WM-QualifikationBei der Premiere im Stade de Luxembourg wollen die „Roten Löwen“ vom Motivationsschub profitieren

WM-Qualifikation / Bei der Premiere im Stade de Luxembourg wollen die „Roten Löwen“ vom Motivationsschub profitieren
Sébastien Thill (r.) reiste nach geschaffter Champions-League-Qualifikation voller Selbstbewusstsein an Archivbild: Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In ihrer dritten Partie der laufenden WM-Qualifikation beginnt für die Luxemburger Nationalelf ein neues Kapitel auf Kockelscheuer. Bei dieser internationalen Begegnung gegen Aserbaidschan schätzt Nationaltrainer Luc Holtz die Chancen auf 50:50 ein. Der Motivationsschub, der mit dem Umzug in das neue Stadion einhergeht, kann trotzdem als kleines Plus für die „Roten Löwen“ gewertet werden. Anpfiff vor 2.000 Personen im Stade de Luxembourg ist am Mittwoch um 20.45 Uhr. 

Stadion: Auch 24 Stunden vor dem dritten Spieltag der WM-Qualifikation wurden noch letzte Schrauben im nagelneuen Stade de Luxembourg eingedreht. Es handelte sich um die letzten Details, denn für die FLF-Nationalspieler und Coach Luc Holtz kann es fast nicht mehr schnell genug gehen. „Das Fußballerherz lacht, wenn man auf so einem Rasen spielen darf.“

Covid: Doch in den vergangenen Tagen hatte der FLF-Trainerstab bereits ganz andere Sorgen. Vincent Thill, Lars Gerson, Vahid Selimovic waren aufgrund von Verletzungen nicht nominiert worden. Chris Philipps (Muskelfaserriss) und Marvin Martins (Adduktoren) wurden am Sonntag kurzfristig von der Liste gestrichen. Hinzu kamen dann aber zwei Ausfälle, mit denen nicht zu rechnen war: Sowohl Diogo Pimentel als auch Eldin Dzogovic wurden positiv auf das Coronavirus getestet. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich schon alles gesehen hätte … Aber an nur einem Tag vier Spieler zu verlieren, das gab es eigentlich noch nie. Fast im Stundentakt mussten wir Leute nachnominieren.“

Ricky Delgado, Kevin Malget und Dwayn Holter stießen dazu. Nichtsdestotrotz war der Frust beim Nationaltrainer groß: „Es ist unverständlich, dass ein geimpfter Spieler ohne Symptome jetzt zu Hause in Quarantäne sitzt und zwei Wochen lang nur seine Decke anstarrt. Ich finde es schade für den Jungen, immerhin wird gerade aus diesen Gründen geimpft. Da muss man sich wirklich die Frage stellen, welcher Zweck dahintersteckt.“ Die Teamärzte hatten in den vergangenen Monaten immer wieder Impfungen angeraten. „Alle wissen das auch. Bis auf drei, vier Ausnahmen sind alle geimpft. Wir sind auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass irgendwann kein Test mehr erforderlich sein wird, um diesem ganzen Spektakel aus dem Weg zu gehen.“  

Der Würfel: Für die anwesenden Profis stand am Montag Erholung im Vordergrund. Abwehrchef Maxime Chanot, der für das Aserbaidschan-Spiel gesperrt ist, war am Dienstag noch nicht in Luxemburg. „Ich mache mir keine besonderen Sorgen um den defensiven Sektor, denn wir müssen ein Gleichgewicht finden und als Block gut verteidigen. Das wird entscheidend sein“, erklärte der Trainer. Im vergangenen Jahr gab es in der Nations League vier Punkte gegen die Aseris. Ausgerechnet am Tag des Heimspiels waren sowohl Anthony Moris als auch Gerson Rodrigues positiv getestet worden. Trotz einer guten ersten Hälfte reichte es am Ende nur zu einem 0:0. „Wir müssen über eine andere Schiene zum Erfolg kommen: mit mehr Aggressivität und Willen. Natürlich ist die individuelle Qualität eines Spielers hilfreich, aber das müssen wir über das Kollektiv kompensieren. Ich denke, dass es auch diesmal wieder eine enge Geschichte werden wird. Wir setzen alles daran, dass der Würfel auf unsere Seite fällt.“ Sechs Punkte auf dem Würfel wären auch sechs Punkte in der Tabelle der Gruppe A. 

Startelf: Bei der Pressekonferenz hatte sich der Coach noch nicht auf ein System oder eine Startelf festgelegt. Dennoch ist davon auszugehen, dass die eigentlichen Aushängeschilder die Punkte gegen Aserbaidschan einfahren sollen. Im Tor hat Anthony Moris nach seinem gelungenen Saisonauftakt in der belgischen Jupiler League mächtig Selbstvertrauen getankt. Neben dem FLF-Kapitän Laurent Jans dürfte ein weiterer Chef auflaufen, Enes Mahmutovic. Der Ukraine-Profi hat sich einen Namen im Ausland gemacht und könnte neben dem neuen Mann in der Aue-Defensive, Dirk Carlson, für die Zentralverteidigung zuständig sein. Daneben ist mit Mica Pinto Platz für den zweiten Mann der Rotterdam-Kette.

Holtz fügte hinzu, dass die „Roten Löwen“ in Bestbesetzung definitiv eine Favoritenrolle hätten übernehmen können, wies aber dann auf seine vielen Verletzten hin. „Wir müssen uns auf unsere Qualitäten fokussieren. Die Chancen stehen 50:50. Kleine Details werden entscheiden.“ Mit dem Comeback des Champions-League-Teilnehmers Christopher Martins kehrt wieder Stabilität in das FLF-Mittelfeld zurück. Kein Weg dürfte zudem an Bundesliga-Profi Leandro Barreiro sowie Olivier Thill, der sich zuletzt in blendender Form präsentierte, vorbeiführen. Auch Sébastien Thill steht bekanntlich in der Gruppenphase der Königsklasse und wird sich mit Danel Sinani um die Freistöße streiten können. 

Transfergerüchte: Länger ging der Coach allerdings auf eine Personalie ein. In den vergangenen Tagen war Gerson Rodrigues immer wieder mit dem italienischen Erstligisten Salernitana in Verbindung gebracht worden. Am Deadline-Day ließ sich der Dynamo-Kiew-Angreifer nicht mehr viel vom ganzen Trubel anmerken, als er im Training erschien. Der Wechsel soll letztlich an Details gescheitert sein.

VAR: Wie sich am Dienstag zudem herausstellte, ist der 52-Jährige kein großer Fan des Video-Schiedsrichterassistenten (VAR) geworden, der bei der Stadionpremiere eingesetzt werden wird. Nachdem Unparteiische in vergangenen Jahren immer mal wieder gegen die „Roten Löwen“ entschieden haben, ist die neue Technologie für den Coach alles andere als eine Garantie, dass es in Zukunft nur noch mit rechten Dingen zugehen wird. „Es wird zur Katastrophe des modernen Fußballs. Man muss Fußballern ihren Fußball zurückgeben.“ Genau wie Laurent Jans (Interview Dienstags-Ausgabe) ärgerte sich auch Holtz über den unberechtigten Platzverweis von Mica Pinto – eben mit VAR. „Es sieht manchmal so aus, als hätten die Leute, die diese Entscheidungen treffen, selbst nie Fußball gespielt. Zudem nimmt es die Emotionen weg, wenn man drei Minuten abwarten muss, ob der Treffer zählt oder nicht.“