FR.A.RT (42)Aitana Kugeler, 1996, Kolding

FR.A.RT (42) / Aitana Kugeler, 1996, Kolding
 Foto: Anouk Flesch

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Aitana Kugeler ist eine junge Grafikdesignerin, die sich weniger für Produkte und deren Verkauf als für zwischenmenschliche Beziehungen interessiert. Nach einem klassischen Grafikdesignstudium in Barcelona entschied sie sich dazu, mit ihrer Arbeit Menschen zu helfen, anstatt dazu beizutragen, dass Kund*innen zu Verkaufszwecken manipuliert werden. Sie entwarf ein nonverbales Kommunikationstool, mit dem sich Menschen über ihre Gefühle austauschen können. Kommendes Jahr wird sie ihr Studium im „Social Design“ in Kolding (Dänemark) abschließen. Für ihre Masterarbeit arbeitet sie mit dem Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA) zusammen, für das sie auch Digitale Kuration macht.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Aitana Kugeler: Ich bin empathisch, zuverlässig und eine Teamplayerin.

Wann sind Sie am kreativsten?

Wenn ich mit anderen Menschen zusammenarbeite, bin ich effizienter und kreativer. Projekte werden besser, wenn sich mehrere Menschen Gedanken dazu machen.

Wie kamen Sie auf die Idee, Social Design zu studieren?

Im Bachelor hatte ich einen Kurs über Berufsethik, der eine Identitätskrise in mir hervorrief. Wir hatten als Aufgabe, unsere Werte festzulegen und uns zu fragen, was wir vertreten oder wofür wir kämpfen. Das öffnete mir die Augen. Ich realisierte, dass ich eigentlich keine Grafik studieren wollte, weil sie ausschließlich Konsumzwecken dient. Ich habe dann doch mein Studium beendet und versucht, mehr Tiefe in meine Projekte einzubringen, als nur ein schönes Logo oder eine attraktive Verpackung zu kreieren. Jetzt studiere ich „Social Design“ im Master. Es geht nicht darum, etwas zu verkaufen oder Kund*innen zu manipulieren, sondern Menschen zu helfen. Man drängt nichts auf, sondern geht von Bedürfnissen aus und arbeitet gemeinsam mit den Betroffenen Projekte aus. Ich bin froh, im Design meinen Weg gefunden zu haben und nicht zum Konsumzwang beizutragen.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Ich würde gerne in die Zeit von Picasso reisen, als es richtige Künstler*innengemeinschaften gab, wo sich alle kannten und gegenseitig inspirierten. Vor kurzem habe ich außerdem eine Ausstellung von der Pionierin Georgia O’Keeffe besucht. Ich hätte gerne gesehen, mit welcher Energie sie sich durchsetzte in einer männerdominierten Welt.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Bisher habe ich noch keine spezifischen Erfahrungen gemacht. Ich habe aber bemerkt, dass man als weibliche Designerin Erfahrungen und Gefühle ansprechen kann, die viele Frauen* teilen und die Männer so nicht kennen. Vielleicht könnte meine Arbeit in die Richtung noch engagierter sein.

Wie nehmen Sie die Kulturszene in Luxemburg wahr?

Als ich noch dort lebte, hatte ich das Gefühl, es sei nichts los. Jetzt merke ich, wie viele spannende Events es gibt. Es scheint, als gäbe es eine kreative, motivierte und junge Generation, die die Kulturszene prägt.

Welche ist Ihre Lieblingskultureinrichtung in Luxemburg?

Ich liebe kleine Institutionen, in denen man direkten Kontakt zu anderen Menschen hat, wie zum Beispiel in den Rotondes. Sie bringen es fertig, viele verschiedene Menschen anzuziehen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Momentan sehe ich mich in einer stabilen Position und als Teil eines kreativen Teams. Ich will weiterhin an sozialen Projekten arbeiten, auch gerne international.

Was würden Sie machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Für einen kurzen Moment wollte ich Anthropologie studieren, weil ich mich für Menschen und ihre Kulturen interessiere. Soziale Arbeit würde vielleicht auch zu mir passen.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Designerin Isabelle Mattern.

@FR_A_RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR_A_RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.