Unwetter über LuxemburgAusnahmezustand in Differdingen: Rettungskräfte rücken für 110 Einsätze aus

Unwetter über Luxemburg / Ausnahmezustand in Differdingen: Rettungskräfte rücken für 110 Einsätze aus
Fast 50 Liter Wasser pro Quadratmeter sind laut Messstation  am Freitag zwischen 17 und 19 Uhr auf Differdingen niedergeprasselt. Geklärt werden muss, nun, wie und ob überhaupt man solche Regenmassen bändigen kann. Das Bild stammt aus einem Video, das Bewohner am Freitag gedreht haben. Foto:Editpress/Screenshot/Tania Feller

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Wegen schwerer Unwetter im Süden und Zentrum des Landes sind am Freitagabend 918 Anrufe in der Notrufzentrale des CGDIS eingegangen. 344 Mal mussten die Rettungskräfte ausrücken. Hauptursache waren überflutete Keller und blockierte Straßen. Mit 110 Einsätzen war Differdingen besonders schlimm betroffen.

Differdingen. Samstagmorgen. Abgesehen von nicht funktionierenden Verkehrsampeln läuft an der Kreuzung «rue du Gaz», «rue Emile Mark» und «Rocade» eigentlich alles normal. Am frühen Freitagabend was das anders. Ganz anders.

Am Freitagabend herrscht dort so etwas wie Weltuntergangsstimmung. Besagte Kreuzung steht mehr als einen Meter unter Wasser. Das Restaurant «Happy House» scheint an einem See zu liegen. Geparkte Autos werden ein Opfer der Flut. Keller ebenso. Hilflos hätten sie sich gespürt, sagen Einwohner der betroffenen Straßen. Alles sei sehr schnell gegangen. Am Samstagmorgen sind sie am Aufräumen. Geschlafen habe er wenig, sagt ein Mann.

Hoher Schaden

Außergewöhnlich viel Regen in kurzer Zeit sowie die nur wenige Meter entfernt, unterirdisch in einem Kanal, fließende Kor setzen den als Überschwemmungsgebiet ausgewiesenen Differdinger Stadtteil am Freitag binnen kürzester Zeit unter Wasser. «Der dadurch entstandene Schaden ist hoch», sagen Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch und Schöffin Laura Pregno am späten Samstagmorgen im Rathaus.

Es ist eine Katastrophe, wohl lokal sehr begrenzt, aber wie in Niederkorn, in und um Luxemburg-Stadt sowie an anderen Orten im Süden und Zentrum des Landes, schlimm für den, den das Unheil trifft.

Insgesamt 918 Anrufe gehen ab 17 Uhr am Freitag in der Notrufzentrale des CGDIS ein. 344 Mal müssen die Rettungskräfte ausrücken. In der Hauptsache wegen überfluteter Keller und blockierter Straßen. Mit 110 Einsätzen steht Differdingen an erster Stelle.

Bis spät in die Nacht haben die kommunalen Dienste der Südgemeinde alle Hände voll zu tun. Im Einsatz sind auch die freiwilligen Helfer von EVAT. Das «Emergency Volunteer Aid Team» wurde in Folge des Tornados vom 9. August 2019 gegründet. Seitdem ist es zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird.

Ihnen allen ist zu verdanken, dass es in Differdingen am Samstagmorgen wieder fast so aussieht,  als sei nichts passiert. Es bleibt allerdings noch einiges zu tun. Ursachenforschung zum Beispiel und daran gekoppelt die Frage, wie solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern sind. «Die Maßnahmen, die bisher ergriffen wurden, scheinen offensichtlich nicht wirksam genug», so die Bürgermeisterin.

Offene Fragen

Zwischen 17 und 19 Uhr sind am Freitag laut Messstation fast 50 Liter pro Quadratmeter über Differdingen niedergegangen. Ein eher seltenes Phänomen. Und eine gigantische Menge Wasser, die, wie Schöffin Laura Pregno bemerkt, schwer mit baulichen Veränderungen zu bändigen sei.

Trotzdem bleibt zum Beispiel aber die Rolle der Rückhaltebecken zu klären, ob die Wasserpumpe, die direkt an der Kreuzung liegt, technisch wirklich einwandfrei funktioniert hat und warum die Keller der Häuser in diesem Teil Differdingens nicht besser vor Hochwasser geschützt sind.

Wie gesagt, die Zone ist als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen, sie liegt zudem mit am tiefsten Punkt der Stadt und es ist auch nicht das erste Mal, dass es dort zu Überschwemmungen kommt. Zuletzt sei das 2018 der Fall gewesen, so Tom Ulveling, der am Freitagabend vor Ort ist, unter anderem auch im vom Wasser in Mitleidenschaft gezogenen Einsatzzentrum der Gemeinde.

Eines sei klar, so der Schöffe: «Wir müssen uns hinsichtlich der Prävention etwas einfallen lassen!» Darauf dürften wohl auch die Versicherungen drängen, die am Samstagmorgen ihre Büros in Differdingen geöffnet hatten.

Blücher
6. Juni 2021 - 18.33

Wenn Flächen weiter versiegelt werden, wundern wir uns nicht der Überschwemmungen.