EditorialAus der Zeit gefallen: Das 20. Thronjubiläum von Großherzog Henri

Editorial / Aus der Zeit gefallen: Das 20. Thronjubiläum von Großherzog Henri
Henri feiert heute Thronjubliäum Foto: Tageblatt-Archiv

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Der Spruch wird Churchill zugeschrieben, dass es Ende des 20. Jahrhunderts noch fünf Könige geben werde, die vier aus dem Kartenspiel und den britischen …

Ganz recht sollte er nicht behalten: Trotz zahlreicher Skandale und Skandälchen, trotz Großwild jagender spanischer Monarchen, trotz Harry und Meghan, trotz belgischer Vaterschaftsklagen hat sich die Monarchie in vielen ansonsten ernst zu nehmenden Demokratien, ganz zu schweigen von unzähligen gern verspotteten Bananenmonarchien, auf anderen Kontinenten als dem europäischen halten können.  

Auch in Luxemburg regieren – mit seit der 2008 verweigerten Unterschrift von Großherzog Henri unter das Euthanasie-Gesetz wohl eingeschränkter Macht – weiter adlige Nassauer, deren Hauptqualifikation für den Job ihre Abstammung ist. Und dies ist ein Hauptproblem dieser veralteten Staatsform: Nicht Talent oder Fleiß, nicht angeborene Genialität oder erarbeitetes Wissen, nicht einmal eine demokratische Wahl qualifiziert Henri Albert Gabriel Félix Marie Guillaume de Nassau. Allein der schiere Zufall der Geburt machte den Mann zum Großherzog, der bislang allen Krisen trotzen konnte; eigentlich ein Unding, seit die Aufklärung und die daraus entstandene Revolution bereits 1789 die französischen Könige vom Thron fegte. 

Eine erste Krise bewältigte die Luxemburger Monarchie vor nunmehr über hundert Jahren, als sich Großherzogin Marie-Adelheid sowohl politisch als auch privat in die deutschen Nesseln setzte und eine starke republikanische Bewegung (auch dies eine Ironie der Geschichte) von französischen Truppen niedergeschlagen wurde. Großherzogin Charlotte und ihr Sohn, der im hohen Alter verstorbene Jean, konnten durch ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg dem Herrscherhaus wieder neuen Glanz verleihen. Die aufbauenden Worte über BBC und die Teilnahme an der Landung in der Normandie machten die beiden zu beliebten und kaum umstrittenen Landesfürsten, auch durch ihr konsequentes Heraushalten aus der nationalen Politik und ihre Diskretion.

In dieser Hinsicht war Henri allerdings glücklos bis schlecht beraten. Erst der „Faux-pas“ von 2008, als er sich „aus Gewissensgründen“ – die eher auf eine starke Beeinflussung des Hofes durch verschiedene reaktionäre, katholische Kräfte hindeuteten – weigerte, das vom Parlament beschlossene Euthanasie-Gesetz zu unterzeichnen und sich so nicht nur gegen das Volk und die von diesem gewählte Institution wendete, sondern sich auch politisch ins Abseits manövrierte, dann die schwerwiegenden Personalprobleme, die zum Waringo-Bericht geführt haben. 

Auch diese Krise überstand die Monarchie. Ob allerdings die oft zitierte Mehrheit der Bürger nach Bekanntwerden zahlreicher pikanter Details immer noch hinter dieser Staatsform steht, ist offen. Die Monarchie als solche passt offensichtlich nicht in die Moderne, die spätestens 2008 auch Einzug in Luxemburg gehalten hat. Nachdem die Trennung von Staat und Kirche vollzogen ist, müsste eigentlich konsequenterweise ein nächster Schritt folgen.


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HTK
15. Oktober 2020 - 10.07

@Let's Happen, "Übrigens wie die Welt augenblicklich aus den politischen Fugen gerät, ist Beweis genug wozu übertriebene Freiheiten und vermeintliches Mitspracherecht führen." Von echten Demokratien oder Republiken ist letztlich kein Krieg ausgegangen.Es sind und waren stets Diktatoren,Warlords und Religionsführer. Aber für Demokratie braucht es vor allem eins.Bildung Wenn man Menschen zur Wahl schickt die sich vor dem Flachschirm(flatscreen)das Hirn mit DSDS oder Bigbrother zubuttern dann ist das schon gefährlich. Aber das Thema war ja die Erblichkeit einer Staatsführung.Und da man sich Ehre ja angeblich verdienen muss,ja dann bitte.Man weiss ja nie was man in die Wiege gelegt bekommt. Warten wir also auf den nächsten Schritt.

HTK
15. Oktober 2020 - 9.52

@Pier Hendel, PKW. Kutschen waren meist für die gekrönten Häupter.

Fäerber
11. Oktober 2020 - 13.36

@ Boumengouche Henri "Ech fannen dir hetzt ganz schein geint Monarchie!!" Jo, mir fannen et och fantastesch, et ass héich Zäit ginn.

Toni Bilbao
9. Oktober 2020 - 18.25

Das Volk ist geteilt. Einerseits gibt es jene, die sich lieber eine Republik als Staatsform wünschen. Andererseits welche, die an der konstitutionnellen Monarchie festhalten wollen. Fest steht: der Grand-Duc ist „inviolable und irresponsable“, was mit sich bringt, dass er über allen und über den Gesetzen steht. Wenn er seine Religion so deutlich in der Öffentlichkeit auslebt, ist er wohl kaum der Grossherzog aller, Juden, Atheisten etc. die es nunmal auch unter dem Volk gibt. Und er steht auch nicht über dem Gesetz wenn er sich weigert ein solches zu unterzeichnen, wie das 2008 der Fall war. Dennoch ist er mehr oder weniger beliebt beim Volk, wohl weil er der Sohn von Grossherzog Jean und der Enkel von Grossherzogin Charlotte ist. Unbeliebt beim Volk ist vor allem die Gattin des Grossherzogs. Sie, der laut Verfassung keine öffentliche Rolle zusteht, drängt vor, mischt sich ein, trägt ihre Religion und ihre Meinungen öffentlich zur Schau. Und vermischt ihr privates Engagement mit dem am Hof. Gut, dass die Regierung jetzt die Notbremse gezogen hat. „Den Haff“- damit sind Emotionen, das Gefühl einer Nation anzugehören und Glanz verbunden, aber leider auch immer mehr das Gefühl der Bürger nicht ernst genommen und nicht mehr verstanden zu werden... Unbeliebt macht Maria Teresa sich auch damit, dass sie in französischen Medien gerne davon spricht, dass Französisch ihre „langue du coeur“ ist, dass sie sich darauf freut viel Zeit in Biarritz zu verbringen, sobald sie und ihr Mann keine Verpflichtungen mehr in Luxemburg haben. Nee, Madame, wenn Sie einerseits die Luxemburger, die aber immerhin noch gut die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, und unser Ländchen nicht in Ihrem Herzen tragen, doch andererseits ihren Lebenstil mit den Steuergeldern der Bevölkerung finanzieren lassen, dann machen Sie sich unbeliebt-das ist offensichtlich. Somit bleibt es wohl an Erbgrossherzog Guillaume hängen, die Bewohner Luxemburgs wieder hinter sich zu vereinen und der Monarchie etwas von ihrem alten Glanz zurückzugeben. Keine politischen Faux-pas‘ mehr und eine transparente Finanz-und Personalpolitik am Hof, sowie Diskretion sind unter anderem gefragt. Affaire à suivre...

claire
9. Oktober 2020 - 16.52

Der Mann ist so unfähig wie seine Frau Gemahlin, nur nicht so gewalttätig.

durant
8. Oktober 2020 - 11.39

Ich warte, dass er kündigt ehe ich den Schampus öffne.

Pier Hendel
7. Oktober 2020 - 18.48

Lieber HTK, Fahren Sie schon mit PKW oder noch immer mit der Pferdekutsche?

Frank Bertemes
7. Oktober 2020 - 17.44

An nach eppes - fir mol eng bekannt Perséinlechkeet an anerem Kontext (cf. Bommeleeër) ze zitéieren: Et wor net keen ....an et wor net näischt, oder?

Louis
7. Oktober 2020 - 16.17

Aus der Zeit gefallen, es wird Zeit, dass sie auch aus der Konstitution fallen.

frolick
7. Oktober 2020 - 15.53

Pleiten, Pech und Pannen. Wien erléist ons vun dëser onsäglecher Famill?

grenzgegner
7. Oktober 2020 - 14.55

Erbmonarchien sind schlicht ein Überbleibsel aus Feudalzeiten. Da wird jemand durch die Gnade der Geburt an die Spitze eines Staates geboren. Eigentlich ein Relikt der Vergangenheit. Aber Menschen hängen oft an Traditionen, auch solche, deren Sinn manchem fraglich erscheint. Es geht ihnen um Identität, um ihren Staat, zu dem eben womöglich auch ein Monarch gehört. Sonst ist es schlicht nicht mehr ihr Staat. Warum kann man die ganzen einzelstaatlichen (gewählten) Präsidenten und monarchischen Dynastien nicht durch einen einzigen europäischen (EU-)Präsidenten ersetzen? Die meisten Präsidenten (Präsidialdemokratien wie Frankreich ausgenommen) haben sowieso nur noch repräsentative Aufgaben, dürfen vielleicht noch Gesetze unterzeichnen. Wie dem auch sei, das Volk sollte entscheiden.

Let‘z happen
7. Oktober 2020 - 14.08

@ HTK: Das Volk , das sie so schön der demokratischen Gepflogenheiten wegen hochloben und dem sie die Entscheidungsgewalt zumuten wollen, ist nicht fähig solch einer Verantwortung. Die Zeitgeschichte hat oft genug bewiesen, wenn das Volk geführt vom politischen Leithammel sich in vermeintlicher Freiheit an die Fesseln legen lassen hat. Nun sind Revolutionen heute seltener, doch die Politik führt seine wählenden Untertanen an der gut inszenierten PR Leine, im Glauben demokratischer Gesellschaften zu handeln , im Endeffekt das Volk dumm und dämlich dieser Täuschung unterliegt und gemäss der Regel von Brot und Spiele nur als Statist fungiert. Ich halte nichts von sozialistisch angehauchter Ideologien, republikanischen Gedankengut, haben sie schon zu oft in der Vergangenheit in Arbeiter- und Bauernstaatmanier das Fürst und Junckertum verbreitet. Übrigens wie die Welt augenblicklich aus den politischen Fugen gerät, ist Beweis genug wozu übertriebene Freiheiten und vermeintliches Mitspracherecht führen.

ELISABETH
7. Oktober 2020 - 12.05

ech verstinn guer naischt mei all zeitung schreift eppes anescht privat promis an wei se all heeschen no soll naechst joer throunwiesel sinn an die aner ginn op biaritz wunnen hun fotoen gesinn mat bleck op mier awer arichtung mei gott sou weilt ech net wunnen waat stemmt dann elo vun allem

HTK
7. Oktober 2020 - 11.34

@Let'z happen, sie sind also der Meinung,dass im 21.Jahrhundert das Amt eines Staatsoberhauptes erblich sein soll.Soll heißen,das Volk hat keine Mitbestimmung und kann noch nicht einmal abwählen,wie es im Fall einer Demokratie ist. Und wo die gesalbten Häupter und deren Priester ihren Reichtum im Laufe der Geschichte herhaben ist ihnen auch egal. Jeder ist seines Glückes Schmied,aber wenn man ein Staatsoberhaupt nur "toleriert" ( ..besser als...)stimmt etwas nicht.

de Schéifermisch
7. Oktober 2020 - 10.18

O Schreck lass nach und komm nie wieder! Dem Foto nach zu urteilen, dachte ich schon, unser Grossherzog, Henri von Nassau, hätte seine Abdankungsurkunde unterschrieben.

Jacques Zeyen
7. Oktober 2020 - 10.11

" Wer ein vollwertiges Mitglied einer Schafsherde sein will muss zuerst einmal ein Schaf sein." (Einstein) Zwei Sätze verfolgen mich seit meiner Kindheit: "Mach wéi d'Leit,da geet ëtt dir wéi de Leit." und " Mir wëlle bleiwe wat mir sinn." Mit dieser Geisteseinstellung macht man keine Zukunft in modernen Zeiten. Der Mut zum Experiment und zur Anpassung an neue Herausforderungen fehlt.Dabei machen es viele Staaten seit langem vor.Und:Es funktioniert!!

Let‘z happen
7. Oktober 2020 - 9.07

In jeder normalen Familie gibt es Probleme, Skandale,Krankheiten.....Höhen und Tiefen ,umso mehr unsere großherzogliche Familie beweist sie mit denselben familiären Sorgen und Nöten zu kämpfen hat wie jeder normaler Bürger. Auch wenn das Finanzielle nicht zur Debatte steht, die Sorgen, Nöten dieser Familie von den Aasgeiern regelrecht zur Schau gestellt werden , der Dorfklatsch und Neider dies zum Hauptthema des Zentralstaat macht , sind mir doch ein Großherzog und Familie gepaart mit den Fehlern , Macken der Spezi „ Mensch“ lieber als eine Republik und Präsident.

Frank Bertemes
7. Oktober 2020 - 9.00

Ein sehr interessanter und den historischen Kontext exzellent zusammenfassender Leitartikel gegen die längst überflüssige Monarchie, die allerdings parlamentarisch und konstitutionnel "entschärft" ist. Nur ist dem wirklich so? Wenn man die bewiesenen und nicht bewiesenen, jedoch insgesamt höchst verdächtigen Zustände am "Hof" zur Kenntnis nehmen muss, die im "Waringo-Bericht" ihern "Héhepunkt" erleben musste. Eine "christliche" Monarchie der besonderen Art in Europa, deren personeller Einfluss immer noch viel zu hoch ist und der darin gipfelt, eine höchst umstrittene "Großherzogin" - ein Titel, den man sich selbst so zuzuteilen beliebte , und der damit einen manifesten Verstoß gegen die Verfassung dastellt, - weiterhin tolerieren muss. Machen wir uns doch nichts vor, der längst überfällige Schritt hin zur Republik, der, wie von Herrn Schneider erwähnt, pikanterweise von den Franzosen zu opportunem Moment in der Geschichte verhindert wurde, ist leider noch nicht für morgen. Wie lange müssen wir als Demokratie, die unbedingt wiederbelebt werden muss, denn noch "reifen", bis wir endlich so weit sind, eine demokratisch legitimierte res publica zu werden?

Boumengouche Henri
7. Oktober 2020 - 8.38

Ech fannen dir hetzt ganz schein geint Monarchie!!