Schöner Wohnen in WiltzArbeiten am Mega-Wohnungsbauprojekt haben begonnen

Schöner Wohnen in Wiltz / Arbeiten am Mega-Wohnungsbauprojekt haben begonnen
Ein Teil des ehemaligen Industriegeländes heute: Am vergangenen Montag haben die Bauarbeiten des größten Wohnungsbauprojektes des Stadt Wiltz begonnen. In einer ersten Phase entsteht ein Schulcampus. Foto: Ben Majerus

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Vor einer Woche haben an den Ufern der „Wooltz“ die Arbeiten für das größte Bauprojekt in der Geschichte der Stadt Wiltz begonnen. Auf dem ehemaligen Industriegelände in Niederwiltz entsteht gemeinsam mit dem „Fonds du logement“ ein neues und buntes Wohn- und Geschäftsviertel. Es ist als Projekt von nationalem Interesse eingestuft und soll zur langfristigen Entwicklung und Dynamik der gesamten Region beitragen, betont Bürgermeister Fränk Arndt.

Heute vor einer Woche sind die Bagger angerollt. Die Arbeiten am umfangreichsten Bauprojekt der Stadt Wiltz und einem der größten des Landes haben begonnen. Eigentlich hätte deshalb am vergangenen Freitag der erste Spatenstich offiziell gefeiert werden sollen. Aus bekannten Gründen aber hat man das Event abgesagt und langjährigen Begleitern des Projekts, Ideengebern sowie Politikern gesagt: „Bleift doheem!“

Die Umsetzung einer kühnen Idee gemeinsam mit dem „Fonds du logement“ wird nun also endlich Wirklichkeit. Endlich, denn über „Wunne mat der Wooltz“ wird bereits seit einiger Zeit geredet. Die Grundsatzdiskussionen darüber, was überhaupt mit dem ehemaligen Industriegebiet entlang des Flusses geschehen soll, sind noch älter.

In den späten 80er Jahren funktioniert keine der einst zahlreichen Fabriken auf diesen Industriefrischen mehr und neue Betriebe sind nicht in Aussicht. Die Auflagen haben sich geändert und die Bürger zeigen kein Interesse mehr an einem Industriestandort mitten in Wiltz. Deshalb sei bereits Ende der 80er Jahre die Idee eines Wohnprojektes aufgekommen, berichtet Bürgermeister Fränk Arndt: „Komm, wir reißen alles ab, lassen das eine oder andere markante Bauwerk stehen, einen Schornstein, ein Bürogebäude und vor allem das Eingangsportal der Lederfabrik „Ideal“, an dem 1942 der Streik gegen die Zwangsrekrutierung ausgerufen wurde, und dann bauen wir ein komplett neues Wohnviertel.“

Ministerielle Unterstützung

Doch von der Idee bis zu ihrer ansatzweisen Umsetzung dauert es, auch weil nicht genau gewusst war, wie man die Sanierung angehen sollte. Als der heutige Landwirtschaftsminister Romain Schneider 1999 die Kommunalwahlen in Wiltz gewinnt und als neuer LSAP-Bürgermeister in die Gemeinde einzieht, kommt etwas Bewegung in die Sache: „Da haben wir uns konkreter überlegen können, was eigentlich machbar ist oder was nicht“, sagt der Bürgermeister: „Einen wichtigen Impuls hat damals übrigens ein gebürtiger Wiltzer, Fränk Goeders, geliefert. Er hat Bauingenieurwesen studiert und seine Abschlussarbeit über ein urbanistisches Projekt auf den Frischen geschrieben, nämlich ‚Wohnen, Leben, Arbeiten an der Wooltz‘.“

2009 wird Romain Schneider Minister und unter anderem zuständig für ländliche Entwicklung. Er und Wohnungsbauminister Marco Schank werden zu Fürsprechern eines Wohnprojektes an der „Wooltz“ und gründen eine interministerielle Plattform, die alle für ein solches Unterfangen benötigten Akteure an einen Tisch bringt. Projektleiter wird Laurent Tremuth.

Wohl könnten einem heute die elf Jahre lang vorkommen, gibt Bürgermeister Arndt zu, „aber wir haben in der Zeit nicht weniger als sechs Teilbebauungspläne (PAP) unter Dach und Fach gebracht und sind jetzt dabei, den ersten Teil des neuen Viertels zu bauen, nämlich unseren Campus mit Grundschule, ‚Maison relais’ und Musikschule.“ Rund 60 Millionen Euro seien dafür vorgesehen. Für die Verwirklichung des Projektes insgesamt muss noch ein Finanzierungsgesetz verabschiedet werden.

Von nationalem Interesse

Wiltz ist von der Regierung als „Centre de développement et d’attraction national“ eingestuft worden. „Bei ‚Wunne mat der Wooltz‘ handelt es sich demnach um ein Projekt von großem Ausmaß und von nationalem Interesse“, sagt Arndt. Als solches solle es mit seinen später bis zu 40 Hektar zur langfristigen Entwicklung und Dynamik der gesamten Region beitragen.

Ein Hauptelement in dem städtebaulichen Gesamtkonzept, in dem mittelfristig rund 1.000 Wohnungen für etwa 2.500 Menschen entstehen werden, ist die „Wooltz“. Deshalb würde es auch nicht „Wohnen an der Wooltz“ heißen, sondern „Wohnen mit der Wooltz“, erklärt Arndt, der nicht verhehlt, wie sehr ihm persönlich Bäche und Flüsse gefallen.

Der „Wooltz“ wird mit diesem Projekt ein Stellenwert und auch ein Platz eingeräumt, den sie in Industriezeiten nie hatte. Um das zu erreichen, waren gewissenhafte Sanierungs- und Vorbereitungsarbeiten nötig. Die waren wohl weniger aufwendig als bei Grundstücken, die durch die Schwerindustrie belastet wurden, doch trotzdem hat es einige Zeit gedauert, um reinen Tisch zu machen: „Die Wooltz ist heute praktisch trinkbar“, betont der Bürgermeister. Er wirkt dabei nicht wenig stolz.

Wiltz sagt Nein!

Der 31. August 1942 setzt Wiltz auf die Weltkarte. An jenem Montag nämlich wird im Ardennerstädtchen zum Generalstreik aufgerufen. Auslösender Funke war die tags zuvor vom Nazi-Stadthalter im Großherzogtum verkündete Zwangsrekrutierung in die deutsche Wehrmacht für alle Luxemburger der Jahrgänge 1920 bis 1924. Begonnen hat der Streik morgens gegen 7 Uhr vor dem Portal der „Ideal“-Lederfabrik in Wiltz und sich dann über die Grundschule der Ortschaft aufs ganze Land ausgebreitet. Wohl wurde der Streik von den Nazis blutig niedergeschlagen, doch sorgte der mutige Akt des Widerstandes in der ganzen freien Welt für Aufsehen. 

Lederindustrie

Die Anfänge der Wiltzer Lederindustrie reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Allein im Jahr 1868 gab es 28 Gerbereien, wovon zwei bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts überlebten: die Lederfabriken Ideal und Lambert. Um 1950 waren die Ideal-Werke die größte Luxuslederfabrik von Westeuropa und beschäftigten bis zu 1.200 Personen. Trotzdem musste sie im Jahr 1961 schließen. Bereits 1953 hat die Gerberei Lambert, die vor allem Sohlleder und Antriebsriemen herstellte, die Produktion einstellen müssen. Modernere und billigere Prozeduren, die internationale Konkurrenz und die Erfindung des Kunstleders waren mit Schuld am Untergang der letzten beiden Wiltzer Gerbereien.

Nomi
2. November 2020 - 12.56

Mir bau'en Industriezonen ob der grenger Wiss, an nei Wunngebidder ob aalen, verseuchten Industriebroochen ! Do ass awer vill Sand am Gedriw !