14. November 2025 - 21.26 Uhr
SudanAugenzeugen berichten von der Gewalt der RSF-Milizionäre
Die Kämpfer der Rapid Support Forces (RSF) hatten Al-Faschir in der Region Darfur am 26. Oktober erobert. Seitdem gibt es Berichte über Massenmorde, Entführungen und Vergewaltigungen.
Auch Hassan Osman hat die Gewalt der RSF-Kämpfer miterlebt. „Sie beurteilen dich nach deinem Stamm, deiner Hautfarbe und der Herkunft deiner Familie“, berichtet der Student nach seiner Flucht in die nahe gelegene Stadt Tawila. „Wenn du bestimmten Stämmen angehörst, stellen sie keine Fragen, sondern töten dich sofort.“ Je nach Stammeszugehörigkeit hätten die Milizionäre von den flüchtenden Zivilisten auch Geld erpresst, oft Hunderte Dollar, sagt Osman. „Sie fragen, woher deine Familie stammt, und legen den entsprechenden Betrag fest.“
Insbesondere Menschen vom Stamm der Zaghawa seien auf der Flucht „rassistisch beleidigt und gedemütigt worden“ und hätten „psychische und körperliche Gewalt“ erlitten, berichtet Osman. Die Zaghawa sind die dominierende ethnische Gruppe in Al-Faschir und kämpfen seit Ende 2023 an der Seite der Armee. Auch Amna Harun, deren Mann und Sohn erschossen wurden, ist eine Zaghawa.
Osman hingegen gehört dem Stamm der Berti an und blieb unbehelligt. Doch was er mitansehen musste, war schrecklich: Die Straßen von Al-Faschir seien „mit Leichen übersät“ gewesen, schildert Osman. „Manche wurden von Hunden gefressen.“
Auch Hussein vom Stamm der Fur hat es bis nach Tawila geschafft. Doch zuvor sei er mehrere Tage lang mit etwa 200 Männern in Garni festgehalten worden, einer Stadt 25 Kilometer nordwestlich von Al-Faschir, sagt er. „Sie schlugen uns mit Stöcken und nannten uns Sklaven.“ Aus Angst vor Repressalien nennt Hussein nur seinen Vornamen.
Ein RSF-Offizier aus Al-Faschir, der anonym bleiben wollte, bestreitet gegenüber AFP die Vorwürfe: „Wir haben keine Zivilisten getötet und niemanden, weil er einem bestimmten Stamm angehört. Das sind falsche Anschuldigungen.“
In Darfur leben mehrere nicht-arabische ethnische Gruppen, darunter die Zaghawa, Fur, Berti und Masalit. Sie werden seit langem von arabischen Milizen verfolgt. Der RSF gehören Tausende ehemalige Kämpfer der berüchtigten arabischen Dschandschawid-Miliz an, die des Völkermordes in Darfur vor zwanzig Jahren beschuldigt wird. Zwischen 2003 und 2008 wurden dort schätzungsweise 300.000 Menschen getötet und fast 2,7 Millionen Einwohner vertrieben.
Ethnisch motivierte Gewalt
Seit April 2023 gibt es wieder Krieg im Sudan – zwischen RSF und Armee. In dem Machtkampf geht es unter anderem um die Kontrolle über Sudans Gold- und Ölvorkommen. Zehntausende Menschen wurden getötet, fast zwölf Millionen weitere vertrieben. In dem Land herrscht nach UN-Angaben die schlimmste Hungerkrise weltweit.
Der 16-jährige Munir Abderahman brauchte elf Tage, um von Al-Faschir in das Lager Tiné im Nachbarland Tschad zu fliehen. Als die RSF-Miliz Ende Oktober in Al-Faschir einmarschierte, pflegte Munir gerade seinen Vater im Krankenhaus, einen Soldaten der regulären Armee, der einige Tage zuvor bei den Kämpfen verletzt worden war.
„Die Milizionäre riefen sieben Krankenschwestern zusammen und führten sie in einen Raum. Wir hörten Schüsse und ich sah das Blut unter der Tür hindurchsickern“, erzählt er mit brüchiger Stimme. Noch am selben Tag verließ der Jugendliche mit seinem Vater die Stadt, doch der Vater starb auf der Flucht.
Samira Abdallah Batschir berichtet von einem Graben voller Leichen, durch den sie auf der Flucht aus Al-Faschir mit ihren drei kleinen Kindern klettern musste. Jetzt ist die 29-Jährige im Lager in Tiné in Sicherheit.
Doch lange können die Geflüchteten nicht bleiben. „Die Leute werden aus Tiné umgesiedelt, um die Überbelegung zu verringern und Platz für neue Flüchtlinge zu schaffen“, sagt Ameni Rahmani von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass die RSF-Kämpfer die ethnisch motivierte Gewalt in den von ihr besetzten Gebieten fortsetzen. (AFP)
De Maart
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