VolontariatAuszeit im Ausland – Wie Corona die SNJ-Freiwilligendienste im Ausland  blockiert

Volontariat / Auszeit im Ausland – Wie Corona die SNJ-Freiwilligendienste im Ausland  blockiert
Jugendliche, die sich für die Volontariate des SNJ entscheiden, erhalten nicht nur die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten, sondern lernen auch fremde Kulturen kennen. In Nepal können sie zum Beispiel dem Wagen-Festival in Kathmandu beiwohnen, bei dem Buddhisten wie Hindus für Regenfall und gute Ernte beten. Foto: AP Photo/Niranjan Shrestha

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Für ein Jahr in die Ferne – das Konzept der Volontariate des „Service national de la jeunesse“ (SNJ) vereinigt Berufserfahrung und die Möglichkeit, über sechs bis zwölf Monate im Ausland den eigenen kulturellen Horizont zu erweitern. Wie viele Bereiche des öffentlichen Lebens hat auch der SNJ in Pandemiezeiten Einschränkungen erfahren. 

„Wegen der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie konnte ich meine Reise ins Ausland leider nicht machen“, sagt Marike Breedijk aus Merscheid. „Ich habe bis zum letzten Augenblick gewartet, jedoch vergebens.“ Die 21-Jährige wollte erst einmal eine Reise nach Nepal machen, bevor sie ihr Studium an der Universität beginnt. „Mit dem Partnerprogramm des SNJ wollte ich mich vor Ort an der Bildung der einheimischen Kinder beteiligen – diese haben nämlich keinen wirklichen Zugang zu einer Schule oder sonstigen Bildungsquellen“, erzählt Breedijk gegenüber dem Tageblatt.

Luxemburgs SNJ bietet jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren seit 2009 die Möglichkeit, ferne Orte der Welt zu erkunden und dabei möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Unter dem Namen „Service volontaire de coopération“ (SVC) ermöglicht der SNJ Jugendlichen den Aufenthalt und das Arbeiten in Entwicklungsländern. Dort sind sie an internationalen Hilfsprojekten beteiligt und investieren ihre Zeit in die Entwicklungshilfe. Die notwendige finanzielle Unterstützung liefert der Luxemburger Staat. Während einer Zeitspanne von sechs Monaten bis zu einem Jahr können die teilnehmenden Personen den eigenen Horizont erweitern und in die fremde Kultur eintauchen. Die im Ausland verbrachte Zeit bietet die Möglichkeit, sich mit den Menschen vor Ort aktiv auszutauschen.

Schulkantine oder Waldaufforstung

Vor Ort verrichten die jungen Erwachsenen Arbeiten und helfen bei der Umsetzung verschiedener wohltätiger Projekte. Oftmals handelt es sich bei den anstehenden Aufgaben um die Unterstützung der einheimischen Bevölkerung. In Madagaskar können die Jugendlichen beispielsweise derzeit bei der Errichtung einer Schulkantine oder der Wiederaufforstung der Region mit anpacken. Im Moment haben Interessierte die Möglichkeit, die „Hobby School Britanica“ in Estland bei ihrer Arbeit zu unterstützen oder in die Schuhe eines bolivianischen Arbeiters zu schlüpfen. Aber: Auch die Reisemöglichkeit mit Bildungsfaktor leidet durch Corona-bedingte Restriktionen. 

„Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben wir die Programme im Ausland erst einmal stilllegen müssen“, sagt Nathalie Schirtz vom SNJ. „Zudem mussten die Studenten, die bereits außerhalb Luxemburgs ihr Volontariat machten, zurückkehren.“ Insgesamt wurden 29 Volontariate 2019 und sieben im Jahr 2020 begonnen, davon mussten allerdings 21 letztes Jahr abgebrochen werden. Der „Service volontaire de coopération“ habe durch die Pandemie viele Volontariatsstellen im Ausland streichen müssen. Die ehrenamtlichen Arbeiten in Entwicklungsländern seien aber nicht die einzigen Formen von Volontariaten gewesen, die durch die Pandemie Einschränkungen erfahren haben.

Nathalie Schirtz blickt der weiteren Entwicklung der Volontariate jedoch optimistisch entgegen. Sie sagt: „Die Zahlen an Einschreibungen sind seit Juni 2020 wieder angestiegen – und die Menge an Interessierten ist nach der Pandemie sogar höher als im Jahr davor.“

Marike Breedijk hat im vergangenen Jahr in Luxemburg ihren Schulabschluss im Gymnasium Ermesinde in Mersch gemacht – mitten in der Pandemie. Die junge Frau wollte über das Volontariat in Nepal Erkenntnisse sammeln, die so nicht in der Schule vermittelt werden. Die Hoffnung, eines Tages doch in das Land am Himalaya zu kommen, gibt Breedijk nicht auf. „Ich habe nicht vor, wegen der Corona-Pandemie vollkommen auf mein Volontariat zu verzichten, und werde es wahrscheinlich im Verlauf meiner Studienjahre nachholen“, sagt sie. Sie wolle die Kultur und Sprache anderer Länder entdecken. „Vor allem der direkte Kontakt mit der für mich fremden Kultur und neuen Lebenswerten ist für mich wichtig“, sagt Breedjik. „In gewisser Art bietet eine Reise an unbekannte Ecken der Welt einem die Möglichkeit, sich selber näher kennenzulernen.“

Neben den Volontariaten bietet der SNJ weitere Formen von Praktika an

Der SNJ bietet neben den Reisen in Entwicklungsländer viele weitere Möglichkeiten, Praktika im In- und  Ausland zu machen. Aber: Auch die mussten zu einem großen Teil eingeschränkt werden. Mit der Initiative „Jeunes décrocheurs et jeunes inactifs au Luxembourg“ lädt der SNJ junge, inaktive Studenten dazu ein, auf nationalem oder internationalem Niveau in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern. Der SNJ will damit nach der Pandemie das Interesse der jungen Erwachsenen für sein Angebot zurückzugewinnen. Die Teilnahme an diesen Praktika soll für die  Betroffenen eine Alternative zur Inaktivität bilden. Das Angebot richtet sich sowohl an Studenten, die sich noch in der Fortbildung befinden, als auch an junge Inaktive auf der Arbeitssuche im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Über die freiwilligen Praktika und den zugehörigen Erfahrungsgewinn soll den Betroffenen der spätere Einstieg in die Berufswelt erleichtert werden. 

Die angeführte Grafik veranschaulicht die Anzahl der freiwilligen Praktika der Initiative „Jeunes décrocheurs et jeunes inactifs“ des SNJ, die zwischen 2017 und 2020 über Monate hinweg registriert wurden. Ab März 2020 hat die Anzahl an Einschreibungen unter den Konsequenzen der Corona-Pandemie abgenommen. Prägend ist vor allem der Unterschied zwischen den beiden Jahreshälften, wobei in den ersten sechs Monaten des Jahres wesentlich mehr Einschreibungen zu verbuchen sind als in der zweiten Jahreshälfte. 
Die angeführte Grafik veranschaulicht die Anzahl der freiwilligen Praktika der Initiative „Jeunes décrocheurs et jeunes inactifs“ des SNJ, die zwischen 2017 und 2020 über Monate hinweg registriert wurden. Ab März 2020 hat die Anzahl an Einschreibungen unter den Konsequenzen der Corona-Pandemie abgenommen. Prägend ist vor allem der Unterschied zwischen den beiden Jahreshälften, wobei in den ersten sechs Monaten des Jahres wesentlich mehr Einschreibungen zu verbuchen sind als in der zweiten Jahreshälfte.  Grafik: SNJ/jeunes-décrocheurs