereits von uns angemahnt – die herbstliche Museumsnacht sich exklusiv auf öffentliche Häuser fokussiert. Gerade am Fischmarkt jedoch könnte sich ein Sommernachttraum von so manchem Kunstliebhaber erfüllen. Eine neuartige Initiative, alle Kunsthäuser gemeinsam aufzutrumpfen, dies im Jahr aller Kulturen 2022, etwa rund um den Nationalfeiertag, wäre doch ein von den Anrainern (Kunsthäusern) des Fischmarktes zu schaffender kultureller Mehrwert, oder nicht?!
De Maart
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