Ausgestellt sind die Werke von Brandy Senior und Junior ohne erkennbare räumliche Trennung, sondern wirkungsvoll in der gesamten Galerie nebeneinander aufgehängt, was unmittelbar zur spielerischen Suche nach dem Unterschied anregt.

Einige Gemeinsamkeiten sind zu erkennen, und doch sind die beiden B’s sehr unterschiedlich. Die ausgestellten Werke zeigen sehr deutlich, wie es dem Sohn trotz der väterlichen Einflüsse gelungen ist, seinen ganz persönlichen Weg als Maler zu gehen und seinen eigenen Stil zu entwickeln.

Kevins Werke verblüffen durch eine kräftige Farbgebung, er arbeitet sowohl figurativ als auch abstrakt in unterschiedlichen Techniken, wobei Picasso sicherlich eine wichtige Inspirationsquelle ist. Eine zentrale Rolle in seinen Werken spielen Collagen in kreativer Wechselwirkung zwischen Schere und Pinsel: Es entstehen komplexe, mehrschichtige Arbeiten aus ausgeschnittenen Bildern und Schriftschnipseln. Hier wird Geklebtes auch wieder übermalt bzw. Gemaltes überklebt. Kevin malt/collagiert das, was er spürt und braucht deshalb auch keine Sprache, um sich zu erklären. So sind seine Bilder alle ohne Titel, im Gegensatz zu den Werken des Vaters, bei denen schon Titel wie z.B. „Stabilized floating“ in eine andere Welt entführen.

1946 geboren, gilt Robert Brandy als einer der bekanntesten und bemerkenswertesten luxemburgischen Künstler der Gegenwart. Nach seinen Studien an der Kunsthochschule in Aix-en-Provence, begann er bereits in den 1970er Jahren als freiberuflicher Künstler zu wirken. Aber Robert Brandy arbeitet nicht nur als Maler, sondern ist auch Installationskünstler und beschäftigt sich ebenfalls mit Poesie. So in dem von ihm illustrierten Buch „Geheime Gedichte“, mit Texten des Nobelpreisträgers Giorgos Seferis, oder im Buch „Horreurs et délices de la chasse gardée“, wo seine Siebdrucke Texte von Guy Rewenig begleiten.

Bekannt sind auch einige avantgardistische Experimente. Auch Robert Brandy arbeitet viel mit Farben – eine Leidenschaft, die beide B’s teilen –, aber wie Brandy Senior erzählt, würde er es nicht immer schaffen, die Farben so gut zu mischen wie sein Sohn. Darum komme es schon öfters vor, dass er in ihrem gemeinsamen Atelier von Kevin die Farben bzw. den Pinsel „klaue“.