90 Minuten der Wahrheit – Wird Luxemburg sich für die Play-offs der Nations League qualifizieren?

90 Minuten der Wahrheit – Wird Luxemburg sich für die Play-offs der Nations League qualifizieren?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die luxemburgische Nationalmannschaft hat einen Traum, ein Ziel und kann Historisches schaffen. Bei einem Sieg im Nations-League-Gruppenspiel gegen Weißrussland (am Donnerstag um 20.45 Uhr im Stade Josy Barthel) qualifiziert sich die FLF-Auswahl für die Play-offs und hält damit die Chance auf eine Teilnahme an der EM 2020 am Leben.

1963, als die EM nur unter vier Mannschaften ausgetragen wurde, verpasste Luxemburg erst durch eine 0:1-Niederlage im Entscheidungsspiel gegen Dänemark die Teilnahme am größten Kontinentalturnier. Die Voraussetzungen waren damals aber andere. Die „Roten Löwen“ waren der Underdog. Heute ist das FLF-Team als Tabellenführer der Gruppe 2 der Division 2 Favorit – oder zumindest ebenbürtig mit dem Gegner Weißrussland.

Und damit wären wir beim Thema Druck. Nationaltrainer Luc Holtz hat die Mannschaft seit Beginn des Trainingslagers am Sonntag abgeschottet. Interviews waren verboten. „Mein Ziel war es, Ruhe in die Mannschaft zu bringen, und das ist uns gelungen. Während 48 Stunden gab es keine Gespräche über Druck. Die Jungs sind enorm gut drauf, sehr nüchtern und fokussiert. Sie wissen, was auf sie zukommt.“

Wir haben alle Karten in der Hand

Holtz will das Unwort des Monats November nicht hören, kann aber nicht von der Hand weisen, dass eine Art Erfolgserwartung vorhanden ist. In der öffentlichen Meinung, aber auch innerhalb der Mannschaft. Das Ziel wurde vor dem vorentscheidenden Duell jedenfalls klar vom Auswahltrainer definiert: „Wir werden alles daran setzen, zu gewinnen, aber wir werden nicht auf Teufel komm raus auf Sieg spielen. Auch bei einem Unentschieden sind wir Tabellenführer. Wir haben alle Karten in der Hand. Wäre ich allerdings weißrussischer Nationaltrainer, dann würde ich voll auf Sieg spielen.“


Szenarien

  • Bei einem Sieg gegen Weißrussland ist Luxemburg für die Play-offs qualifiziert.
  • Bei einem Unentschieden behält Luxemburg einen Punkt Vorsprung auf Weißrussland und muss im letzten Gruppenspiel gegen Moldawien gewinnen (bei gleichzeitigem Sieg von Weißrussland gegen San Marino).
  • Bei einer Niederlage gegen Weißrussland ist der Traum Play-offs fast schon vorbei. Nur ein Erfolg von San Marino gegen Weißrussland im letzten Gruppenspiel könnte Luxemburg noch retten.

Die Ausgangssituation ist klar: Gewinnt Luxemburg, sind die Play-offs gesichert. Diese werden im Frühjahr 2020 in einem Halbfinale und Finale ausgetragen. Der Sieger fährt zur Europameisterschaft 2020. Teilen sich beide Teams den Einsatz, dann ist Luxemburg wohl noch Tabellenführer, aber die Situation wird sich verschlechtern.

Die FLF-Formation müsste am Sonntag in Moldawien gewinnen, um weiterzukommen, denn auf einen Ausrutscher von Weißrussland gegen San Marino glauben die wenigsten. Bei einer Niederlage wäre der Traum EM wohl passé. Bei diesem Vorhaben muss Nationaltrainer Luc Holtz auf Vincent Thill, Mario Mutsch (beide angeschlagen) und Kevin Malget (verletzt) verzichten. Christopher Martins, der sich ebenfalls mit einer leichten Verletzung herumplagte, wurde am Mittwoch beim Abschlusstraining geschont, damit er heute voll leistungsfähig ist.

Luxemburg entwickelt sich immer mehr zu einer Macht vor heimischem Publikum. In den letzten zehn Partien wurden sechs Siege und zwei Unentschieden geholt. Nur gegen Österreich und Kap Verde gab es Niederlagen. Das Torverhältnis steht bei 14:9.

Sorgen macht sich Holtz um den Fitnesszustand von Danel Sinani und Maxime Chanot. „Danel wurde zuletzt nicht geschont und Maxime war am Montagmorgen noch mit New York im Einsatz und ist erst spät angereist. Ich habe mit ihm geredet und er weiß, um was es geht. Die mentale Frische kann einem Flügel verleihen.“

Sorgenlos

Der Nationaltrainer macht sich auch keine Sorgen um die relative Unerfahrenheit seiner Mannschaft. „Manchmal geht ein 18-Jähriger nüchterner an so eine Aufgabe heran als ein 30-Jähriger. Das ist Charaktersache. Ein gutes Beispiel dafür ist Olivier Thill. Er ist kürzlich nach Russland gewechselt und tritt dort genauso auf wie in Luxemburg. Couragiert und mit Überzeugung.“

Weißrusslands Nationaltrainer Sergei Kriushenko hat fast ein identisches Aufgebot wie vor einem Monat berufen. Nicht dabei sind Flügelspieler Pavel Nekhajchi (Dinamo Minsk) und der groß gewachsene Stürmer Denis Laptev (Shakhtjor Soligorsk). Führungsspieler Mikhail Gordejchuk (BATE Borissov) fällt auch diesmal mit einer Verletzung aus. Überraschend wieder im Kader steht der ehemalige Topstar Aleksandr Hleb (heute BATE, früher u.a. Arsenal und Barcelona). Der Spielmacher ist mittlerweile 37 Jahre alt und stand zuletzt vor zwei Jahren im Aufgebot der Nationalmannschaft. Er gesellt sich zu den vielen erfahrenen Akteuren im Team von Kriushenko.

Die Weißrussen reisen nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel mit Selbstvertrauen nach Luxemburg, stehen jedoch auch unter Zugzwang. Luc Holtz macht sich keine größeren Sorgen: „Wenn die Spieler ihre Leistung aus den letzten Heimspielen abrufen, dann kann eigentlich nichts schiefgehen.“ Und wenn dann wirklich nichts schiefgeht, dann greift Luxemburg nach der EM.


Alle freuen sich auf Bensi

Stefano Bensi kehrte nach einem Jahr Abstinenz und nach viel Verletzungspech am Montag wieder in den Kreis der Nationalmannschaft zurück. Darüber freuten sich neben ihm selbst auch seine Mitspieler und der Nationaltrainer.

„Stef (Bensi) kann uns bereits jetzt weiterhelfen. Ich wünsche ihm, dass er morgen (heute) entscheidenden Einfluss auf das Spiel nehmen wird“, schließt Luc Holtz einen Einsatz des Fola-Spielers nicht aus. Auch Teamkollege Chris Philipps freute sich, den Angreifer wieder in Lipperscheid begrüßen zu dürfen. „Ich verstehe mich sehr gut mit ihm und war sehr erfreut darüber, dass er wieder für die Nationalmannschaft berufen wurde. Er hat uns in der Vergangenheit weitergeholfen und kann das auch jetzt tun. Er hat in den vergangenen Monaten viel gelitten und deshalb ist jeder in der Mannschaft froh, dass er zurück ist.“


V. Thill fährt nach Hause

Luc Holtz hat am Mittwoch entschieden, Vincent Thill zurück zu seinem Verein zu schicken. „Der FC Pau und externe Leute haben Druck auf ihn ausgeübt. Nach seiner Verletzung habe ich Vincent (Thill) beim Training beobachtet – seine Bewegungsabläufe waren normal. Er hat jedoch behauptet, dass er nicht in der Lage sei, zu spielen. Unter diesen Umständen war er nicht bereit, eine solch wichtige Partie zu bestreiten, und deshalb habe ich beschlossen, ihn nach Hause zu schicken.“


Die Aufgebote

Luxemburg: 

Weißrussland:

Tor: Andrej Gorbunov (Dinamo Minsk), Sergey Chernik (Nancy/F), Denis Shcherbitski (BATE Borisov)

Abwehr: Alexander Martynovich (FK Krasnodar/RUS), Igor Shitov (Dinamo Minsk), Denis Polyakov, Maksim Volodjko, Aleksey Rios (alle BATE Borisov), Sergey Politevich (Kairat Almaty/KAZ), Mikhail Sivakov (FK Orenburg/RUS)

Mittelfeld: Aleksandr Hleb, Stanislav Dragun, Igor Stasevich, Dmitri Baga (alle BATE Borisov), Sergey Kislyak, Pavel Savitskiy (beide Dinamo Brest), Anton Putsila (Ankaragüçü/TUR), Sergey Balanovich, Yuri Kovalev (beide Shakhtjor Soligorsk), Ivan Maevski (FC Astana/KAZ)

Angriff: Nikolaiy Signevich, Maksim Skavysh (beide BATE Borisov), Anton Saroka (Lokeren/B)