Arbeitslos ist heute anders

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Nicht nur die Arbeit in Luxemburg hat sich in den vergangenen 16 Jahren verändert. Auch die Arbeitslosigkeit ist einem Wandel unterlegen. Oder besser ausgedrückt: Die Arbeitssuchenden haben sich verändert.

Was geschehen ist, lässt sich aus Statistiken herauslesen. Im Jahr 2000 hatte gerade einmal jeder zehnte Arbeitslose eine Hochschulbildung. Der Eindruck war klar der, dass eine Hochschulbildung vor Arbeitslosigkeit schützt. Die Zahlen und Erfahrungen der Menschen stützten diese Regel.

Mehr Menschen mit Diplom

Ende 2016 hatte dagegen jeder fünfte Arbeitslose einen Hochschulabschluss. Der Anteil der Arbeitslosen mit einem Hochschulabschluss ist binnen 16 Jahren von 10,4 auf 19,3 Prozent gestiegen. Das geht aus Zahlenreihen hervor, die die „Chambre des salariés“ (CSL) zusammengestellt hat. Und während der Anteil der Arbeitslosen mit Sekundarschulabschluss in derselben Zeit relativ stabil geblieben ist, sank der Anteil der Arbeitslosen mit niedrigem Bildungsstand von 53,8 auf 41 Prozent.

Dazu ist natürlich anzumerken, dass Luxemburg zu den Ländern gehört, in denen mittlerweile sehr viele Menschen einen Hochschulabschluss haben. In Luxemburg verfügen rund 40 Prozent der Menschen zwischen 25 und 64 Jahren über einen Hochschulabschluss. Das geht aus einem Bericht der internationalen Organisation OECD hervor. In dieser Altersgruppe verfügen 13 Prozent über einen Bachelorabschluss, 18 Prozent über einen Masterabschluss und zwei Prozent haben promoviert. Sieben Prozent haben einen Hochschulabschluss, den die OECD geringer als einen Bachelorabschluss listet.

Schneller wieder im Job

Wenn aber immer mehr Menschen einen Hochschulabschluss haben, dann ist es auch nicht verwunderlich – wenn auch keineswegs selbstverständlich –, dass ein immer höherer Anteil der Arbeitssuchenden einen Hochschulabschluss hat. Und: Aus den Zahlen geht hervor, dass Menschen mit hohem Abschluss im Schnitt weniger lange auf Arbeitssuche sind als Menschen mit niedrigem Abschluss.

Seit dem Jahr 2000 ist aber auch die Zahl der Arbeitslosen insgesamt kräftig gestiegen. Damals lag die Arbeitslosenquote in Luxemburg bei niedrigen 2,3 bis 2,5 Prozent. Im Jahr 2005 stieg sie das erste Mal über vier Prozent, um allmählich anzuwachsen und im Juni 2014 den Wert von 7,3 zu erreichen. Dann begann sie wieder langsam zu sinken und liegt nun bei sechs Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen stieg in den letzten 16 Jahren, um saisonale Einflüsse bereinigt, von 4.658 auf 16.338 Personen.

Skills ist nicht gleich Skills

Auch zahlreiche Erfahrungsberichte sind ein Indiz dafür, dass es für Menschen mit hoher Qualifikation heute wesentlich schwieriger ist, eine Arbeitsstelle zu finden als früher, als Uni-Absolventen noch mit Kusshand genommen wurden. Wie viel Realität allerdings in dieser „anekdotischen Evidenz“ steckt, ist schwer zu sagen. Handfeste Zahlen darüber, wie schwierig die Arbeitssuche in Luxemburg früher war und heute ist, wie viele Bewerbungen eine Person schreiben muss, um Erfolg zu haben, gibt es nicht.

Ein weiteres Phänomen ist das „Skill Mismatch“. Passen die Arbeitslosen zu den offenen Stellen? Immerhin sind nicht alle Uni-Absolventen gleich gut geeignet für jeden Beruf. Ein Ingenieur kennt sich nicht zwangsläufig mit Jura aus und ein Jurist kann nicht zwingend eine soziologische Studie durchführen. Wie kann es anders sein, dass Unternehmen sich immer wieder beklagen, dass sie keine qualifizierten Mitarbeiter finden, wenn es viele arbeitslose Uni-Absolventen gibt?

Das falsche Fach studiert?

Eine Vermutung liegt also nahe: Je höher der Bildungsabschluss und je differenzierter die Fachgebiete, desto schwieriger ist es, eine offene Stelle mit einer Fachkraft zu paaren.
Über die Zukunft lässt sich nur spekulieren. Aber für viele Politiker und Akademiker scheint sicher: In Zukunft wird sich die Arbeitswelt radikal verändern. Und zwar in Richtung technologisierte Welt. Automaten werden einen großen Teil der Arbeit übernehmen.
Strittig ist, ob der Einzug der Technologie vor kreativen Berufen und vor solchen, die Unternehmergeist erfordern, haltmachen wird.

Prof. Dr. Kristín Ingólfsdóttir von der Universität von Island schlug kürzlich bei einem Gastauftritt in Luxemburg vor, Studierende dazu zu bewegen, Doppelabschlüsse zu machen. Am besten wäre es, ein technisches Fach mit einem aus den Geisteswissenschaften zu kombinieren. Kritisches Denken und der Umgang mit komplexen Problemen würden in Zukunft außerordentlich wichtig sein.

EDV? Nein, danke!

Die luxemburgische Politik bemüht sich derzeit ebenfalls, das Land fit für die Zukunft – so, wie sie sie sich vorstellt – zu machen. Stichwort: Rifkin-Prozess. Demnach würden in Zukunft hochgezüchtete EDVler vonnöten sein.

Die Studenten scheinen das nicht so zu sehen. Informationen von Cedies zufolge waren in den vergangenen Jahren rund 20 Prozent der Studierenden in den Wirtschafts- und Finanzwissenschaften eingeschrieben. 15 Prozent absolvierten eine Ausbildung im Medizin- und Gesundheitsbereich. In den Fachbereichen Jura, Bildung, Ingenieurwesen und Sprachwissenschaften waren jeweils zwischen fünf und zehn Prozent der Studenten eingeschrieben. Bei allen anderen Fächern liege der Anteil bei weniger als fünf Prozent.

Jeannie
2. November 2017 - 23.36

Tja, wann eng Dose Leit Anthropologie studéiert hunn an hei am Land ass nëmmen 1 Posten dofir, dee besat ass an eréischt an 25 Joer fräi gëtt, da muss ee vläicht auswanderen oder zum Paschtouer ëmschoulen, déi brauchen anscheinend dréngend Leit.

Jeannie
2. November 2017 - 23.33

Haut hu mer keng 2000 Bauere méi an trotzdeem hunn se hiren eegene Minister.

Henri
2. November 2017 - 18.30

Schon komisch dass in einem Land mit sehr hohem Wachstum, wo die Zahl der Arbeitnehmer permament steigt, es so viele Arbeitslose hat. Ich denke jetzt nicht an die, die einen Abschluss haben und eventuell nur auf der Suche nach sind, und dann auch was finden. Währende der Suchzeit sind sie Chomeur. Es hat wahrscheinlich auch andere. Chomage und noch nebenbei ein bisschen schwarz werkeln, dann haben sie mehr als der, der immer arbeitet.

Grober Jean-Paul
2. November 2017 - 14.56

Verdammt 4 Bewerbungen an Firmen die IT gesucht haben. Abgesehen davon wurden noch zig Bewerbungen verschickt, Sie ...................! welche nichts mit dem ITbereich zu tun hatten. Wenn man IT Master hat sollte man sich zuerst in dem Umfeld erkundigen oder? Belehrung bitte sein lassen Sie.........Oberlehrer.

Duschtert
2. November 2017 - 13.49

Doppelabschluss ist durchaus eine Überlegung wert. Technicien informatique am LTAM. Bsc in angewandter humangeographie und Msc in geoinformatik. Eine Bewerbung geschrieben und ich war im Job. Lag womöglich aber auch an meinen Werksstudenten Jobs, die, falls richtig gewählt, die mangelnde Berufserfahrung etwas ausgleichen. Andererseits gibt es leider auch viele Müllstudiengänge an den Unis... (Gender studies bspw.), die voll besetzt sind und die Leute danach rumheulen, dass es keine Jobs gibt. Ich erinnere mich noch an meine Gymnasialzeit im LCE vor LTAM, wo der Rektor uns weismachen wollte, dass man mit dem Latinum viel bessere Jobchancen hätte später...

Peter Pan
2. November 2017 - 13.45

Er wird sicher noch weitere geschrieben haben, nachdem er "Bewerbungserfahrung" gesammelt hat. Er bemängelt auch eher die heutige Firmenkultur, wo ausschließlich nach Junior-Arbeitnehmern frisch von der Uni gesucht wird, die mindestens 20 Jahre Berufserfahrung haben und nicht teurer werden sollen als der Mindestlohn. Kurz: hochqualifiziert zum Billiglohn. Mit nem Grenzgängergehalt in Luxemburg zu überleben, ist halt sehr herausfordernd.

Pompier Sam
2. November 2017 - 11.17

Nach eppes huet sech geännert. En Chommeur lierft hautzudachs vill besser ewei dei mescht Arbeschter an Klengbaucren virun 50 Joer.

Pompier Sam
2. November 2017 - 11.16

Ganze 4 Bewerbungen geschrieben? 4? Ist das ein Witz? Dann schreiben Sie verdammt nach mal 50 weitere!

Grober Jean-Paul
2. November 2017 - 10.24

"Demnach würden in Zukunft hochgezüchtete EDVler vonnöten sein." Berichtet aus Erfahrung: Master in Informatik sucht Anstellung direkt nach dem Diplom, bei 4 Firmen beworben welche Informatikposten ausgeschrieben hatten, abgelehnt da keine praktische Erfahrung von mindestens 3 Jahren. Diese Firmen haben kein Interesse in Ausbildung zu investieren.

Wullmaus
2. November 2017 - 9.37

Hallo Nur Luegen,denn Wer wirkl9ch arbeiten will,findet Arbeit. Aber dafuer muss man sein Stomz manchmal ueberw9nden,1 Arbeot annehmen,die vmeocht nicht gefaelt,und waehrend dem 1 ndere Arbeit suchen Aber heute,Chomage infini,car trop souvent prolongé. Fahrweg zur Arbeit,laecherlech,fier eise klengt Land. RMG ODER RIS ODER SOSS,ASS EINFACH ENG MOTIVATION,FIER NEISCHT ZE MACHEN. DE STAAT BEZIELT JO