Auf den Punkt: Adrien Portier (Jeunesse Esch) über Reisen, Bier und hitzige Momente

Auf den Punkt: Adrien Portier (Jeunesse Esch) über Reisen, Bier und hitzige Momente

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf den Zahn – und zwar auf eine etwas andere Art.
Der Jeunesse-Verteidiger Adrien Portier erzählt heute über sein Leben als Rüpel, seine Liebe zu Dan da Mota und Trinkgelage inner- und außerhalb Luxemburgs.

Tageblatt: Haben Sie sich manchmal gewünscht, ein filigraner Techniker anstatt ein kompromissloser Verteidiger zu sein?

Adrien Portier: Natürlich. Als kleiner Junge war ich Spielmacher. Als ich dann gewachsen bin, habe ich schnell festgestellt, dass ich eher als Abwehrspieler geeignet bin. Aber eigentlich bin ich technisch gar nicht so schlecht für einen Innenverteidiger.

Muss das Image eines Rüpels eigentlich extra gepflegt werden?
Nicht unbedingt. Ich bin vom Charaktertyp her ein Gewinner und Kämpfer. Ich bin aggressiv auf dem Platz und beginne jede Partie mit einer Menge Willen. Das Wichtigste ist, dass man sich selbst treu bleibt und nicht in eine andere Rolle hineinschlüpft.

DREI FRAGEN zum Wochenende

Jeunesse ist seit dem 10. November sieglos. Was läuft derzeit falsch?
An unserer Strategie hat sich nichts geändert, aber wir haben unsere Effizienz vor dem Tor verloren. Der Ausfall von Toni Luisi war ein herber Rückschlag für uns. Man muss es einfach ganz klar sagen: Seit Rückrundenbeginn sind wir nicht mehr gut drauf.

War der Druck als Tabellenführer zu groß?
Für mich gibt es keinen Druck, wenn man an der Spitze steht und Erfolg hat – der kommt, wenn man gewinnen muss, weil man in einer schlechten Lage ist. Wer mit Druck nicht klarkommt, hat eh nichts bei einem Verein wie der Jeunesse zu suchen.

Der F91 Düdelingen reist morgen (heute) wohl zum für Sie und Ihr Team schlechtesten Moment an die „Grenz“. Gibt es überhaupt einen guten Moment, um gegen ihn zu spielen?
Ich glaube nicht. Aber wenn wir defensiv stabil und offensiv effizient wie im Hinspiel agieren, können wir auch Punkte gegen den F91 holen.

Welche Stürmer können Sie überhaupt nicht ausstehen?
Großmäuler und Meckerer gehen mir auf die Nerven. Wenn ich merke, dass mein Gegenspieler so drauf ist, versuche ich, ihn aus der Reserve zu locken. Das macht mir Spaß. Häufiger kommt es dann zu hitzigen Wortgefechten. Daniel da Mota ist solch ein Fall. Außerhalb des Platzes ist er bestimmt ein netter Kerl, aber wenn ich auf dem Platz gegen ihn antrete, ist er einer meiner ersten Opfer und ich versuche, ihn aus dem Spiel zu bringen.

Auf welche Ihrer insgesamt 60 Gelben Karten in der BGL Ligue sind Sie besonders stolz?
Stolz bin ich eigentlich auf keine und die meisten habe ich auch so verdient. Eine Verwarnung hat mich aber besonders geprägt. Aleksandre Karapetian habe ich einmal sehr hart gefoult und er hat sich schwer verletzt. Leider ist er danach länger ausgefallen und ich hätte auch einen Platzverweis verdient gehabt. Danach durchlebte ich leider eine Phase, in der ich bei fast jedem Foul Gelb gesehen habe. Ich war Opfer meines Rufs.

2018 haben Sie in Lateinamerika, Asien und Australien gelebt. Welche Weisheiten haben Sie mitgebracht?
Reisen gibt dir das Gefühl, frei zu sein – auch wenn du arbeiten musst. Ich habe viele Menschen kennengelernt und einige Erfahrungen hinzugewonnen. Vor allem wurde mir aber noch einmal verdeutlicht, wie gut wir es in Luxemburg haben.

Als Bierliebhaber haben Sie sich bestimmt in Übersee die ein oder andere Flasche gegönnt. Wo gibt es das beste Bier?
Ich muss sagen, dass ich das belgische und luxemburgische Bier vermisst habe. Duvel, Tripel Karmeliet und Battin sind meine Lieblingsmarken. Aber auch auf den anderen Kontinenten gibt es gute Sorten. Im australischen Bundesstaat Victoria hatte es mir Furphy angetan und in Peru habe ich gerne Arequipeña getrunken.

Das Hilfsprojekt „Sharing the bliss“ Ihres Bruders und seiner Freunde haben Sie aktiv mit unterstützt. Was war für Sie der schönste Moment?
Als wir in Guadalajara in Mexiko angekommen sind, haben wir uns eines Paares angenommen, das sich um sechs Waisenkinder kümmert, aber selbst in ärmlichen Verhältnissen lebte. Wir haben ihnen täglich geholfen, Kleider und Möbel gekauft sowie Spielzeug für die Kinder. Als wir abgereist sind, hat die ganze Familie für uns gebetet. Das war ein sehr bewegender Moment.

Woher kommt eigentlich Ihr Spitzname „Poket“?
Als ich 16 war, war ich mit meinen Teamkollegen des FC Metz in Spanien. Wir haben uns alle Spitznamen gegeben. Ich war Angelo Poketo de la Mossos d’Esquadra. Fragen Sie mich nicht, warum … Daraus wurde Poketo und später Poket. Der Spitzname hat sich rumgesprochen und bald nannten mich alle so. Freunde, Trainer und sogar Lehrer.

2008 kamen Sie zur Jeunesse und 2010 erlebten Sie Ihre erste Meisterfeier. Was war der wildeste Moment?
Wir haben bis tief in die Nacht gefeiert, aber irgendwann musste ich mich schlafen legen. Als ich mittags wieder wach wurde, habe ich Eric Hoffmann angerufen. Er, René Peters und Stéphane Piron hatten die Nacht durchgemacht und waren noch immer am Feiern. Ich habe mich ihnen dann wieder angeschlossen und weiter ging es.

Was fällt Ihnen zur Fola ein?
Zu diesem Verein würde ich nie wechseln. In den vergangenen Jahren habe ich in den Duellen oft Rot gesehen. Zudem habe ich mich immer wieder mit Jeff Strasser angelegt. Wir mögen uns überhaupt nicht und es gab bei jedem Spiel Wortgefechte. Er ist einer, der provoziert.

Ist es Ihre letzte Saison für die Jeunesse?
Danach sieht es derzeit aus. Ich habe noch Lust, zu spielen, und will Einsatzzeit. Ich fühle mich auf der „Grenz“ wie zu Hause, aber die Zeichen stehen auf Abschied.