FußballAuf den Punkt mit Tom Laterza (Progrès Niederkorn)

Fußball / Auf den Punkt mit Tom Laterza (Progrès Niederkorn)
Tom Laterza

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. Diesmal berichtet der Niederkorner Tom Laterza von seiner Liebe für Motorräder, Hugo Boss und seinen Charakterzügen.

Tageblatt: Sie sind seit ein paar Wochen in der Immobilienbranche tätig. Was ist dran am Spruch „Sief net domm, kaf däin Haus beim Laterzas Tom“? 

Tom Laterza: Dieser Slogan entstand bei einer dieser sogenannten „soirées arrosées“ unter Teamkollegen. Er stammt von unserem dritten Torwart, Tom Boussong, der Stimmungskanone. Der Spruch scheint nicht schlecht angekommen zu sein, denn ich habe viele Reaktionen bekommen. Wenn sogar die Presse das mitbekommen hat, ist es ja ein gutes Zeichen.

Sie sehen Ihren Chef tagsüber also im Büro und abends als Sportdirektor beim Progrès. Welche der beiden Versionen von Thomas Gilgemann ist Ihnen lieber?

Wir trennen beide Dinge klar voneinander. Es ist eine Chance, dass ich Fußball und Arbeit miteinander kombinieren kann. Aber beide Situationen sind nicht vergleichbar. Es war klar, dass es bei seinem Verhalten Unterschiede geben würde. Vom menschlichen Standpunkt her ändert er sich allerdings nicht. Und zum Glück sehen wir uns ja auch nicht 24/24.

Zuletzt haben Sie u.a. in einer „Maison relais“ gearbeitet, jetzt verkaufen Sie Immobilien. Wie kam der Sinneswandel zustande und worauf kommt es beim Hausverkauf an?

Ich arbeitete drei Jahre in Howald und Monnerich in den dortigen „Maison relais“. Ich mag es, für die Stimmung zu sorgen, früher bei den Kindern und jetzt bei den Erwachsenen. Man sieht jeden Tag etwas Neues. Es gefällt mir. Eine langweilige Büroarbeit wäre nichts für mich. Was man zum Makler-Sein braucht, ist „eng déck Schnëss“ und einen gewissen Respekt. Man darf nicht scheu sein. Ich habe meinen Kleidungsstil etwas verändert und wähle jetzt dann eher ein Hemd. Einen Anzug brauche ich nicht, denn ich möchte mir treu bleiben. Dazu braucht es keinen Hugo-Boss-Zweiteiler von 1.500 Euro, um bei den Menschen gut anzukommen. Ich verkaufe ja auch keine Häuser von 30 Millionen. Man muss mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. 

Zum Fußball. Man kennt Sie ja eigentlich als energisch und wortlaut. Was regt Sie auf dem Platz denn am meisten auf?

Die Leute drumherum. Seit ich nach Luxemburg zurückgekehrt bin, habe ich das immer so gesagt: Wir sind hier nicht in Stadien von 50.000 Menschen – und wir Spieler auf dem Platz hören alles. Wenn es also persönlich wird – ob familiär oder etwas anderes –, geht das gar nicht. Das akzeptiere ich nicht. Dabei sind es manchmal sogar Leute, die dir später in der „Buvette“ die Hand reichen. Was mich auf dem Platz aufregt, darf ich nicht sagen. Wenn wir verlieren, ärgert mich das auch unwahrscheinlich. Ich esse dann nichts mehr und rede mit niemandem. Am Mittwoch bin ich gleich nach Hause gefahren, obwohl ich ja verletzungsbedingt nicht einmal gespielt habe. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie 0:5 verloren. Ich weiß nicht, wie ich das verarbeitet hätte, wenn ich selbst auf dem Platz gestanden hätte.

Haben Sie gelernt, besser mit diesen Kommentaren der Zuschauer umzugehen?

Ich sehe das so: Bei den meisten, die sonntags bei den Spielen sind, um diese Kommentare reinzurufen, handelt es sich um Menschen, die zu Hause nichts zu sagen haben. Mit den Jahren wurde es eigentlich weniger persönlich, aber umso witziger. Wir werden wohl alle erwachsen. Ich habe über die Jahre viele Zuschauer kennengelernt und stellte sie dann auch mal gerne selbst zur Rede. Meist kommt dabei raus, dass sie mich damit einfach nur aus dem Konzept bringen wollten. Das motiviert mich dann umso mehr. Seit acht Jahren spiele ich jedes Jahr um den Titel, das macht vielleicht auch einfach neidisch. 

Hatten Sie manchmal das Gefühl, dass Schiedsrichter Ihnen die Karten schneller als anderen zeigten – weil Sie diesen Stempel des „enfant terrible“ aufgedrückt bekommen haben?

Die Schiedsrichter machen ja auch ihre Analysen. Aber ich habe auch das Gefühl, dass sie wissen, welche Spieler von vornherein „rausgepickt“ werden müssen. Da wird nicht notwendigerweise das Spielgeschehen betrachtet. Man darf mittlerweile ja auch nichts mehr sagen. Es ist alles zu nett geworden. Sie stehen über uns, aber das geben einige zum Teil zu sehr preis.  

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sie und Ex-Trainer Jeff Strasser zu Fola-Zeiten die eine oder andere Meinungsverschiedenheit hatten. Wer hat letztlich öfters nachgegeben?

Ich natürlich. Er ist Trainer gewesen und ich Spieler. Auch wenn es von außen anders aussah und viel darüber gesprochen wurde, war das Verhältnis ganz klar und wir haben uns trotzdem gut verstanden. Der Trainer hat das letzte Wort, sonst kann die Mannschaft nicht funktionieren. 

Ihre Teamkollegen berichteten, dass Sie sich selbst als geduldigen Menschen präsentiert haben sollen, woraufhin ein Gelächter ausgebrochen sei …

Das bin ich ja auch … Ich habe ja auch mit Kindern gearbeitet. Wer mich nur vom Fußballplatz kennt, kann sich das vielleicht schlecht vorstellen, aber es ist so. Geduldig war da möglicherweise etwas zu hoch gegriffen. Auf dem Platz bin ich ein Drecksack, der keine Freunde hat. Im Privatleben habe ich mir aber viele Freunde gemacht, die auf dem Rasen meine Feinde waren. Das sagt viel über meinen Charakter aus. Ich mag es, auf Menschen zuzugehen, zu diskutieren. 

Neben dem Fußball haben Sie ein Faible für Motorräder. Wie sieht Ihre Kollektion aus?

Ich hatte eine Yamaha MT07, die ich jetzt allerdings verkauft habe, da ich mir etwas Größeres zulegen möchte. Ich fahre gerne schnell. Nächstes Jahr wird es wohl eine neue „Rennmaschinn“ geben. Ich habe in einem Motorradladen gearbeitet, meinem Vater gehörte 35 Jahre lang ein Geschäft in der Hollericher Straße. Motorradfahren verbinde ich mit einer gewissen Freiheit. Ich mag es, die Landschaft zu erkunden. Diese Momente brauche ich, um abzuschalten, denn überall sonst stehe ich unter Adrenalin.


2 Fragen zum Wochenende

Sie werden noch ein paar zusätzliche Tage pausieren müssen. Wann und wie haben Sie sich verletzt?

Es handelt sich um eine Adduktorenverletzung. Ich weiß nicht einmal, warum. Der Arzt sprach von drei Wochen, ich dagegen bin der Von-Tag-zu-Tag-Mensch. Es ist jetzt exakt eine Woche her. Trainiert habe ich seither aber noch nicht. 

Nach zwei bitteren Niederlagen ist gegen RM Hamm Benfica kein Fauxpas mehr erlaubt.

Das ist ganz klar. Wenn wir erneut in den Genuss eines europäischen Wettbewerbs kommen wollen, ist es Pflicht, sowohl am Sonntag gegen Hamm als auch am Mittwoch gegen Petingen zu gewinnen. Der Klub visiert diese Plätze an – warum nicht die Champions League –, also müssen wir das umsetzen. In dieser Saison kann sich sehr schnell alles verändern und es wird kompliziert werden. Darauf müssen wir uns einstellen. Zum Glück werden in den nächsten Tagen und Wochen wieder einige Langzeitverletzte zurückkehren, was uns guttun wird.