Arbeiter, Gewerkschafter, Minister: Bernard „Benny“ Berg stirbt im Alter von 87 Jahren

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Der LSAP-Politiker Bernard „Benny“ Berg ist in der vergangenen Woche im Alter von 87 Jahren gestorben – das hat sein Parteikollege Mars di Bartolomeo am Dienstagmorgen gegenüber dem Tageblatt bestätigt. Claude Wolf erinnert an den Mann, der es vom einfachen Arbed-Arbeiter zum Minister und Vizepremier gebracht hat.

Bernard Berg zu Besuch in der Tageblatt-Redaktion

Der LSAP-Politiker Mars di Bartolomeo muss am Dienstagmorgen keine Sekunde nach lobenden Worten für Bernard Berg suchen, als das Tageblatt anruft: „Er hat in seiner Zeit als Minister wirklich Bemerkenswertes geleistet“, sagt der Mann, der selbst bis vor Kurzem Chamber-Präsident war. „Wohnungsbaugesetz, strukturelle Pensionsreform, garantiertes Mindesteinkommen“, zählt er einige Themen auf, um die Berg sich verdient gemacht habe.

Der Lebensweg des am 14. September 1931 in Düdelingen geborenen Bernard Berg war schon früh vorgezeichnet. Nach einer 1946 angefangenen Lehre als Dreher arbeitete er ab 1949 bei der Arbed. Parallel dazu belegte er Weiterbildungskurse in politischer und unternehmerischer Wirtschaft. Er blieb zwar bis 1963 im Beruf, engagierte sich jedoch früh auch in der Gewerkschaft, wo er Sekretär und später Präsident der Arbeiterdelegation war.

Über das punktuelle Engagement in seinem Werk heraus übernahm Berg sehr schnell auch nationale Verantwortung im LAV. Er wurde zuerst Präsident der Schmelzarbeiter und dann Präsident des Zentralkomitees der Gewerkschaft. Gleichzeitig war er Mitglied des Direktionskomitees der CGT.

Dem gewerkschaftlichen Engagement folgte das politische. Schon früh engagierte sich Berg in der Jugendsektion der LSAP, 1955 wurde er deren Vizepräsident. 1970 wurde er ins Direktionskomitee der Partei berufen. 1969 wurde Benny Berg ein erstes Mal ins Abgeordnetenhaus gewählt. Ein Jahr später trat er bei den Gemeindewahlen an, bis 1974 und dann noch einmal von 1981 bis 1984 war er Ratsmitglied.

 

Der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt ist 1978 zu Besuch bei der LSAP (Raymond Kirsch, Generalkassierer; Robert Goebbels, Generalsekretär; Helmut Schmidt, Kanzler; Lydie Schmit, Parteipräsidentin; Benny Berg, Vizepremier; René van den Bulcke, Kammerpräsident; Robert Krieps, Justiz-Minister, v.l.n.r.)

Sein Abgeordnetenmandat nahm er von 1969 bis 1974 und dann erneut von 1979 bis 1984 wahr. 1974 wurde Benny Berg ein erstes Mal als Minister in die Thorn-Vouel-Regierung berufen, dies nachdem Raymond Vouel die Regierung verlassen hatte, um Europakommissar in Brüssel zu werden. 1979 kam Bergs Partei in die Opposition, er selbst war Fraktionspräsident. 1984 wurde der gebürtige Düdelinger ein zweites Mal Minister, als er in der Santer-Poos-Regierung die Ressorts Gesundheit und Sozialversicherung übernahm.

Das Gesundheitsministerium musste er 1988 an Johny Lahure abgeben, dies nachdem er über eine Korruptionsaffäre um den Umbau des Mondorfer Thermalbades gestolpert war. Bei dieser aufwendigen Renovierung waren Geldsummen verschoben worden. Erst sechs Jahre später stellte eine parlamentarische Untersuchungskommission fest, dass kein Geld abhandengekommen war und dem Minister keine persönliche Bereicherung vorgeworfen werden konnte. Den Bereich der Sozialversicherung konnte Benny Berg bis zum Ende seines Mandates 1989 behalten.

 

Bernard Berg im Jahr 2015

Danach kehrte er der Politik jedoch den Rücken und widmete sich nur mehr der 1977 gegründeten Stiftung „Kräizbierg“, deren „administrateur délégué“ er bis 1995 blieb.
Benny Berg ist neben Erbgroßherzog Guillaume, der Witwe von Prinz Charles von Luxemburg, Herzogin Joan von Mouchy, und Dr. Henri Metz Ehrenvizepräsident der Stiftung.