Bei einem Gipfel zur Zweistaatenlösung am Montag ab 21.00 Uhr MESZ wollten Frankreich, Luxemburg und weitere Länder offiziell ihre Anerkennung eines palästinensischen Staats verkünden. Großbritannien, Kanada, Australien und Portugal hatten dies bereits am Sonntag getan. Der Schritt wird von Israel scharf kritisiert. Deutschland will eine Anerkennung erst am Ende eines Verhandlungsprozesses. Ein solcher Prozess müsse allerdings „jetzt beginnen“, erklärte der deutsche Außenminister Johann Wadephul vor seiner Abreise nach New York.
Die Palästinenserinnen und Palästinenser „wollen eine Nation, sie wollen einen Staat, und wir sollten sie nicht in Richtung der Hamas drängen“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Sonntag dem Sender CBS News. Die Freilassung der weiterhin im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln, die am 7. Oktober 2023 von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas entführt worden waren, würde er jedoch zur Vorbedingung für weitere Schritte machen, etwa die Eröffnung einer palästinensischen Botschaft, fügte Macron hinzu.
Ziel des von Frankreich und Saudi-Arabien initiierten Gipfeltreffens am Montag vor der am Dienstag beginnenden UN-Generaldebatte war es, inmitten des Gaza-Kriegs dem Nahost-Friedensprozess neuen Schwung zu verleihen. Angesichts des zuletzt massiv verschärften militärischen Vorgehens der israelischen Armee und der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen wächst die internationale Kritik an Israel zunehmend. Auch Belgien, Andorra, Malta und San Marino wollten einen palästinensischen Staat anerkennen.
Großbritannien, Kanada, Australien und Portugal und damit vier westliche Staaten hatten am Sonntag die Anerkennung eines Palästinenserstaates verkündet. Politiker aller vier Länder betonten dabei ihre Hoffnung auf die Realisierung der Zweistaatenlösung und auf ein friedliches Nebeneinander Israels und eines palästinensischen Staates in der Zukunft.
Noch mehr Siedlungen im Westjordanland
Großbritannien und Kanada sind dabei die ersten Mitglieder der G7-Gruppe großer Wirtschaftsnationen, die diesen Schritt gingen. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP entschlossen sich somit insgesamt mindestens 144 der 193 UN-Mitgliedstaaten zur Anerkennung eines Palästinenserstaates. Wenn auch Frankreich wie angekündigt am Montag einen palästinensischen Staat offiziell anerkennt, haben zusammen mit Großbritannien, China und Russland alle Vetomächte im UN-Sicherheitsrat mit Ausnahme der USA diesen Schritt getan.
Vonseiten Israels wurde die Entscheidung scharf kritisiert: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte, es werde niemals einen Palästinenserstaat geben. „Ich habe eine klare Botschaft: Kein Palästinenserstaat wird westlich des Jordans errichtet werden.“ Stattdessen werde Israel den Bau von Siedlungen im besetzten Westjordanland nun noch verstärken. Ein palästinensischer Staat wäre für Israel existenzgefährdend und „absurd“. Zuvor hatten zwei rechtsextreme Minister aus Netanjahus Regierung sogar eine Annexion des Westjordanlands gefordert.
Die US-Regierung bezeichnete die Anerkennung durch wichtige Verbündete wie Großbritannien und Kanada als Symbolpolitik. Die Prioritäten Washingtons lägen weiterhin klar auf „ernsthafter Diplomatie, nicht auf performativen Gesten“, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Sonntag.
Einreiseverbot für Palästinenserpräsident
Ende Juli hatten 15 westliche Länder bei einer von Frankreich und Saudi-Arabien organisierten UN-Konferenz bereits einen gemeinsamen Appell zugunsten eines eigenen Staats für die Palästinenser lanciert. In einer weiteren Erklärung von 17 Ländern, der EU und der Arabischen Liga wurde gefordert, die Hamas müsse ihre „Herrschaft in Gaza“ im Rahmen einer Lösung zur Beendigung des Kriegs beenden.
Zur Generaldebatte der UN-Vollversammlung in den kommenden Tagen reisen rund 140 Staats- und Regierungschefs nach New York. Es wird jedoch erwartet, dass die 80. Generalversammlung im Jubiläumsjahr durch den Konflikt um die Anerkennung eines Palästinenserstaats belastet wird.
Ein Politiker, der bei dem Treffen fehlen wird, ist Palästinenserpräsident Mahmud Abbas: Die USA hatten ein Einreiseverbot gegen ihn verhängt. Er soll jedoch per aufgezeichneter Videobotschaft bei der UN-Generaldebatte sprechen.
Israel hat Berichten zufolge mit der Annexion des Westjordanlands gedroht, sollten westliche Staaten ihre Pläne für die Anerkennung eines palästinensischen Staats umsetzen. UN-Generalsekretär António Guterres sagte in einem AFP-Interview mit Blick auf Israel: „Wir sollten uns nicht durch die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen eingeschüchtert fühlen.“ Es bestehe „die Chance, die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren, um Druck auszuüben“. (AFP)
De Maart
Ein starkes stueck dass die USA einem praesidenten eines UN quasi mitglieds die einreise verbieten.
Vielleicht sollte man um den umzug des UN sitzes nach Beijing nachdenken.