SpanienAvocados, Oliven und Getreide: Im Dürre-Drama drohen den Landwirten Rekordausfälle

Spanien / Avocados, Oliven und Getreide: Im Dürre-Drama drohen den Landwirten Rekordausfälle
„Dramatische Lage“: Der „El Rumblar“-Damm im Südosten Spaniens ist fast ausgetrocknet Foto: AFP/Pierre-Philippe Marcou

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Die gesamte Landwirtschaft der Nation leidet unter der schlimmsten Dürre, die in Spanien seit Jahren registriert wurde. Das wird sich auch in luxemburgischen Supermärkten bemerkbar machen.

Der Stausee La Viñuela ist der wichtigste Wasserspeicher der südspanischen Provinz Malaga. Doch nach Monaten ohne Regen und nach einer historischen Hitzewelle ist der See, der normalerweise sechs Kilometer lang und 100 Meter tief ist, nur noch zu zwölf Prozent gefüllt. Die Talsperre, die im Sommer eigentlich ein beliebtes touristisches Ausflugsziel ist, schrumpfte zu einer Pfütze, die nun von einer ausgetrockneten Schlammwüste umgeben ist.

„Die Lage ist dramatisch“, sagen die Bauern, denen schon vor Wochen die Wassermengen, die sie aus dem Stausee auf ihre Felder leiten dürfen, auf ein Minimum reduziert wurden. Das hat katastrophale Folgen für die Landwirtschaft: Denn in der Umgebung des Sees liegt Europas größter Avocado-Garten. Die Avocados, die hier in Andalusien auch für luxemburgische Supermärkte angebaut werden, sind ausgesprochen durstig. Ohne Wasser wachsen sie nicht.

Immer mehr Bäume verdorren, der Boden der Felder ist mit vertrockneten Früchten übersät. In der Not greifen die Avocado-Züchter zu drastischen Mitteln: Um nicht die ganze Ernte zu verlieren, haben viele damit begonnen, einen Teil ihrer Avocado-Bäume auszureißen. „Es ist besser, einige Bäume zu opfern, damit die anderen ausreichend Wasser bekommen“, erklärt die örtliche Bauernvereinigung.

Domingo Medina ließ 1.500 seiner 6.000 Avocado-Bäume abholzen. Viele Bauern ständen vor dem Aus, weil sie von ihren Plantagen nicht mehr leben können, sagt er. Wenn es nicht bald regne und sich die Talsperre fülle, könnte das Wasser für die Äcker demnächst ganz abdreht werden, befürchtet Medina, der Chef des Tropenfrüchteverbandes. Wenn das Wasser knapp wird, hat die Versorgung der 200.000 Einwohner, die im Einzugsgebiet der Talsperre leben, absoluten Vorrang.

Das Drama der Avocado-Bauern ist kein Einzelfall. Die gesamte Landwirtschaft der Nation leidet unter der schlimmsten Dürre, die in Spanien seit Jahren registriert wurde, berichtet der Bauernverband Asaja. Die Bauern müssen sich auf riesige Ernteausfälle einstellen, die etwa bei Oliven, Getreide oder Sonnenblumen nach Schätzungen 30 bis 50 Prozent erreichen können. Auf kurzfristige Rettung vom Himmel können Spaniens Landwirte derzeit nicht hoffen. Es ist kein anhaltender Regen in Sicht.

Hausgemachte Krise?

Landwirtschaftsminister Luis Planas versprach den Bauern inzwischen Millionenhilfen, um ihre Felder für eine Zukunft mit längeren Dürrezeiten und weniger Wasser vorzubereiten – etwa mit effizienterer Technik. „Wir müssen das Wasser besser nutzen“, sagt Planas.

Umweltschützer kritisieren seit Langem, dass Spaniens Landwirtschaft der größte Wasserverschwender der Nation sei. Auf vielen Feldern wird das Wasser immer noch mit veralteten Beregnungsanlagen weitflächig und ziemlich ungezielt auf die Plantagen geschüttet. 70 bis 80 Prozent des gesamten nationalen Trinkwassers versickert auf den Feldern. Der Umweltverband WWF nennt dies einen „selbstmörderischen Umgang“ mit dem immer knapper werdenden Trinkwasser.

Spaniens Wasserkrise sei hausgemacht, sagt Greenpeace-Sprecher Julio Barea. Er wirft der spanischen Regierung und den lokalen Umweltbehörden vor, die aktuelle Notlage durch Mangel an Voraussicht mit verursacht zu haben. Die Wassersparpläne seien viel zu spät aktiviert worden. „Die Dürren muss man bekämpfen, wenn es noch genügend Wasser gibt – und nicht erst, wenn wir keines mehr haben.“

Inzwischen macht der große Regenmangel auch der spanischen Urlaubsinsel Mallorca zu schaffen. Wegen der immer tiefer sinkender Grundwasserpegel musste inzwischen auf der gesamten östlichen Inselhälfte eine erste Warnstufe aktiviert werden. Damit treten Krisenpläne in Kraft, die helfen sollen, das Wassermanagement zu optimieren, um mit den verbleibenden Reserven möglichst lange auszukommen.

Zudem wurde in zwei Orten Mallorcas der Wasserverbrauch beschränkt: In der 11.000-Einwohner-Stadt Campos, die im Süden der Insel liegt und vor allem wegen ihres Dünen-Traumstrandes Es Trenc bekannt ist. Und im berühmten Künstlerort Deià im Westen. In beiden Ortschaften dürfen Swimmingpools nicht mehr mit Trinkwasser gefüllt werden. Auch wurde verboten, das kostbare Leitungswasser zum Gießen der Gärten oder zum Autowaschen zu benutzen.

Die 700 Einwohner im malerischen Deià, eines der meistbesuchten Ausflugsziele der Insel, müssen bereits seit Wochen mit Wassertankwagen versorgt werden, weil die Grundwasserbrunnen nicht mehr ausreichend Wasser haben.

Wenn die unterirdischen Trinkwasserspeicher nicht bald durch ergiebige Regenfälle aufgefüllt werden, sagte Deiàs Bürgermeister Lluís Apesteguia, dann müsse das Trinkwasser weiter rationiert werden. Und das könne bedeuten, dass nur noch für einige Stunden am Tag Wasser aus den Hähnen und Duschen kommen werde.