Luxemburg-RollingergrundAuf der Industriebrache „Villeroy & Boch“ sollen 809 Wohnungen entstehen

Luxemburg-Rollingergrund / Auf der Industriebrache „Villeroy & Boch“ sollen 809 Wohnungen entstehen
Von der einstigen Fabrik ist fast nichts mehr übrig Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die Produktionsanlagen von „Villeroy&Boch“ prägten – neben dem Schloss „Septfontaines“ – lange das Gesicht des Rollingergrunds. Auf dem Gelände der früheren Porzellanfabrik plant die Stadt Luxemburg, rund 800 Wohnungen zu bauen.

Das Service „Vieux Luxembourg“ ist der Klassiker schlechthin unter den Produkten von Villeroy & Boch und erinnert an die Anfänge des Unternehmens im 18. Jahrhundert. Seit 2010 die Produktion im Rollingergrund eingestellt wurde, lag das Gelände praktisch brach.

809 Wohnungen sollen nun dort entstehen, wo über 200 Jahre lang Porzellan hergestellt wurde. Die Pläne für das neue Rollingergrunder Wohnviertel mit dem Namen „Faïencerie“ wurden kürzlich anlässlich einer Bürgerversammlung vorgestellt. Entgegen den ursprünglichen Plänen aus dem Jahr 2016 wurde die Bebauungsdichte von ursprünglich 65 auf 95 Wohneinheiten pro Hektar erhöht; die notwendigen Änderungen des Bebauungsplans (PAG) wurden im Dezember vom Gemeinderat gutgeheißen. Anstatt der ursprünglich geplanten 554 können so 809 Wohneinheiten gebaut werden, die rund 2.100 Menschen Platz bieten sollen. Die bebaute Gesamtfläche bliebe dabei unverändert bei 8,5 Hektar, wovon sich rund 3, 5 Hektar in öffentlicher Hand befinden.

Wie bei anderen aktuellen Projekten auch will man bei diesem ein sogenanntes Mischgebiet schaffen, d.h. ein Viertel mit Wohnungen, Gewerbe, Geschäften, Unternehmen, Dienstleistungen, öffentlichen Einrichtungen sowie Freiflächen. Die historischen Elemente des Geländes werden in das Projekt integriert: der Schlosspark, der Schornstein der Fabrik und das „Carré“; als zentraler Platz, mit Büroräumen und Gaststätten, dient es als Übergang zum Schlossgelände.

Die notwendige Modifizierung des Bebauungsplans war im Dezember von allen Parteien gutgeheißen worden. Fragen gab es allerdings sowohl aus den Reihen der Mehrheit als auch der Opposition bezüglich der Verkehrssituation. Immerhin ist die Straße durch den Rollingergrund jetzt schon stark durch den Verkehr belastet. Mehrere hundert Menschen, die jeden Tag gleichzeitig zu ihrer Arbeit und wieder zurück fahren, würden die Situation noch verschlimmern. Laut Verkehrsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) werde diesbezüglich bald noch ein Verkehrskonzept vorgestellt.

Treppen, vielleicht auch ein Lift

Der sanften Mobilität soll in dem neuen Viertel eine große Bedeutung zukommen, so soll es dort auch ein sogenanntes „Shared Space“ geben. Um den motorisierten Verkehr einzuschränken, befinden sich die öffentlichen Parkplätze ausschließlich in Höhe der Zufahrtsstraßen zum Gelände in der Nähe des sogenannten „Carré“. Alle privaten Parkplätze sollen unterirdisch angelegt werden. Unterirdisch sollen auch alle Zufahrtswege zum neuen Viertel sein: ab den Kreuzungen „Bambësch“, Septfontaines und vor dem aktuellen Haupteingang. Die Pläne sehen auch Treppen zum oberhalb gelegenen Viertel Limpertsberg sowie Wege durch den Park des Schlosses vor, um das Viertel Rollingergrund zu erreichen.

In diesem Zusammenhang warf François Benoy („déi gréng“) die Frage nach einem Lift auf den Limpertsberg auf. Die Idee sei in der Tat gut, meinte Bürgermeisterin Lydie Polfer, doch erst müssten diesbezüglich Machbarkeitsstudien durchgeführt werden. Und wenn man mit dem Wohnungsbauprojekt zuerst auf diese warten würde, dauere das Ganze noch länger.

Der Standort befindet sich zwischen zwei bewaldeten Hängen; das Grün soll zu einem wesentlichen Bestandteil des Viertels werden. Die bestehenden Bäume entlang der Straße im Rollingergrund werden erhalten, sofern ihr Zustand es erlaubt und ihr Erhalt mit den unterirdischen Baumaßnahmen und der Neugestaltung der Straße vereinbar sind. Die bestehenden Baumgruppen innerhalb des Geländes zu erhalten, sei nicht möglich. Dieser Verlust soll aber anderswo auf dem Gelände kompensiert werden.

Bis dato wurden bereits umfangreiche Abriss- und Renovierungsarbeiten vorgenommen. Alle Hallen wurden bis auf die Bodenplatten abgerissen, mit Ausnahme des Ausstellungsraums und einer Halle, in der eine Mittelspannungsstation untegebracht ist.

Der Teilbebauungsplan (PAP) „Faïencerie“ ist im Rathaus der Stadt ausgelegt, wo jeder ihn einsehen kann.

Geschichtliches

Das Viertel Rollingergrund verdankt seine Entwicklung der 1767 von den Brüdern Jean-François, Dominique und Pierre-Joseph gegründeten Fayencefabrik Boch.
1836 fusionierte Jean-François Boch mit seinem Konkurrenten, dem Steingut-Produzenten Nicolas Villeroy aus dem Saarland, zur Firma Villeroy & Boch. Mitte der 1980er Jahre beschäftigte der Konzern noch rund 1.150 Angestellte in Luxemburg; eine Million Artikel wurden jeden Monat in alle Welt versandt.
2010 wurde die Produktion im Rollingergrund eingestellt, es blieb dort nur noch ein Outlet-Laden.

Zukunft des Schlosses

Zwischen 1780 und 1785 errichteten die Bochs neben der Fabrik das Schloss „Septfontaines“.
Eigentlich sollte im vorigen Herbst die „Luxembourg School of Business“ dort einziehen. Corona hat jedoch auch diesem Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie uns von der Hochschule mitgeteilt wurde, hofft man dort zwar auf einen Umzug Ende dieses Jahres, das sei angesichts der Covid-Lage jedoch ein vorsichtiger Wunsch.

ARM
28. Januar 2022 - 11.04

@Grütze/ Hallo. 1. Bitte nicht duzen, wir waren nicht zusammen in der Schule. 2. Ich wohne sehr wohl in dieser Gegend und zwar seit fast 80 Jahren. Alles klar jetzt? Beste Grütze sorry Grüsse

Grütze
27. Januar 2022 - 17.10

@Romain: Genau. @ARM: Man sieht, dass du nicht in der Gegend wohnst. Übrigens wird eine 30-km-Zone doch nicht die Schlangen verlängern. Ist nicht logisch.

Romain
27. Januar 2022 - 11.18

@ARM @Romain/ Absolut richtig! Genau wieder wie früher. Null Autos und Motorräder." Psst, da fährt auch ein Bus und ein paar Meter weiter sogar ein Tram.

ARM
27. Januar 2022 - 11.01

@Romain/ Absolut richtig! Genau wieder wie früher. Null Autos und Motorräder. Nur Pferde mit und ohne Kutschen, Ochsenkarren, Fahrräder und Trottinetten ohne Antrieb, Fussgänger, und ach ja, selbstverständlich Esel. Wie heist es so schön in dem Lied. "Wozu sind die Strassen da, zum marschieren zum marschieren in die weite Welt...."

Romain
26. Januar 2022 - 18.28

Straßen für den Autoverkehr sperren ist das Einzige das da hilft. Großräumig umfahren.

ARM
26. Januar 2022 - 15.06

@Grütze/ Überfüllte Hauptdurchfahrtstrasse auf 30 Km / Stunde begrenzen. Super Idee! Anstatt täglich Stau in beiden Richtungen von der Place d'Argent bis zur rue de Reckenthal dann eben bis zur Place de l'Etoile. Übrigens wie kann man zu schnell sein wenn man in einem permanenten Stau mit halbleeren Bussen, wegen Baustellen, u.s.w. unterwegs ist? Und wie sollte oder würde kontrolliert werden? Dafür werden Sie dann sicher Radare vorschlagen.

Grütze
26. Januar 2022 - 13.49

Hoffentlich wird die rue de Rollingergrund und rue de Mühlenbach dann zu 30-km-Zonen und/oder mit Geschwindigkeitsdämpfungsvorkehrungen versehen.