Handball„An der Einstellung arbeiten“: Die Erkenntnisse aus den Vorbereitungsspielen des FLH-Teams

Handball / „An der Einstellung arbeiten“: Die Erkenntnisse aus den Vorbereitungsspielen des FLH-Teams
Für die kollektiv viel stärkere FLH-Auswahl erzielte Daniel Scheid (in Blau) am Samstag im zweiten Spiel gegen die USA vier Tore Foto: Fernand Konnen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach den beiden Niederlagen gegen Portugal und die USA zeigte die FLH-Auswahl am Samstag im letzten Testspiel gegen die US-Boys ein ganz anderes Gesicht. Es war ein versöhnlicher Abschluss der Vorbereitungsphase auf den Monat Januar.

Mit drei Länderspielen, zuerst gegen Portugal, dann zweimal gegen die USA, ging die erste Vorbereitungsphase auf die im Januar anstehende WM-Qualifikation und die darauf folgenden Relegationsspiele gegen Belgien zu Ende. Das erste Testspiel gegen das europäische Spitzenteam Portugal ging erwartungsgemäß verloren, war aber noch kein Beinbruch. Die Vorstellung am Freitag gegen die USA war da anders. Gegen diesen Gegner kassierte das FLH-Team eine empfindliche 24:30-Niederlage. Es war nicht einmal die Niederlage, sondern die Art und Weise, wie das Team aufspielte, die zu bedenken gab. Am Samstag hingegen war das FLH-Team nicht wiederzuerkennen. Es zeigte ein komplett anderes Gesicht und rehabilitierte sich mit einem 28:26-Erfolg. Ein versöhnlicher Abschluss also, der für die nächsten Aufgaben wieder Hoffnung aufkommen lässt.

Viel aggressiver und mit viel mehr Selbstvertrauen startete das FLH-Team in die Partie, übernahm von Beginn an die Führung und gewann sicher mit 28:26. Im ersten Spiel lagen sie nach wenigen Minuten mit 0:4 zurück, am Samstag führten die Luxemburger nach fünf Minuten mit 4:1. Eine Führung, die sie bis zum Schluss nicht mehr abgeben sollten, sie konnten sie sogar bis zur Pause auf fünf Tore ausbauen. Nach der Pause probierte Trainer Malesevic einiges aus, ohne dass dies größeren Einfluss auf das Ergebnis gehabt hätte, denn nach 52‘ lag Luxemburg immer noch mit 25:20 in Front. „Vielleicht habe ich einige Wechsel getätigt, die nicht nötig gewesen wären, doch Testspiele sind zum Ausprobieren da“, so der Trainer. Die US-Boys sträubten sich mit aller Macht gegen die Niederlage und als sie zum Schlussspurt ansetzten, wurde es noch einmal eng. Den 28:26-Sieg der FLH-Herren konnten sie nicht mehr verhindern. Ein für die Moral und das Selbstvertrauen der Truppe sehr wichtiger Erfolg gegen einen Gegner, der enorme Fortschritte gemacht hat. 

Vor den wichtigen und entscheidenden Begegnungen für die Nationalmannschaft im Januar analysiert das Tageblatt, was in den drei Vorbereitungsspielen schon stimmte und woran noch gearbeitet werden muss. 

Einstellung

War die erste Partie noch in Ordnung, so ließ die Mannschaft am Freitag gegen die USA die nötige Geschlossenheit und das Selbstvertrauen vermissen. Zu ängstlich agierte man in allen Bereichen. Auch die Körpersprache ließ zu wünschen übrig, besonders die kämpferische Einstellung war ungenügend. Das war am Samstag ganz anders und machte sich sogar auf der Reservebank bemerkbar. Bei jeder gelungenen Aktion sprangen alle Reservisten auf und feierten das Tor oder die Balleroberung. „Beim Spiel gegen Portugal war die Nervosität noch verständlich, doch hat mir das Engagement des Teams im ersten Spiel gegen die USA überhaupt nicht geschmeckt. Wir haben danach lange gesprochen und die Mannschaft hat es begriffen und dieses Mal ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Diese Einstellung müssen sie in Zukunft in all den Spielen zeigen, die sie für ihr Heimatland bestreiten“, so der Trainer.

Abwehr

Die 39 Tore, die das Team von Trainer Malesevic gegen die starken Portugiesen kassierte, waren nicht alleine auf eine schlechte Abwehrleistung zurückzuführen, sondern auch auf die vielen technischen Fehler, die sich das FLH-Team leistete und die den pfeilschnellen Südländern zu temporeichen Gegenstößen und leichten Toren verhalfen. Verständlich auch, dass die Abstimmung in der Abwehr gegen diesen Klassegegner noch viele Wünsche offen ließ. Der neuformierte Abwehrblock mit Weyer, Rastoder, Trivic, Ilic oder Muller und auch Schuster gab sich zwar kämpferisch, doch die Zusammenarbeit zeigte Schwächen, sodass der Gegner immer wieder entstandene Lücken ausnutzen konnte. Besonders in der ersten Partie gegen die erstaunlich starken US-Amerikaner bekamen die Luxemburger keinen Zugriff, immer wieder wurden sie von den sicheren Ballstafetten der Amis ausgespielt. Außerdem waren die Verteidiger immer zu spät am Ballhalter, der dann fast ungestört einwerfen konnte. Ganz anders aber in der zweiten Partie, in der man schneller und vor allem aggressiver zu Werke ging. Obwohl der Gegner nicht schlechter war als am Vortag, kam er nicht mehr so einfach zum Torerfolg. 

Angriff

Gegen Portugal konnte man gute Ansätze im Angriffsverhalten sehen. Mit hohem Tempo ließ die Mannschaft zeitweise den Ball zirkulieren, einige taktische Spielzüge waren zu erkennen. Zu viele technische Fehler oder Fehlpässe machten die guten Ansätze aber zunichte. Die schnellen Portugiesen spritzten dazwischen und konnten den Ball abfangen. Dass die Außen nicht genug eingebunden wurden, ist eine Schwachstelle, die bereits seit längerem bekannt ist. Gegen die USA aber war die Angriffsleistung einfach enttäuschend. Kollektiv lief nichts zusammen, nur durch einige individuelle Aktionen von Wirtz, Hoffmann und Aldin Zekan gab es die seltenen Höhepunkte. Ein Lichtblick war der junge Loïc Kaysen, der einige Male sein Potenzial unter Beweis stellen konnte. Am Samstag dann ebenfalls ein völlig anderes Bild. Beherztes Angreifen im positionierten Angriff, einige herrliche Gegenstöße, überhaupt ein viel höheres Tempo und ein viel kollektiveres Auftreten, wie man auch aus der Torschützenliste herauslesen kann: Jeweils drei Tore von Guden und Werdel sowie vier von Ilic, Wirtz, Scheid und Hoffmann beweisen die sehr kollektive Angriffsleistung. Wer aber Regisseur spielen sollte, ist nach diesen Partien noch unklar.

Torhüterleistungen

An den erfahrenen Auger und Herrmann kommt der Trainer wohl nicht vorbei. Mika Herrmann zeigte immer wieder seine Klasse, besonders in der Anfangsphase der Partie gegen Portugal, in der er über eine lange Zeit mit seinen Paraden seine Mannschaft im Spiel hielt. In der dritten Partie stand dann Chris Auger, bei seinem ersten Einsatz, von Beginn an bis zur 39. zwischen den Pfosten und lieferte eine starke Leistung ab. 14 Paraden, davon zwei Siebenmeter, zeugen davon, dass man noch nicht auf die Erfahrung des „Oldies“ verzichten kann. Aber auch der junge Scott Meyers zeigte gute Ansätze und könnte in Zukunft mit etwas mehr Erfahrung zum Stammkeeper aufsteigen. Der vierte, Jérémy Guerder, hatte das Pech, im ersten Spiel gegen die USA vor einer schwachen Abwehr antreten zu müssen, sodass man ihn nicht richtig beurteilen kann.  

Fazit

In dieser neuformierten Mannschaft hat man zwar viel Potenzial und individuelle Fähigkeiten, leider kamen sie erst in der dritten Partie so richtig zum Vorschein. Dem Trainer, der zwar den Spielern zu jeder Zeit sein Vertrauen ausgesprochen hat, wird jedenfalls die Arbeit nicht ausgehen. Auf die Frage, was man noch verbessern müsste, war seine lakonische Antwort: „Eigentlich kann man alles noch verbessern, aber besonders an der Einstellung müssen wir arbeiten.“ Denn nur mit der Einstellung vom letzten Spiel kann man in der WM-Qualifikation positive Überraschungen erwarten. „Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, doch die Leistung heute lässt mich wieder zuversichtlicher auf die kommenden Aufgaben blicken“, sagte Verbandspräsident Romain Schockmel nach der Partie am Samstag.

Eigentlich kann man alles noch verbessern, aber besonders an der Einstellung müssen wir arbeiten

Nikola Malesevic, Nationaltrainer

STATISTIK

Luxemburg – USA 28:26 (17:12) 

Luxemburg: Auger (1-39’, 58-60’, 13 Paraden, davon 2 7m), Meyers (39-58’, 2 P.) – Popescu 1, Etute 1, Weyer 2, Muller 1, Ilic 4, Armin Zekan, Wirtz 4, Trivic, Aldin Zekan, Scheid 4, Rastoder, Kaysen, Biel 1, Hoffmann 4, Guden 3, Werdel 3
USA: Merkovszki (1-60’, 11 P.), Ingram – A. Binderis, Amitovic 2, Stromberg, Chan 3, Hines 4, Fofana 1, I. Hüter 3, Morawski, P. Hüter 4, Skorupa, Hoddersen 6/4, Srsen, M. Binderis 3, Rysgaard
Schiedsrichter: Schmit/Volz
Siebenmeter: Luxemburg 0/0 – USA 4/6
Zeitstrafen: Luxemburg 2 – USA 3
Zwischenstände: 5’ 4:1, 11’ 7:3, 16’ 10:5, 25’ 13:9, 30’ 17:12, 36’ 19:15, 44’ 22:18, 52’ 25:20, 56’ 26:24
Zuschauer: 200 (geschätzt)

Die Spiele vom Samstag:
Damen U17 Luxemburg – Metz 22:28
Damen Luxemburg – Team Allstars 22:26
Herren Luxemburg – USA 28:26