ÖsterreichAuch die Luxemburger lieben Ischgl, doch das Skiparadies gilt jetzt als Infektionsherd

Österreich / Auch die Luxemburger lieben Ischgl, doch das Skiparadies gilt jetzt als Infektionsherd
13.03.2020, Österreich, Ischgl: Ein Ortsschild steht am Ende der Ortschaft Ischgl. Die Skisaison in mehreren österreichischen Bundesländern, darunter auch in Tirol, wird nach diesem Wochenende vorzeitig beendet. Foto: Jakob Gruber/APA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Jakob Gruber/APA/dpa

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Mitten in der Megakrise werden auch in Österreich die Krisenmanager mit Kritik verschont. Doch der Umgang mit dem Coronaalarm im Tiroler Skiparadies Ischgl könnte ein politisches Nachspiel haben.

Seit Montag läuft ganz Österreich nur noch im „Notbetrieb“, wie Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die drastischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus umschrieb. Es herrscht eine De-facto-Ausgangssperre, Schulen und nicht lebenswichtige Geschäfte sind geschlossen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte schon am Freitag die Reißleine gezogen und die Skisaison vorzeitig für beendet erklärt und alle Urlauber zum Verlassen des Landes aufgefordert. Schon seit Sonntag gilt in dem Bundesland die gestern auf ganz Österreich ausgedehnte Ausgangssperre.

Doch dass Tirol zu früh dran war, behauptet niemand. Im Gegenteil: Der Innsbrucker Virologe Robert Zangerle findet, dass das Ausmaß der Krise heruntergespielt und „wertvolle Zeit verloren wurde“.

Island entdeckt Infektionen

Im Zentrum solcher Kritik, die angesichts des nationalen Notstandes derzeit noch zurückhaltend formuliert wird, steht der Sikort Ischgl. Für den „Alpen-Ballermann“ hatte es schon früh Alarm gegeben, allerdings nicht vor Ort: In Island wurde Ischgl am 5. März zur Hochrisikoregion erklärt, nachdem dort 14 Ischgl-Urlauber nach der Heimkehr positiv auf das Virus getestet worden waren.

Die Landesregierung blieb gelassen und erklärte es für „aus medizinischer Sicht unwahrscheinlich“, dass sich die Urlauber in Tirol angesteckt hätten. Die Begründung war freilich keine medizinische: Eine Person aus dem Flugzeug, in dem die infizierten Isländer heimgeflogen waren, habe darüber informiert, dass unter den Fluggästen auch einer war, der sich in Italien angesteckt habe.

Auch als am 7. März ein aus Deutschland stammender Barkeeper der Ischgler Après-Ski-Bar „Kitzloch“ positiv auf Covid-19 getestet worden war, setzte man auf Verharmlosung: „Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich“, teilte Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion mit. Die beamtete Ärztin erlag entweder einer krassen fachlichen Fehleinschätzung oder der Versuchung, wirtschaftlichen Interessen zu dienen. Erst zwei Tage später, nachdem mehrere Gäste des „Kitzlochs“ einschlägige Symptome gezeigt hatten, wurden die Tiroler Après-Ski-Bars geschlossen. Die Lifte und Seilbahnen liefen freilich teilweise noch bis zum Sonntag.

Einer, der den einträglichen Skizirkus unbedingt am Laufen halten wollte, war der Obmann des Fachverbands der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich: Franz Hörl, als ÖVP-Nationalratsabgeordneter und Chef des Tiroler Wirtschaftsbundes kein Machtloser, sperrte sich noch am Freitag gegen einen Stopp des Skibetriebes mit dem Argument, dass „zwei Drittel des Landes in keiner Weise derzeit vom Coronavirus berührt“ seien.

Landeschef unter Druck

Landeshauptmann Platter stand unter dem Druck Hörls und der von ihm repräsentierten Tourismuswirtschaft, die die existenzbedrohende Wirkung des Cornoavirus durch möglichst langes Hinauszögern radikaler Maßnahmen mildern wollte. Jeder Tag, an dem die Massen über die Tiroler Pisten flitzen, ist ein Millionengeschäft. Auch dem Landeshauptmann war wohl klar, dass seinem Land eine Katastrophe blüht. Trotzdem widersprach er seinem Parteifreund und Liftelobbyisten Hörl: „Machen wir uns nichts vor, das Virus wird sich in ganz Tirol ausbreiten!“

Damit war die Saison drei Wochen vor dem großen Finale zu Ostern beendet. Ein früheres und entschlosseneres Reagieren hätte die Touristiker ein paar lukrative Tage mehr gekostet, der Politik aber ein paar unbequeme Fragen erspart. Die oppositionellen Neos haben im Wiener Parlament den Fall Ischgl schon thematisiert und gefragt, warum erst so spät reagiert wurde. Kanzler Kurz und Landeshauptmann Platter weisen jeden Vorwurf zurück. Noch kommen sie damit durch, weil die Alpenrepublik so wie der Rest Europas mit nichts anderem als dem Kampf gegen Corona beschäftigt ist. Aber auch der Rest Europas könnte nach der Krise lauter zu fragen beginnen, was Ischgl zur Ausbreitung des Virus beigetragen hat. Und das wird nicht gut für Image und fürs Geschäft …

Claude
19. März 2020 - 3.01

Aber sind die Rückkehrer aus Ischgl in Luxemburg in Quarantäne gegangen? Wussten die Behörden überhaupt davon?

Na dann gute Nacht
17. März 2020 - 14.24

… I bin so schön, i bin so toll I bin Corona aus Tirol Meine gigaschlanken Wadln San a Wahnsinn für die Madln…