10. MaiAktionstag gegen den Schlaganfall: Risiko um 10 Prozent senken

10. Mai / Aktionstag gegen den Schlaganfall: Risiko um 10 Prozent senken
Chantal Keller, Präsidentin der „Blëtz asbl“: „Je älter die Bevölkerung wird, umso mehr können Schlaganfälle und die damit verbundenen Kosten zunehmen, besonders auch in Luxemburg. Umso wichtiger ist es, in die Vorbeugung zu investieren!“ Foto: Blëtz asbl

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1999 hat die Deutsche Schlaganfall-Hilfe den 10. Mai zum Tag gegen den Schlaganfall ausgerufen. Seit 2016 macht auch Luxemburg beim Aktionstag mit. Pandemiebedingte Einsamkeit, neuropsychologische Hilfe in der Nachbehandlung und Prävention sind die Themen, die von der Vereinigung „Blëtz“ dieses Jahr besonders hervorgehoben werden. Vorbeugung sei vor allem bei einer immer älter werdenden Bevölkerung ein wichtiges Instrument.

Der Tag gegen den Schlaganfall wurde 1999 in Deutschland durch die Deutsche Schlaganfall-Hilfe ins Leben gerufen. Hauptziele der 1992 von der Unternehmerin Liz Mohn (Bertelsmann) gegründeten Stiftung sind Prävention, Früherkennung von Schlaganfällen und die Hilfe danach – für Betroffene und ihre Angehörigen.

Seit 2016 nimmt auch die Luxemburger „Blëtz asbl“ an diesem Aktionstag der deutschen Stiftung teil. Bisher hat die Vereinigung zum „Tag gegen den Schlaganfall“ Fortbildungen für Physiotherapeuten, Neuropsychologen und Ergotherapeuten angeboten sowie eine Kampagne für junge Schlaganfall-Betroffene in die Wege geleitet. Wegen Corona ist das zurzeit nicht möglich.

Gegen die Vereinsamung

Nichtsdestotrotz will „Blëtz“ heute ein Zeichen setzen, so Präsidentin Chantal Keller: „Es geht ganz besonders um die Einsamkeit, unter der viele Menschen leiden. Diese Isolation wurde durch die Pandemie noch verstärkt. Schlaganfall-Betroffene erhielten keinen Besuch im Krankenhaus. Bei einem Schlaganfall ist dies besonders schwierig, wenn sie unter einer Aphasie, einer Sprachstörung, leiden. Aphasie betrifft sprechen, verstehen, schreiben und lesen. Ohne familiären Kontakt sind die Betroffenen ganz oft verzweifelt, können dies aber gar nicht kommunizieren.“

Die Pandemie ist allgemein für Opfer eines Schlaganfalls keine gute Zeit. Diese seien dauerhaft auf Therapie, Hilfsmittel und Pflege angewiesen, was aber coronabedingt nicht immer so einfach sei, besonders wenn die Betroffenen bereits wieder zu Hause seien, so Chantal Keller. „Oft sind Therapien abgebrochen worden und das schwer Erlernte ist zum Teil wieder verloren gegangen. Viele Betroffene und deren Familien wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Sie fühlten sich verloren. Somit sind viele Betroffene vereinsamt. Der Verlust an Mobilität sowie Sprachstörungen können dazu führen, dass sich die Betroffenen zurückziehen.“

Prävention

Es geht natürlich auch um Prävention beim Aktionstag gegen den Schlaganfall, so die Präsidentin von „Blëtz“: „Es ist unser Anliegen, zu sensibilisieren und die Risiko-Faktoren vom Schlagabfall in allen Altersgruppen besser bekannt zu machen, um somit die Gefahr zu verringern, einen Schlaganfall zu erleiden. In Luxemburg haben vier Leute pro Tag einen Schlaganfall.“ Dass „Blëtz“ den heutigen Tag nutzt, um auf Hirnschläge aufmerksam zu machen, liegt auch daran, dass pandemiebedingt die üblichen Aktivitäten, wie die monatliche „porte ouverte“, Konferenzen oder Schulkampagnen, nicht stattfinden können.

Durch Prävention seien 10 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar. Durch regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks zum Beispiel. Natürlich würden auch Faktoren wie die Genetik, das Alter und das Geschlecht eine Rolle spielen. Chantal Keller weist in dem Kontext auf das Informationsblatt „Wie hoch ist Ihr Risiko“ von „Blëtz“ hin, das in vier Sprachen (Deutsch, Französisch, Portugiesisch und Englisch) erhältlich und gratis unter der Nummer 621 88 00 88 bestellt werden kann. „Um die Zahl der Schlaganfälle zu senken, wäre ein Schlaganfall-Präventionsprogramm wichtig, ähnlich dem bei der Mammografie“, so die Präsidentin von „Blëtz“.

Bei einem Schlaganfall müsse man schnell reagieren: „Jede Minute zählt.“ Ziel der Aktionen der Vereinigung sei es deshalb, dass die Zeichen und Symptome eines Schlaganfalls schnell erkannt werden können, um dann sofort richtig zu handeln. Bei Schlaganfall typischen Symptomen wie beispielsweise asymmetrischem Lächeln oder komischem Sprechen solle man keine Zeit verlieren und sofort den Notruf 112 wählen.

Neuropsychologische Hilfe

Den heutigen 10. Mai nutzt die Vereinigung aber auch, um auf eine spezielle Aktion aufmerksam zu machen, sagt die „Blëtz“-Präsidentin. Mit den Neuropsychologen aus ihrem wissenschaftlichen Gremium bietet sie ihren Mitgliedern nämlich zehn kostenlose neuropsychologische Beratungen/Behandlungen an: „Ein Schlaganfall verändert das Leben radikal und oft sind die Betroffenen und ihre Familien mit der neuen Situation überfordert. Das Zusammenleben ist problematisch und die menschlichen Bedürfnisse verändern sich. Oft tritt das Bedürfnis nach Beratungen erst lange nach dem ersten Jahr nach dem Schlaganfall auf. Diese nachträglichen neuropsychologischen Behandlungen schlagen mit jeweils 110 Euro zu Buche, werden jedoch nicht von der Krankenkasse erstattet.“

Seit 2016 ist Luxemburg durch Chantal Keller sowie die Neurologin Dr. Monique Reiff bei der „Stroke Alliance for Europe“ (SAFE) vertreten. Eines der übergeordneten Ziele besteht vorrangig in der Reduktion der absoluten Zahl der Schlaganfallpatienten um mindestens 10 Prozent. 

Dass Handlungsbedarf besteht, wird im Aktionsplan Schlaganfall deutlich. Hier zeige sich, dass die Zahl der Schlaganfälle aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung in Europa in den nächsten Jahren um 34 Prozent steigen wird. Bei den damit verbundenen Kosten würde Luxemburg unter 35 Ländern 2030 an vierter Position liegen und 2040 trauriger Spitzenreiter sein. „Deswegen ist es umso wichtiger, jetzt in die Schlaganfall-Prävention zu investieren“, so Chantal Keller.

„Blëtz asbl“

Informationen unter 26 51 35 51/621 88 00 88 oder info@bletz.lu

F.A.S.T., jede Minute zählt

Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, um dem Betroffenen zu helfen. Die F.A.S.T.-Checkliste kann dabei dienen. 
F: Face = Gesicht: Bitten Sie, den Patienten zu lächeln. Ist das Lächeln asymmetrisch?
A: Arms = Arme: Bitten Sie den Patienten, beide Arme zu heben. Sinkt ein Arm nach unten?
S: Speech = Sprache: Ist die Sprache verwaschen oder komisch?
T: Time = Zeit: Erkennen Sie eines dieser Symptome: umgehend die Notrufnummer 112 wählen